Naturschutz-Tipps
NABU zum Umgang mit heimischen Schlangen im Garten oder Steinbrüchen
Foto: Thomas Armbruster
06.08.2014 / REGION -
Ob an Bahndämmen, trockenen Wegrändern, sonnigen Plätzen im Garten oder in Steinbrüchen – im Sommer können an vielen Orten in Hessen Schlangen beobachtet werden. „In letzter Zeit erhalten wir viele Anfragen zu Schlangen in Gärten“, erklärt NABU-Landesvorsitzender Gerhard Eppler. Viele Menschen wüssten nicht, dass fast alle heimischen Schlangen völlig ungefährlich seien. „Die häufigsten hessischen Schlangen, die Ringelnatter und die Schlingnatter, haben keine Giftzähne. Sie verschlingen einfach ihre Beute, die meist aus Eidechsen, Mäusen, Fröschen oder Insekten besteht“, so Eppler. Am besten sei es, die streng geschützten Tiere in Ruhe zu lassen und sich daran zu freuen, sie beobachten zu können.
Von den vier in Hessen vorkommenden Schlangenarten ist einzig die Kreuzotter giftig. Die äußerst seltene Schlange kann nur noch im Spessart, in der Rhön und im Werra-Meißner-Kreis beobachtet werden. Die vierte heimische Schlange, die Äskulapnatter, kommt primär an besonders warmen Berghängen im Rheingau und südlichen Odenwald vor. „Wer eine Schlange in seinem Garten findet, kann in der Regel davon ausgehen, dass es sich um eine harmlose Ringelnatter oder Schlingnatter handelt“, so Eppler. Die Anwesenheit von Schlangen im Garten zeige, dass er ökologisch intakt sei. Leider gebe es immer noch Menschen, die Angst vor Schlangen hätten und die faszinierenden Tiere unrechtmäßig töten wollten.
Die größere Gefahr für die heimischen Schlangen gehe allerdings von der Zerstörung ihrer Lebensräume aus. „Die Ausräumung der Landschaft hat die Nattern und Ottern vielerorts selten werden lassen. Der massive Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft verringert noch zusätzlich ihre Nahrungsgrundlage“, erläutert der Biologe Eppler. Deshalb seien mittlerweile alle hessischen Schlangen auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten zu finden.
Hintergrundinformation: Schlangen in Hessen
Schlingnatter: Die Schlingnatter ist nach der Ringelnatter die zweithäufigste Schlangenart in Hessen. Sie wird oft mit der sehr viel selteneren und an andere Lebensräume angepassten Kreuzotter verwechselt. Schlingnattern werden bis zu 90 Zentimeter lang und zeichnen sich durch ein unregelmäßiges schwarzes Muster auf dem Rücken, einen dunklen seitlichen Augenstreifen sowie runde Augenpupillen aus. Die trockenheits- und wärmeliebende Schlange bewohnt vor allem sonnige Hänge, Hecken, Trockenmauern, Bahndämme und Böschungen. Ihre Nahrung besteht zum größten Teil aus Eidechsen, Spitzmäusen, Wühlmäusen und größeren Insekten.
Kreuzotter: Die giftige Kreuzotter ist in Hessen sehr selten. Sie kommt lediglich in Osthessen und im Spessart vor, wo sie halboffenes, deckungsreiches Gelände in Waldrand-, Heide- und Moor-Bereichen bewohnt. Da sich die Jungtiere überwiegend von jungen Fröschen ernähren, sind Kleingewässer ein unverzichtbarer Bestandteil ihres Lebensraums. Die Schlange, die bis zu 90 Zentimeter lang werden kann, ist durch das dunkle Zickzackband auf dem Rücken, die gedrungen wirkende Gestalt und die senkrechten Schlitzpupillen ihrer Augen gut zu erkennen. Zwar ist die Kreuzotter eine Giftschlange, aber der Biss ist normalerweise nicht lebensgefährlich.
Äskulapnatter: Ein Beispiel für die Symbolkraft, die den Schlangen zuteilwird, bietet die vierte hessische Schlangenart, die ungiftige Äskulapnatter. Einst dem römischen Gott der Heilkunst geweiht, ziert sie noch heute das Wappen der Ärztevereinigung. Das Vorkommen der Äskulapnatter beschränkt sich in Hessen vor allem auf zwei Bereiche, die beide durch sehr warmes, aber nicht zu trockenes Klima gekennzeichnet sind: Den südlichen Odenwald und den Rheingau Die etwa 1,50 Meter lange Schlange bevorzugt bewachsene Trockenmauern, Steinbrüche und alte Weinberge als Lebensraum. Ihre Hauptnahrung besteht aus Mäusen, Eidechsen und Vögeln. Amphibien finden sich nur selten auf ihrem Speiseplan. +++