Diskussionen um Stadtwerke-Deal
Windkraftgegner: Warum Ökostrom aus Stadtwald für "Grüne" Stuttgarter?
Archivbild: Gerhard Manns
12.08.2014 / BAD HERSFELD -
Die Mega-Kräne stehen bereits in Stellung, ab kommenden Montag rollen die ersten Schwertransporter mit den insgesamt sechs Windkraftanlagen im Stadtwald Wehneberg bei Bad Hersfeld (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) an. Während der Bau der Anlagen auf dem Bad Hersfelder Wehneberger im Plan ist, formiert sich erneuter Widerstand. Die Bürgerinitiative „Rettet den Stadtwald“ hatte bereits im Winter vor der Entscheidung des Kasseler Regierungspräsidiums gegen den Bau der bis zu 200 Meter hohen Windräder protestiert. Damals vergeblich. Nun sorgt der Verkauf der Anlagen durch ABOWind an die Stuttgarter Stadtwerke (OSTHESSEN|NEWS berichtete) erneut für Diskussionen.
Für die Initiative stellt sich die Frage, ob eine Großstadt den Energiebedarf an „ökologischem Strom“ auf Kosten weit entfernter Gemeinden und der dort lebenden Menschen befriedigen dürfe? Markus Gressmann, Sprecher der Initiative "Rettet den Stadtwald", wundert sich nach Angaben der Stuttgarter Nachrichten darüber, daß Stuttgart "unter grüner Führung" so reagiere. Der Grünen-Politiker Fritz Kuhn (59) ist seit Januar 2013 Oberbürgermeister der knapp 600.000 Einwohner zählenden Landeshauptstadt. Die Verantwortlichen der Stadtwerke in der Landeshauptstadt von Baden-Würtemberg hätten nach Angaben der schwäbischen Tageszeitung Gespräche mit der Bürgerinitiative angeboten. Die Problematiken vor Ort in Hessen seien bekannt. Die Energierversorger hatten den Windpark vor wenigen Wochen für rund 28 Millionen Euro gekauft.
Bundestagsabgeordneter Helmut Heiderich fordert Offenlegung der Verträge
In der Debatte um die Windkraftanlagen auf dem Bad Hersfelder Wehneberg hat der heimische Bundestagsabgeordnete Helmut Heiderich die Firma Abo-Wind aufgefordert, die Vertragsbedingungen zu Betrieb und Verkauf des Projektes öffentlich zu machen. „Wer 100% seiner Einnahmen aus Zwangsabgaben der Bürger erhält, ist diesen auch besondere Rechenschaft schuldig“, so der CDU-Politiker.
Schließlich müssten die Bürger als Stromkunden rund 80 Millionen Euro mit ihrer Stromrechnung für die sechs Windräder in den nächsten 20 Jahren zahlen. Jedenfalls nach den bisherigen Firmenangaben von Abo-Wind. „Die Firmenvertreter, die jetzt von einer „Milchmädchenrechnung“ sprechen, müssen sich fragen lassen, ob ihre Zahlen womöglich „geschönt“ worden sind“, so Heiderich.
„Am Beispiel Wehneberg wird deutlich, dass die Werbung der Windindustrie mit angeblichen „Bürgerwindparks“ oder finanziell stark profitierenden Kommunen oftmals reine Illusion ist“, so Heiderich. Weder werde der erzeugte Strom dezentral verbraucht, noch bleibe die Wertschöpfung in der Region. „Den Profit streichen Großinvestoren ein, während unsere Bürger die Anlagen vor die Haustür gestellt bekommen", sagte Heiderich in einer Pressemitteilung. (Hans-Hubertus Braune / pm) +++