Bürgermeister legt Widerspruch ein

Investor von Gemeindevertretern enttäuscht - Erstes Unternehmen abgesprungen?

Wird die Brandruine des ehemaligen Hersfelder Hof in Kürze wirklich abgerissen?
Fotos: Hans-Hubertus Braune

13.07.2016 / NIEDERAULA - In der Marktgemeinde Niederaula steht die nächste Gemeindevertretersitzung vor der Tür (Donnerstag um 19 Uhr im Alten Bürgerhaus in Niederaula) und wiederum birgt die Tagesordnung eine Menge Diskussionen. Ein Thema ist erneut die Grundstücksangelegenheit in der Breslauer Straße. Doch es geht um mehr: Mindestens drei weiteren Objekten droht das Aus. Ein Unternehmen, das sich in Niederaula ansiedeln wollte, geht nun - nach Aussagen des Investors - in den Raum Fulda. Die politische Lage sei in Niederaula zu unsicher.



Zur Breslauer Straße: Der Bad Hersfelder Projektentwickler Bernhard Kappert-Maas will dort ein Mehrfamilienhaus in erster Linie für Mitarbeiter des in der Nachbarschaft gelegenen Kreisaltenheims bauen. Bis zu acht Wohneinheiten sind geplant. Doch für die Mehrheitskoalition aus Bürgerliste Niederaula (BLN), CDU und Bündnis 90/Die Grünen passt der Bau nicht ins Wohngebiet - bei einer Bürgerversammlung bekundete ein weiterer Investor sein Interesse. Er hat nun den Zuschlag für ein dreistöckiges Einfamilienhaus erhalten - und das, obwohl sein Angebot um rund 13 Euro unter dem Angebot von Kappert-Maas liegt. Die Differenz zwischen beiden Angeboten liegt beim Grundstück bei rund 9.000 Euro (706 Quadratmeter, Kappert-Maas 35,41 Euro, zweites Angebot 22,50 Euro). Bürgermeister Thomas Rohrbach und die SPD hatten ein Bieterverfahren vorgeschlagen - ohne Erfolg. Rohrbach hat gegen die Entscheidung der Gemeindevertretung Widerspruch eingelegt, welcher am Donnerstag behandelt werden soll.

Bernhard Kappert-Maas hat die Entscheidung zur Kenntnis genommen. "Vom Klageweg werde ich absehen. Sie können so entscheiden. Ich habe verschiedene Gespräche geführt, den Bürgermeister sowie die Gemeindevertretung und die Fraktionsvorsitzenden angeschrieben und ihnen deutlich gemacht, dass ich meine Angebote aufrecht erhalte", sagte Kappert-Maas gegenüber OSTHESSEN|NEWS. Er glaube allerdings nicht daran, dass die - wie Kappert-Maas sich ausdrückt - "Regierungskoalition" ihre Entscheidung überdenkt und beim Zuschlag für den anderen Investor bleibt.

Allerdings macht der Bad Hersfelder, den OSTHESSEN|NEWS im Urlaub erreicht, deutlich: Sollte es eine Abweichung gegenüber dem Beschluss geben, dann werde er Schadensersatz geltend machen. Eine Abweichung bedeutet zum Beispiel, dass das Grundstück nicht wie angeboten bebaut wird, der Investor das Grundstück weiter verkaufe oder gar nichts macht. In der Satzung der Marktgemeinde Niederaula heißt es, dass ein Eigentümer der Gemeinde das Baugrundstück nach fünf Jahren wiedergeben muss, sollte er es in dieser Zeit nicht bebaut haben.

Was der Marktgemeinde jedoch kurzfristig wesentlich mehr schmerzen dürfte: Kappert-Maas ist zumindest enttäuscht und - um es freundlich auszudrücken - nicht erfreut über die Entwicklungen in Niederaula. "Das Projekt Hersfelder Hof ist sehr weit. Das werde ich zähneknirschend weiter verfolgen. Alles andere wäre ein Irrsinn. Hier geht es um einen Haufen Arbeitsplätze", sagte der Projektentwickler. Die Verträge mit dem Hauptmieter seien kurz vor dem Abschluss. Namen wollte Kappert-Maas - wie in dieser Vertragsphase üblich - noch nicht nennen. Dass der Bürgermeister eingeweiht ist, ist gängige Praxis in jeder Kommune.

Bei drei weiteren Projekten will sich Kappert-Maas "sehr wohl überlegen", ob er diese in Niederaula weiterverfolgt oder lieber in Nachbarkommunen geht. "Ein Interessent ist bereits abgesprungen. Für dieses Unternehmen mit möglicherweise bis zu 30 Mitarbeitern bin ich nun beauftragt, ein Objekt im Raum Fulda zu suchen", sagt der Projektentwickler. (Hans-Hubertus Braune) +++

Um dieses Baugrundstück in der Breslauer Straße geht es - ein Investor aus Baden-Württemberg hat den Zuschlag bekommen



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