"Der Schiene gehört die Zukunft"

DB-Konzernbevollmächtigter Dr. Klaus Vornhusen über die Mobilität der Zukunft

In welche Richtung entwickelt sich in Zukunft die Mobilität?
Symbolbild: Pixabay

15.05.2021 / FULDA - Autonomes Fahren, Hyperloop und E-Auto - Konzepte gibt es viele, wie Deutschland die Verkehrs- und Klimawende gestalten kann. Sicher ist: Der Bahn als grünstem Verkehrsträger kommt eine besondere Rolle zu. 



Herr Dr. Vornhusen, kann die Bahn als schienengebundenes Mobilitätssystem im Markt der Zukunft noch wettbewerbsfähig zu selbstfahrenden Autos und Flugzeugen sein?

"Absolut! Wir haben die besten Voraussetzungen dafür. Die Zukunft liegt in der Elektromobilität und alternativen Antrieben. Da ist die Bahn mit Abstand Vorreiter. 90 Prozent der Verkehrsleistung werden auf der Schiene bereits elektrisch erbracht – über 60 Prozent übrigens mit Ökostrom. Wir erleben gerade eine Renaissance der Schiene. Wer heute klimabewusst reisen will, setzt sich in den Zug und wartet nicht auf elektrisch oder gar autonom fahrende Autos. Und bequem ist es auch, weil ich die Reisezeit so nutzen kann, wie ich es möchte."

Wie müssen Angebote in Zukunft aussehen, damit mehr Menschen auf die Bahn umsteigen?

"Der Schlüssel heißt vernetzte Mobilität, also Angebote clever zu kombinieren. Dank digitaler Tools wie unserer App DB Navigator wird es auch immer leichter, dies im Alltag zu nutzen. Eine Bahnreise beginnt ja nicht am Bahnhof, sondern schon auf dem Weg dorthin. Mitfahrgelegenheiten oder Dienste für Elektrofahrzeuge müssen wir eng mit dem ÖPNV verknüpfen. Seit Anfang April ist beispielsweise unser On-Demand-Shuttle HeinerLiner in Darmstadt unterwegs und bringt Fahrgäste mit batteriebetriebenen Kleinbussen flexibel von Start zu Ziel. Auch hier: keine Zukunftsmusik, sondern bereits gelebte Praxis."

Wie tragen Ausbaustrecken, beispielsweise von Hanau nach Fulda, zu mehr Attraktivität für Reisende bei?

"Mit unseren Investitionen in die Infrastruktur schaffen wir die Voraussetzung für mehr Verkehr und eine noch bessere Pünktlichkeit. Allein 2021 fließt eine Rekordsumme von rund 12,7 Milliarden Euro von DB, Bund und Ländern – 1,39 Milliarden allein in Hessen – in Modernisierung, Instandhaltung sowie Neu- und Ausbau und attraktivere Bahnhöfe. Zu Ihrem Beispiel: Die Strecke zwischen Hanau und Fulda ist eine der wichtigsten und auch der am stärksten befahrenen in Deutschland. Auf den vorhandenen Gleisen verkehren Tag für Tag zwischen 250 und 300 Züge. Wir brauchen schlichtweg mehr Platz. Mit Aus- und Neubau lösen wir den Engpass auf, erhöhen Kapazitäten und Pünktlichkeit und verkürzen überdies noch die Fahrzeiten für die Kunden."

Die Digitalisierung führt in etlichen Branchen zu massiven Neuerungen. Wie nutzt die DB die Chancen, die sich daraus ergeben?

"Nochmal ein Blick auf den DB Navigator: Was 2009 klein anfing, ist heute für unsere Kunden der ultimative digitale Reisebegleiter und Generalschlüssel zur öffentlichen Mobilität. 100 Millionen Zugriffe hat die App heute – pro Monat! Im Betrieb steht das System Bahn vor einem Technologiesprung, den wir aktiv mit dem Programm "Digitalen Schiene Deutschland" antreiben. In der ersten Stufe sind wir dabei, zeitnah unsere Leit- und Sicherungstechnik zu digitalisieren, wobei das europaweit einheitliche European Train Control System (ETCS) zum Einsatz kommt. Auf dieser Basis werden wir in der zweiten Stufe das volle Potenzial ausspielen können: Züge, die wir in kürzeren Abständen fahren, die wir in Echtzeit automatisiert steuern und die ihre Umwelt durch Sensorik erkennen. Damit können wir mehr Züge fahren und die Pünktlichkeit steigern – ohne den Bau eines einzigen neuen Gleises. In Summe: Der Schiene gehört die Zukunft!"

Zweites Online-Symposium zur betrieblichen Mobilität der Zukunft: Das Elektroauto hat das Rennen gemacht!

Die IHK Fulda lädt alle Interessierte am Mittwoch, 16. Juni 2021 von 09:30 bis 11:30 Uhr ein. Es referieren Ulrich Erven, Leiter der Geschäftsstelle Elektromobilität der LEA LandesEnergieAgentur Hessen GmbH und Conrad Hammer, Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur des Bundesverkehrsministeriums. Das Online-Meeting ist kostenlos. Nähere Infos und Anmeldung: https://bit.ly/3oapyLo

Dieser Artikel erschien zuerst im IHK-Magazin: "Wirtschaft Region Fulda". 
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Dr. Klaus Vornhusen gibt eine Einschätzung zu dem Thema.
Archivfoto: Jonas Wenzel (YOWE)

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