"Mit O|N zum Wunschkandidaten"

Christoph Burkard: "Corona ändert nichts an Fachkräfte- und Azubimangel"

Geschäftsführer der Region Fulda GmbH Christoph Burkard animiert dazu trotz der aktuellen Krise den Kopf nicht in den Sand zu stecken.
Archivfoto: O|N/Redaktion

30.04.2020 / FULDA - Fachkräftemangel kann ein Unternehmen in seinem Potenzial beschränken, rechtzeitiges Investieren in den Nachwuchs zahlt sich aus. OSTHESSEN|NEWS möchte die regionalen Unternehmen bei der Azubi-Suche unterstützen. In einer neuen Serie werden wöchentlich Interviews mit verschiedenen Betrieben, der IHK, der Arbeitsagentur u.v.m. veröffentlicht, in denen die aktuelle Situation, offene AZUBI-Stellen und Tipps bei der Nachwuchs-Suche thematisiert werden. Heute mit dem Regionalmanager der Region Fulda Wirtschaftsförderungsgesellschaft, Christoph Burkard. 



Das Statement von Christoph Burkard im Wortlaut: 

"Eine generelle Bemerkung vorab. Die Corona-Krise wird die grundlegende demografische Entwicklung unserer Region nicht auf den Kopf stellen. Die geburtenstarken Jahrgänge gehen in Rente und es kommen deutlich weniger nach. Darüber hinaus wird sich auch der Trend, eher eine akademische Ausbildung als eine duale Ausbildung zu absolvieren nicht verändern, eher im Gegenteil. Auch vor der Corona-Krise gab es schon in einigen Branchen Anzeichen für eine Rezession, wir sprachen damals eher von einer technischen Rezession. Auch die 'echte' Corona-Rezession wird sich zwar kurzfristig negativ auf den Arbeitsmarkt auswirken und im Zuge eines Bereinigungsprozesses hier auch Spuren zurücklassen. Auch werden einige Unternehmen aufgrund der Unsicherheit erst einmal vorsichtig sein bei Neueinstellungen, das betrifft auch Auszubildende. Aber, um es deutlich zu sagen, am mittel- und langfristigen Fachkräfte- und Azubimangel in der Region Fulda wird sich grundlegend nichts ändern. 

Die einzelnen Branchen sind von der Corona-Krise unterschiedlich stark betroffen. Die Soforthilfe ist kurzfristig auch in der Region Fulda angekommen. Das Instrument der Kurzarbeit wird stark genutzt, entsprechende Zahlen liegen mir aber nicht vor. Aus zahlreichen Gesprächen mit Unternehmern, Beratern und Bankenvertretern weiß ich, dass es bei vielen Unternehmen eng ist und noch enger wird. Aber gerade unsere heimischen Banken sind nah an den kleinen und mittleren Unternehmen und hier zum Teil auch proaktiv tätig geworden. Tilgungsaussetzungen, Steuerstundungen, Kurzarbeitergeld und Überbrückungskredite und auch die neuen Programme von WI-Bank und KFW werden genutzt. In der Region Fulda ziehen hier alle an einem Strang, Banken, Berater, Verbände und natürlich auch die Wirtschaftsförderung. Noch hilft auch die verhältnismäßig gute Eigenkapitaldecke der heimischen Firmen, von denen die meisten kleine und mittlere Inhaber geführte Familienunternehmen sind. 

Aber, das dicke Ende kommt für viele noch. Umsätze im Tourismus- und Kongressgeschäft oder in der Gastronomie oder Reisebranche lassen sich nicht einfach nachholen. Kredite müssen aber irgendwann zurückgezahlt werden. Wir müssen uns in der Krise deshalb nicht nur mit der Phase des Wiederanlaufens beschäftigen, sondern gleichzeitig auch einen Schritt weiter schauen. Besonders hart trifft es die Unternehmen, die im vergangenen Jahr in eine Erweiterung oder neue Geschäftsmodelle investiert haben und für das erste Halbjahr dieses Jahres mit Wachstum gerechnet haben. Hier ist entweder langer Atem gefragt, oder die Geschäftsmodelle müssen kurzfristig neu angepasst werden.  

Wichtig ist, es gibt keine Denkverbote. Klassische Businesspläne mit drei- oder fünfjähriger Liquiditätsplanung sind aktuell eher Schall und Rauch oder vielmals auch heiße Luft. Unsere Unternehmen müssen lernen, hier verstärkt, wie es ein heimischer Berater treffend formulierte 'auf Sicht zu fahren'. Agile Managementmethoden sind gefragt. Starre Gerüste müssen über Bord geworfen werden. Für alle Unternehmen ist sozusagen jetzt wieder eine Portion Gründergeist gefragt. Letztlich müssen sich alle umstellen. Das gilt auch für die Wirtschaftsförderung und für die Politik. Wichtig ist in meinen Augen, dass hier zwei wesentliche Faktoren beachtet werden. Erstens, die Mitarbeiter müssen mitgenommen und motiviert werden. 'Angst essen Seele auf – und machen Wirtschaft kaputt'. Die Krise bietet hier auch eine Chance, neue Ideen und Potentiale der Mitarbeiter zu nutzen. Die Krise bietet hier auch eine Möglichkeit, den Gedanken der Unternehmensnetzwerke ganz neu zu verwirklichen. Hier gibt es in der Region bereits viele Beispiele, wie sich Unternehmen gegenseitig helfen oder auch mit gemeinsamen Projekten wie etwa der Maskenherstellung quasi am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen. Ich sehe hier allenthalben auch eine Portion Pioniergeist und Optimismus oder auch Zweckoptimismus.  

Wie die Zukunft für die heimische Wirtschaft aussehen wird, kann Stand jetzt niemand wirklich seriös voraussagen. Sie wird anders sein. Die Digitalisierung hat einen enormen Schub erhalten und bietet ganz neue Geschäfts- und Arbeitsmöglichkeiten. Der Begriff regionale Wertschöpfungsketten – quasi die Basics der Wirtschaftsförderung  - der zu Beginn des neuen Jahrtausends von der Globalisierung hinweggefegt wurde – erfährt aktuell eine Renaissance und wird an Bedeutung zunehmen, ohne aber, dass die Globalisierung zu Ende ist.  

Und es wird einen Bereinigungsprozess in der Wirtschaft geben. Unternehmer, die bereits seit vielen Jahren in der Erntephase sind, müssen für sich selbst entscheiden, ob sie noch genügend Energie für eine neue Pionierphase haben. Das ist aber eine ganz normale Entwicklung in den Zyklen der Unternehmensentwicklung, die jetzt aber vielfach schneller kommt. Dieser Prozess bietet aber auch Chancen für Gründer und potentielle Unternehmensnachfolger, die in meinen Augen jetzt noch stärker gefördert werden müssen. Denn hier hat unsere Region noch Nachholbedarf. 

Insgesamt kann ich nur sagen. Es wird anders, es wird spannend und interessant und es gibt keinen Grund den Kopf in den Sand zu stecken oder in Panik zu verfallen."

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