Köstlicher Vogelsberg (1)

Elias Gottschalk, seine vier Bienenvölker und der Bergmähwiesenhonig


Foto: Dieter Pappert

10.04.2021 / GREBENHAIN - Der Vogelsbergkreis hat neben seiner Natur und Landschaft noch etwas anderes zu bieten: regionale Produkte aus bester Bio-Qualität. In unserer Serie "Köstlicher Vogelsberg" möchten wir auf Lebensmittel-Entdeckungstour in der Vulkanregion gehen. Heute starten wir mit dem ersten "Appetit-Happen": mit dem sogenannten Bergmähwiesenhonig - eine Besonderheit in der Region. BUND-Mitglied Dieter Pappert hat dazu einen landwirtschaftlichen Betrieb besucht und schildert seine Erlebnisse:



Ich bin in Hartmannshain im Hohen Vogelsberg. Mir gegenüber sitzt ein junger Mann – Elias Gottschalk – 16 Jahre alt. Er erteilt mir eine Lehrstunde in Sachen Honig und Imkern. Das Imkern ist seine große Leidenschaft – sicherlich selten für einen Menschen seines Alters. Sein enormes Fachwissen lässt in mir Respekt und Hochachtung aufkeimen. Und er kann es auf eine ganz selbstverständliche Art vermitteln – sympathisch und authentisch. Das Imkern betreibt er nun – man kann es kaum glauben – seit ca. 6 Jahren. Sein Opa, der etwa 15 Kilometer entfernt wohnt, spielt dabei eine wichtige Rolle. Denn dieser – natürlich selbst Imker – gab sein umfangreiches Wissen und die langjährige Erfahrung an seinen wissbegierigen Enkel Elias weiter. Und der Opa steht als Ratgeber weiterhin zur Verfügung – ein "Generationen Dreamteam" sozusagen.

Vier Bienenvölker als Hobby

Elias Gottschalk zählt die verschiedenen Honigsorten auf: Rapshonig, Blütenhonig, Lindenhonig, Waldhonig, Frühtracht, Sommertracht, Akazienhonig, Kastanienhonig und dann natürlich der Bergmähwiesenhonig, seine "Spezialität". Dafür hat er auch die Auszeichnung "Vogelsberg Original" erhalten hat.

Gottschalk hat nur vier Bienenvölker – schließlich ist er noch Schüler und kein Vollerwerbsimker. Zwei davon stehen auf dem Grundstück seines Wohnhauses am Ortsrand von Hartmannshain – mit Bergmähwiesen in unmittelbarer Nachbarschaft. Die anderen beiden Bienenvölker befinden sich auf der Herchenhainer Höhe in der Nähe des gastronomischen Betriebs "Vogelschmiede".

Die Herchenhainer Höhe ist der vielleicht bekannteste Standort für Bergmähwiesen im Vogelsberg. Schließlich beginnt und endet hier auch der prämierte Rundwanderweg "Bergmähwiesenpfad". Was ist nun das Besondere an einer Bergmähwiese? Nun – sie liegt auf mindestens 400 Höhenmetern und wird nicht intensiv bewirtschaftet. Die Mahd erfolgt erst spät im Sommer, sodass Blumen, Gräser und Kräuter in Ruhe aussamen können. Auf ihr ist eine außerordentliche Pflanzenvielfalt vorzufinden, die sie zu einem der wertvollsten Naturräume Deutschlands macht. Aufgrund der großen Pflanzenvielfalt ist die Bergmähwiese zugleich Lebensraum vieler Vögel und Insekten. Für Bienen das reinste Nahrungsparadies. 

Leidenschaft fürs Imkern

Für Elias Gottschalk liegen die Bergmähwiesen quasi vor der Haustür. Schon immer fand er es besonders schön, wenn die Wiesen sich im Frühling und Sommer in ihrer ganzen Blütenpracht zeigen. Und weil auch die Bienen sich im Blütenmeer äußerst wohl zu fühlen schienen, vermengte sich die Leidenschaft fürs Imkern mit dem Sinn für die Schönheit der Natur. So entstand für unseren jungen Imker sozusagen als Symbiose die Idee, dass seine Bienen eigentlich einen besonderen Honig herstellen – Bergmähwiesenhonig eben.

Und diesen kann man nun auch bei Elias Gottschalk zuhause in Hartmannshain käuflich erwerben. Den größeren Teil seines Honigs vertreibt er allerdings in der von Nicole Aviény betriebenen Vogelschmiede auf der Herchenhainer Höhe. Die Vogelschmiede bietet neben einem atemberaubenden Ausblick auf die Landschaft auch Gastronomie in gemütlichem Ambiente und Produkte aus regionaler Erzeugung. Seinen Bergmähwiesenhonig füllt Elias Gottschalk ausschließlich in 250 Gramm-Gläser ab. Es sind Mehrweggläser, die man an ihn oder die Vogelschmiede zurückgeben oder zur Weiterverwendung selbst behalten kann. Pfand wird nicht erhoben.

Von der Wabe bis ins Glas

Bei meinem Besuch in Hartmannshain erhalte ich von Elias Gottschalk allerlei Informationen rund um das Imkern. Ich erfahre, dass viel Handarbeit nötig ist, bis sich der Honig endlich im Glas befindet. Jede Jahreszeit hat dabei ihre typischen Tätigkeiten. Es ist beileibe nicht nur das Schleudern und Abfüllen des in den Waben befindlichen Honigs.

Rähmchen für den Wabenbau müssen angefertigt werden, das Entdeckelungswachs wird geschmolzen und wieder verwendet, noch gute Waben sind über den Winter im Wabenschrank luftdicht aufzuheben, damit sie nicht von Wachsmotten befallen werden. Wichtig ist auch eine Varoabehandlung der Bienenkästen durch Verdampfen von Ameisensäure, damit die gefürchtete Varoamilbe die Bienen nicht bei lebendigem Leibe frisst. Im Frühling geht es darum sicherzustellen, dass die Königin bei ihrem Volk bleibt, wobei so ein Bienenvolk im Sommer bis zu 60.000 Tiere umfassen kann.

Elias Gottschalk hat sich für die Rasse "Carnica" entschieden, weil es sich hierbei um meist friedfertige, sanftmütige Bienen handelt. Alle fünf bis sieben Tage muss er bei seinen Bienen nach dem Rechten sehen und – so sagt er – Sauberkeit ist ein ganz wichtiger Faktor beim Imkern, damit es beispielsweise nicht zur Faulbrut kommt. Auch neben seiner beruflichen Zukunft möchte Elias Gottschalk weiter sein Hobby Imkern betreiben. Das Aufstocken seines Bestandes an Bienenvölkern hält er dabei für durchaus denkbar. Seine Mama ist zurecht sehr stolz auf ihn und seine Leistung. "Wir tragen das Imkern natürlich als Familie mit – andere haben Hunde, wir eben Bienen", erzählt sie schmunzelnd. (Dieter Pappert). +++

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