Regelversorgung gewährleistet

Impfen ohne Termin in den Zentren - "Den inneren Schweinehund überwinden"

Die Coronavirusschutzimpfung soll an vielen Orten angeboten werden
Archivbild O|N / Hendrik Urbin

29.07.2021 / WIESBADEN - Knapp 50 Prozent der Menschen in Hessen sind gegen das Coronavirus vollständig geimpft. Über 60 Prozent der Hessen haben zumindest eine Erstimpfung. Monatelang war der Impfstoff knapp, die Nachfrage größer. Die Situation hat sich geändert: Die Nachfrage ist zurückgegangen.



Gesundheitsminister Kai Klose, Innenminister Peter Beuth und Frank Dastych, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen haben am Mittwochnachmittag eindringlich geworben: "Lassen Sie sich impfen!" Dafür sollen die Angebote vereinfacht werden.

Die 28 Impfzentren werden ab kommenden Montag zu den Öffnungszeiten alle Hessen ohne Termin impfen. Es ist dann auch nicht notwendig, sich im eigenen Landkreis impfen zu lassen. In mehreren Impfzentren werden auch Kinder und Jugendlich ab zwölf Jahren geimpft - mit Arztgespräch und Einverständnis der Eltern. Bis zum 30. September dieses Jahres - dann machen die Impfzentren zu. Ab Oktober übernehmen die Ärzte die Regelversorgung.

Mindestens 350.000 Impfungen pro Woche möglich

"Wir werden sicherstellen, dass die Impfungen in Hessen flächendeckend gewährleistet sind", sagt Dastych. Es seien für die Ärzte in Hessen 350.000 Impfungen pro Woche möglich. Dazu impfen die Betriebsärzte und Privatärzte. Auch mögliche Boosterimpfungen und Impfungen für Kinder und Jugendliche können die Ärzte leisten. Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen sprach sich indirekt für eine Impfung der Kinder und Jugendlichen aus und kritisierte die Ständige Impfkommission, weil diese nicht sage, welche Daten fehlen und wann die Bewertung von Impfungen der jungen Menschen abgeschlossen sei.

Die Minister Beuth und Klose dankten den vielen Menschen, die sich in den Impfzentren engagieren. Am 6. Mai dieses Jahres wurden rund 34.000 Menschen in einem der 28 Impfzentren geimpft. Knapp vier Millionen Impfungen haben die hessischen Impfzentren seit deren Öffnung im Dezember des vergangenen Jahres verabreicht. Aktuell würden rund 1.000 neue Termine pro Tag gebucht. Die Impfzentren sind weit entfernt von einer hohen Auslastung.

Gemeinschaftsaufgabe

Während der Pressekonferenz machten die Minister und der Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung deutlich, wie wichtig die vollständige Coronavirusschutzimpfung für die Menschen sei. "Wir verstehen die Impfungen als Gemeinschaftsaufgabe", sagte Dastych. "Sie schützen sich selbst, ihre Nachbarn und machen etwas für die Gesellschaft", rief der Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung dazu auf, "den inneren Schweinehund" zu überwinden.

Dafür sollen die Schwellen weiter gesenkt werden. Das bedeutet: kreative Ideen, zum Beispiel in den Quartieren zu impfen. "Die Sonderimpfungen wollen wir fördern und verstärken", sagte Klose. "Impfen to go" soll dabei helfen, die Impfbereitschaft zu erhöhen. Das klappe an vielen Stellen, die Angebote würden angenommen.

Keine Impfdose wegwerfen

Vor wenigen Monaten wurde darüber diskutiert, ob die Priosierungsgruppen sinnvoll sind, wer wieso warten muss und wo der Impfstoff bleibt. Jetzt wird darüber gesprochen, wie Impfdosen etwa von AstraZeneca weitergeben werden können - "egal wo auf der Welt", so der Gesundheitsminister. Denn in vielen Ländern wird der Impfstoff dringend gebraucht.

Und Impfdosen wegwerfen, weil diese nicht gebraucht werden, soll verhindert werden. Bislang sei eine geringe Anzahl der Impfdosen "Verworfen" - eine genaue Zahl nannte Klose nicht. Auf die Menschen zu gehen, mit ihnen sprechen und möglichst die Vorbehalte gegenüber einer Coronaschutzimpfung nehmen - das ist das Ziel. Auch die Menschen, die keinen Hausarzt haben, können sich bei einem niedergelassenen Arzt melden - oder in den kommenden Wochen in einem der 28 Impfzentren. Impfen einfach gemacht - damit die Impfquote deutlich steigt. (Hans-Hubertus Braune) +++

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