Zehn Jahre DRK Seniorenzentrum (5)
Wenn ein lieber Mensch ins Altersheim kommt: Bericht eines Angehörigen
Fotos: DRK Seniorenzentrum / Stefanie Harth
21.05.2019 / FRIEDEWALD -
Leicht ist es Familie Siebiger aus dem Bad Hersfelder Stadtteil Kathus nicht gefallen, loszulassen und einen lieben Angehörigen in die Obhut des DRK Seniorenzentrums „Am Schloss“ in Friedewald zu geben. Aber die fortschreitende Demenz, unter der die mittlerweile 99 Jahre alte Luise Koch leidet, ließ den Siebigers keine andere Wahl. „Das Herz sagte Nein, aber vom Menschenverstand aus betrachtet, ging es nicht anders“, berichtet Schwiegersohn Helmut Siebiger.
Jahrelang hat das Ehepaar Siebiger die betagte, pflegebedürftige Dame zu Hause betreut. „Nach dem Tod ihres Mannes ist meine Schwiegermutter bei uns eingezogen; sie hatte ihr eigenes kleines Reich und hat sich im hohen Alter von 90 Jahren noch weitestgehend selbst versorgt“, sagt der 78-jährige Schwiegersohn. Dann hat sich der Gesundheitszustand von Luise Koch allerdings stark verschlechtert. Parallel dazu erkrankte Helmut Siebigers Ehefrau: Sie ist auf einen Rollstuhl angewiesen.
Der Zeitpunkt war erreicht, um über einen Umzug ins Pflegeheim nachzudenken. „Mein erstes Wort des Tages lautete damals ‚Oma‘ und mein letztes Wort des Tages war ebenfalls ‚Oma‘“, resümiert Helmut Siebiger. Außenstehenden würde es leichtfallen, zu behaupten: „Ihr schiebt sie ab“. Aber diese Menschen wüssten gar nicht, was es heißt, eine demente Frau zu umsorgen.
Auf das Pflegepersonal lässt Helmut Siebiger nichts kommen: „Die Mitarbeiter des Hauses kümmern sich rührend um meine Schwiegermutter“, betont er. Helmut Siebiger besucht seine Schwiegermutter mindestens einmal pro Woche. „Sie denkt immer, dass sie im Krankenhaus sei. Dass sie nach Hause will, hat sie aber nie gesagt.“ Die einzige Person, die Luise Koch noch erkennt, ist ihr Schwiegersohn. Mit allen anderen Bezugspersonen ist sie per Sie.
Helmut Siebiger hat das Gefühl, dass das DRK Seniorenzentrum ein „sehr familiäres Haus“ ist. „Die Einrichtungsleitung hat immer ein offenes Ohr für unsere Belange“, bekräftigt er. Besonders schätzt er, dass seine Schwiegermutter in einem geräumigen, hellen und wohnlich eingerichteten Einzelzimmer ihren Lebensabend verbringt und über ein eigenes barrierefreies Badezimmer verfügt.
Bei Familie Siebiger hat letzten Endes die Vernunft gesiegt. So hart das klingen mag: Für sie gab es keine Alternative. Ihr Fazit: Die Entscheidung war richtig. (Stefanie Harth) +++
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