Der Stadtpfarrer bei O|N

Impulse von Stadtpfarrer Stefan Buß: "Kleider machen Leute"

Pfarrer Stefan Buß von der Fuldaer Innenstadtpfarrei.
Foto: Hendrik Urbin

10.10.2020 / REGION - Eine gute Nachricht für alle Fans der Impulse von Pfarrer Stefan Buß von der Fuldaer Innenstadtpfarrei: Seit 22. August werden seine akustischen Kurzbeiträge, die für viele eine wichtige Stütze für die Bewältigung des Alltags geworden sind, immer mittwochs und samstags auf unseren Online-Portalen OSTHESSEN|NEWS und KINZIG.NEWS publiziert:



Kleider machen Leute – so heißt ein Sprichwort. Schauen wir auf unser Leben als Christ. Zur Taufe wurde den meisten von uns ein Taufkleid angezogen. In den ersten Jahrhunderten des christlichen Glaubens bekamen die Taufbewerber ein weißes Gewand angezogen. Eine Woche lang durften sie es tragen als Zeugnis dafür: Wir sind Christen geworden und gehören jetzt der Gemeinschaft der Christen an. Priester, Diakone, Ministranten, Bischöfe, der Papst tragen festliche Gewänder bei den Gottesdiensten. Sie zeigen damit, dass der, der eigentlich die Messe feiert, Christus ist.

Wir brauchen uns nichts vormachen: von der richtigen Kleidung hängt in vielen Bereichen oft das Ansehen von Menschen ab. Die Kleiderfrage ist auch in einem Gleichnis Jesu sehr wichtig (vgl. Mt. 22,1-14). Jesus erzählt von Menschen, die eingeladen sind zur Hochzeit des Königssohnes. Doch ihnen ist alles andere wichtiger als diese Einladung. Über ihre vordergründigen Alltagssorgen vergessen sie das Fest. Dieses Gleichnis ist eine Anfrage an den Menschen ganz persönlich. Wie oft sind die Alltagssorgen, die Arbeit, alltägliche Aufgaben so wichtig, dass Gottes Einladung in Vergessenheit gerät. Der König zieht aus seinen Erfahrungen Konsequenzen. Er lädt andere ein. Diese kommen. Im zweiten Teil schaut sich der König seine neuen und anderen Festgäste an. Er schaut nicht auf Beruf, auf Ansehen, auch nicht darauf, ob im Leben alles gelingt, ob reich, ob arm. Er schaut darauf, sind alle angemessen gekleidet (vgl. Mt. 22, 11-14).

Offensichtlich gab es eine Kleiderordnung für bestimmte festliche Anlässe. Damals wie heute konnte es peinlich werden, wenn die Kleidung nicht passte. Bei diesem Bild aber spüre ich jedoch, dass es Gott nicht um ein äußerliches Kleid geht. Der Mann ohne Hochzeitsgewand meinte, es reiche wohl einfach äußerlich dazuzugehören. Doch war sein Gewand aus dem falschen Stoff genäht. Wenn wir einmal an dem Fest Gottes teilnehmen wollen, dann muss auch unser Kleid aus dem richtigen Stoff sein. Das Kleid meint das Leben als Christ, als Christin. Es sollte gewoben sein aus dem Stoff der Liebe, um die ich mich redlich bemüht habe. Es sollte aus dem Stoff der Barmherzigkeit gegenüber den Fehlern und Schwächen anderer, aber auch mir selbst gegenüber bestehen. Das Kleid sollte Stoff tätiger Nächstenliebe tragen, die einen Blick hat für die Sorgen und Nöte meiner Mitmenschen.

An meinem Kleid, durch mein Leben kann die Sorge Gottes sichtbar werden für die Menschen, die am Rande stehen, für die Arbeitslosen, für die Menschen, die Orientierung suchen. Aus welchem Stoff war wohl das Kleid des Mannes, der ohne hochzeitliches Gewand erschien? Jeder ist eingeladen, sein Leben auf Gott auszurichten. Wichtig ist aber auch, sich redlich zu bemühen, Gottes Wort im eigenen Leben sichtbar zu machen. Vielleicht fehlt dem Mann ohne das hochzeitliche Gewand gerade die Bereitschaft, sein Leben immer wieder ehrlich anzuschauen. So hat es Stoff von Hochmut getragen. Gott kennt jedes Herz des Menschen. Jedes äußerliche Tun muss Ausdruck einer inneren Haltung, meiner Liebe zu Gott werden. Jede innere Haltung zeigt sich auf Dauer in äußeren Taten. Fragen wir uns immer wieder: Aus welchem Stoff ist mein Kleid gewoben? (Stefan Buß) +++

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