OsthessenNews

„Silent Seven“ sind einfach wundervoll

Aber manchmal muss Rock auch dreckig daherkommen


Fotos: Stefanie Harth

17.10.2014 / BAD HERSFELD - Keine Frage: brillant war sie, die Performance von „Silent Seven“ auf dem Bad Hersfelder Lollsfestival, das von der Sparkasse Hersfeld-Rotenburg gesponsert wurde. Technisch versiert und voller Spielfreude präsentierte sich die preisgekrönte Marburger Coverband am Donnerstagabend. Besonders Frontfrau Johanna beeindruckte mit ihrer facettenreichen Gesangsbreite, während ihre „Männer“ für einen satten Sound sorgten. Die sympathische Sängerin verkörperte Alanis Morissette, Stefanie Kloß, Judith Holofernes, Frida Gold, Miley Cyrus, Pink, Don Henley und Sting in einer Person. Dafür gebührt ihr vollster Respekt.





Aus musikalischer Sicht betrachtet, stellte der Auftritt von „Silent Seven“ sicherlich alles bisher Dagewesene in der Ära des Lollsfestivals in den Schatten. Aber: irgendetwas fehlte. Der letzte Funken wollte einfach nicht auf das Publikum, das in Massen den Linggplatz säumte, überspringen. Rock muss – so schön und wundervoll er auch dargeboten wird – manchmal schlicht und ergreifend dreckig sein dürfen. Dafür braucht es gelegentlich eine Männerstimme, die es ordentlich krachen lässt. Schließlich möchte der eingefleischte Lollsfestivalgänger zwei Stunden lang in eine „Paradise City“ entführt werden, wo die „Sonne“ scheint, die „Betten brennen“, Melissa Etheridge ihm „ein Glas Wasser“ reicht, er bilanzieren darf „It’s my life“ und am Ende sowieso alles ok – also „All right now“ – ist, um die britischen Rocker von „Free“ zu zitieren.



Diesen Wunsch erfüllte die fünfköpfige Coverband ihrer Zuhörerschaft nicht. Schade, eigentlich. Was haften bleibt, ist ein gefühlvoller und durchaus unterhaltsamer Abend, der von leiseren Tönen und perfekt inszenierten Songs geprägt war. Und die Tatsache, dass am darauffolgenden Morgen kein „Mückenstürmer“ mit Heiserkeit zu kämpfen hatte. (Stefanie Harth)+++