90 -jähriges Bestehen

Jakob-Grimm-Schule in Rotenburg feierte runden Geburtstag mit Festwoche

Das Hauptgebäude der Jakob-Grimm-Schule in der Braacher Straße.
Fotos: Gudrun Schmidl

25.07.2014 / ROTENBURG - Jakob Grimm (Alexander Weyh) führte durch das Programm des Festaktes zum 90-jährigen Bestehen der Schule, die seinen Namen trägt. An seiner Seite sein Bruder Wilhelm (Lara Markovic), der sich ebenfalls ein Bild von der Bildungsstätte machen wollte. Der Festakt am Donnerstag gehörte zu den Höhepunkten der Festwoche, die am Sonntag, 20. Juli, mit einem Festgottesdienst in der Jakobi-Kirche begann. Schulleiterin Sabine Rimbach stellte die Jakob-Grimm-Schule (JGS) in ihrem Grußwort vor: „Unsere Schule ist mit derzeit 1520 Schülerinnen und Schülern und 135 Lehrerinnen und Lehrern die größte Gesamtschule im Schulamtsbezirk Bebra. Unsere Schülerschaft verteilt sich auf drei Standorte: Unser Hauptgebäude besuchen die Schüler von der Jahrgangsstufe sieben bis zu den Abiturjahrgängen. In den Jahrgängen sieben, acht und neun sind die Schüler nach Gymnasial-, Realschul- und Hauptschulzweig differenziert. Der Jahrgang zehn besteht aus Realschulklassen und einer Hauptschulklasse (H 10). Im Standort „Neue Förderstufe“ befinden sich die Klassen fünf und sechs des Gymnasialzweigs (G8-Bildungsgang) und die Förderstufenklassen fünf und sechs.

An unserem Schule und Betrieb (SchuB)-Standort werden einige Schülerinnen und Schüler der Klassen acht und neun des Hauptschulzweiges unterrichtet, deren Situation diese besondere Schulform nötig erscheinen lässt“. Acht Direktoren haben den „Dampfer“ in den vergangenen neun Jahrzehnten durch ruhige, aber oft genug auch durch unruhiges Gewässer gesteuert, einer davon – Friedhelm Großkurth – hielt die Festrede zu Ehren seiner Schule, die er in- und auswendig kennt. Von Bildern und Vergleichen der Jakob-Grimm-Schule zum Beispiel mit einer hochbetagten neunzigjährigen Dame hält er nicht viel. „Es passt nicht alles zusammen“. Für mich ist die „Jubilarin“ eine Institution. Schule ist kein Unternehmen. Wir produzieren nichts. Die Kernaufgabe ist „Menschenbildung“. Zu den geladenen Ehrengästen gehörte die Erste Kreisbeigeordnete Elke Künholz, die der Jakob-Grimm-Schule, einer der wichtigsten Schulen im Landkreis Hersfeld-Rotenburg, einen hervorragenden Ruf attestierte. Der Landkreis hat erheblich in die JGS investiert, unter anderem 2011 in die Komplettsanierung des Schulstandortes Bernhard-Faust-Straße.

Rotenburgs Bürgermeister Christian Grunwald, seit wenigen Wochen auch zweiter Vorsitzender des neu gegründeten „Ehemaligenvereins“, machte seine Verbundenheit mit der JGS deutlich. „Das Besondere an der Schule ist die Verbindung mit der Stadt und der Region“. Er konnte das sehr gut an einem Beispiel erklären – an sich selbst. „Ich verdanke der Schule persönlich sehr viel. Sie lässt einen nicht los. Sie atmet Geschichte und atmet Geschichten“. Seine Schulzeit verbindet Grundwald nicht nur mit Heimatliebe, sondern auch mit seiner großen Liebe, die er als Schüler der 12. Klasse beim gemeinsamen Sportunterricht mit der Jahrgangsstufe 13 kennenlernte. Das Ehepaar Grunwald hat inzwischen drei Kinder, die eine schöne Familientradition fortsetzen. Sie alle werden die Jakob-Grimm-Schule besuchen.



Dieser außergewöhnlich abwechslungsreiche Festakt als Spiegelbild einer vitalen und engagierten Schule wurde vom Blasorchester der JGS mit schwungvollen Melodien eröffnet. Die Bläser gestalteten in der Festwoche außerdem einen musikalisch-literarischen Abend im Dr. Durstewitz-Saal des Herz- und Kreislaufzentrums. Das Programm wurde weiterhin von Alexander Louis Martin Knoll am Klavier und als Mitglied eines stimmgewaltigen, frenetisch beklatschen „Trios“ so wie vom hörenswerten Lehrerchor musikalisch umrahmt. Drei „Gesundheitsbotschafter“ der JGS brachten die geladenen Gäste mit Auflockerungsübungen in Schwung, was die weitere Aufmerksamkeit nach mehreren Redebeiträgen durchaus förderte. Jürgen Dietrich von der Sparkasse Bad Hersfeld-Rotenburg vertrat alle Partner der „Allianz für Bildung und Innovation (A.B.I.). Für einen Überraschungseffekt sorgten zwei Bauarbeiter, die – da der Auftrag bereits erledigt war – ihr Frühstück auspackten und über Fußball plauderten. Natürlich kannte der heimische Kollege den Weltmeister Shkodran Mustafi aus Bebra, der Kollege aus Sachsen konnte mit Jakob Grimm dagegen nichts anfangen: „Spielt der bei Arminia Bielefeld“?

Der Kreativität der JGS angemessen, wurden verschiedene Zeitepochen in der langen Geschichte der Schule von der Geburtsstunde an sogar tänzerisch vermittelt. Dazu ein kleiner Auszug aus der Chronik von Angela Pooch: „Der Vorläufer der Jakob-Grimm-Schule war ein Königliches Lehrerinnen-Seminar, das am 14. Oktober 1912 in der prachtvollen Aula an der Braacher Straße eingeweiht wurde. 1924 wurden in den Räumen des Seminars die Aufbauschule und 1925 die Höhere Bürgerschule eingerichtet. 1926 erhielt die Schule den Namen „Jakob-Grimm-Schule“, den sie heute noch trägt. Während dem Zweiten Weltkrieg war die Schule ein Gefangenenlager für britische Offiziere“. So ein runder Geburtstag bietet die beste Gelegenheit, die Vergangenheit zu reflektieren, aber auch hoffnungsvoll in die Zukunft zu schauen. Das ist auch das Anliegen von Jürgen Krompholz, der im Namen des Staatlichen Schulamtes des Landkreises Hersfeld-Rotenburg gratulierte und beteuerte: „Der Blick geht nach vorn als Schulaufsicht“. Er merkte an, dass die JGS – vorher Monopolist in der gymnasialen Bildung im Bereich Rotenburg – mit dem beruflichen Gymnasium in Bebra Konkurrenz bekommen hat.

Einen großen Schritt nach vorn will die Schulleitung der JGS mit der Umwandlung in eine selbständige Schule mit steigenden Chancen, aber auch steigenden Risiken wagen. Kontroverse Gespräche und Überlegungen begleiten die Frage: Zurück zu G9? Die Festredner waren sich allesamt einig, dass diese Schule dem 100. Geburtstag mit Gelassenheit entgegensehen kann. Das sah abschließend Jakob-Grimm genauso. „Es ist mir eine Ehre, dass diese Schule „Jakob-Grimm-Schule“ heißt. (Gudrun Schmidl) +++

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