90 Jahre Fliegerschule Wasserkuppe

15.000 Flugschüler ausgebildet: Jubiläumswochenende

Abheben in die Zukunft, heißt es auch in den nächsten Jahrzehnten bei der Fliegerschule Wasserkuppe

23.07.2014 / WASSERKUPPE - Als älteste Segelflugschule der Welt begeht die Fliegerschule Wasserkuppe am 26. und 27. Juli ihr 90-jähriges Bestehen. Schulleiter Harald Jörges blickt dem besonderen Ehrentag gespannt entgegen. „Immerhin haben in neun Jahrzehnten ca. 15.000 Flugzeugführern das Fliegen auf der Wasserkuppe erlernt“ berichtet Jörges im Rückblick. Da viele Flugschüler aus der ganzen Welt die Rhön besuchten, verfügt die Fliegerschule auf dem Globus über einen exzellenten Ruf. Und so wird so mancher gestandener Pilot am Jubiläumswochenende vorbeischauen, der auf Hessens höchsten Berg einmal das Fliegen erlernte. Besucher kommen auf ihre Kosten. Bereits ab 10.00 Uhr kann man an beiden Tagen den modernen Flugzeugpark der Fliegerschule und der ansässigen Vereine in Augenschein nehmen. Vom bewährten Schulungsflugzeug ASK-21 bis hin zum Hochleistungssegler ASH-30 wird ein großer Querschnitt der Fliegerei vorgestellt. In die Vergangenheit der Segelfliegerei taucht der Rhönflug Oldtimer Segelfliegerclub mit seinen seltenen Exponaten ein.

Kunstflüge mit dem legendären Habicht und einer ASK-21 präsentieren dazu akrobatische Tänze am Himmel. Daneben findet auf der Wasserkuppe normaler Flugbetrieb statt, der den Besuchern die der Fliegerei in ihrer ganzen Faszination nahe bringt. Die Moderatoren Bernd Vogt und Frank Thies kommentieren an beiden Tagen versiert das fliegerische Geschehen. So lassen sie nochmals die Vergangenheit der Fliegerschule Wasserkuppe aufleben. Grußworte zum Jubiläum werden am 26. Juli, ab 12.00 Uhr im Luftsportzentrum gesprochen. Mit ein Höhepunkt des Samstags (26.Juli) wird der Auftritt der Liveband Blue Egales“ sein. Unter dem Motto: "We will rock you“ starten die aus München angereisten Musiker ab 19.30 Uhr zügig durch! So ist für gute Unterhaltung bei freiem Eintritt gesorgt.


Die Geschichte der Fliegerschule



Mit der Gründung der damaligen Martens Fliegerschule im Jahr 1924, begann auf der Wasserkuppe eine nun schon neun Jahrzehnte andauernder Epoche. Als ersten Erster Schulleiter findet man Fritz Stamer in den Annalen. Quelle: „ Die Wasserkuppe Ein Berg mit Geschichte von Joachim Jenrich“. In wirtschaftlichen schwierigen Zeiten, ging die Schule 1925 in die Rhön- Rossitten - Gesellschaft über. Dort wirkte Stamer weitere 12 Jahre als Fluglehrer und Schulleiter mit. 1932 erhielt die Schule als „ Segelfliegerschule Wasserkuppe“ ihren offiziellen Namen“. Ab 1937 wurde sie bis 1945 in die Reichssegelflugschule übergeführt. „ Zur Zeit des 3. Reichs wurde die Wasserkuppe im Interesse der damaligen Zeit missbraucht“ betrachtet Jörges kritisch diesen Zeitraum. Da nach dem 2. Weltkrieg der Flugsport verboten wurde, trafen sich im August 1947 in Gersfeld und am Segelfliegerdenkmal auf der Wasserkuppe ehemalige Rhönflieger, um ihren gefallenen Kameraden zu gedenken. Sie gründeten „den Ring der weißen Möwen“ der als erste Vereinigung deutscher Segelflieger nach dem zweiten Weltkrieg galt.

Am 03. August 1950 gründeten Segelflieger in der Krone Post in Gersfeld den deutschen Aeroclub. Im Jahr 1953 nahm die Schule die Ausbildung im Segelflug wieder auf. 1952 wurde die Gesellschaft zur Förderung des Segelfliegens (GFS) gegründet, die Träger des Flugplatzes und auch der Schule ist. Am 09.10. 1954 gab das US- Hauptquartier per Ausnahmedekret frei. Ohne Beschränkungen wurde das Fliegen ab 1955 auf der Wasserkuppe wieder zugelassen. Die US- Luftwaffe und Land Hessen steuerten beträchtliche Mittel zum Neubau einer Flugzeughalle und Verwaltungsgebäude der Segelflugschule bei. In den folgenden Jahren entwickelte sich die Infrastruktur mehr und mehr. Um Motorflugpiloten und Modellflieger mit einzubinden, wurde die Segelflugschule im Jahr 2002 in Fliegerschule Wasserkuppe umbenannt. Kerngeschäft der Schule bleibt, weiterhin der Segelflug. „Mit dem 2013 fertiggestellten Luftsportzentrum erfüllte sich für Jörges ein großer Traum“.


Faszinierende Fliegerei

„ Nun haben wir einen modernen Standort, der Bedürfnisse der Flugschule mit Verwaltungs-, Vorbereitungsräumen, Gastronomie und Besucherterrasse erfüllt. Damit wurde die Idee von Artur Martens und Fritz Stamer aus dem Jahr 1924 wieder aufgenommen, die damals mit ihrer Schule und erstellten Räumen ein Wagnis eingingen. „ Die Faszination der Fliegerei hat in den zurückliegenden Jahrzehnten nie abgenommen“ resümiert Schulleiter Jörges. Dabei hatten es die Piloten/innen nach Kriegsende nicht leicht. Durch die Teilung Deutschlands lag man in unmittelbarer Nähe zur DDR Grenze. Die ADIZ Zone lies den Fliegern nur wenig Spielraum. Nach der Wiedervereinigung im Jahr 1991 liegt die Wasserkuppe und Fliegerschule freilich im Herzen Europas. „ Nach dem Fall der Mauer fand ein regelrechter Besucheransturm auf die Wasserkuppe statt“ schildert Jörges diesen Meilenstein. Mit Rundflügen kam man kaum nach. Man erhält Zuspruch aus der ganzen Welt. Prominentester Fliegerschule Besucher, war Neil Armstrong, der als erster Astronaut den Mond betrat (21. Juli 1969).

Bei seinem Besuch fühlte er sich 1970 in der Fliegerschule und auf der Wasserkuppe gut aufgehoben. Mit dem damaligen Schulleiter Karl- Ernst Kess(1961 -1978) hob Armstrong erstmals auf der Wasserkuppe ab. Noch heute ist die ASW-15 mit der flog auf der Wasserkuppe beheimatet. Jörges, seit 2001Schulleiter auf der Wasserkuppe , ist auf seine Vorgänger Fritz Stamer, Karl Heinz Denker, Hans Settgast, Ernst Masslo, Walter Dietmar, Heinzel, Karl-Ernst Kess, Walter Knüttel und Michael Könitz stolz. „Sie haben mit bescheidenen Mitteln aber viel Idealismus zum Erfolg der Schule beigetragen“ schildert er mit viel Respekt. Dabei haben es die Segelflieger auf der Wasserkuppe, auch aus meteorologischer Sicht nie leicht gehabt. „Bei acht Monaten Saisonbetrieb müssen wir den Speck für die fluglosen Wintermonate ansetzen“ schildert der unermüdliche Schulleiter. Neben fest angestellten Mitarbeitern, unterstützen übers Jahr 20-30 ehrenamtliche Fluglehrer die Fliegerschule.


"Wasserkuppe durch die Flieger interessant geworden"

Die Wasserkuppe ist durch die Fliegerei zum attraktiven Ausflugsziel geworden. Durch die Aktivitäten der Fliegerschule Wasserkuppe haben sich viele Geschäfte, Kioskbetriebe, Bratwurststände, Rodel-Arenen, Bauernladen, Biosphären-Reservat, Hotel, Deutscher Wetterdienst, Touristinformation Rhön, Gleitschirmflugschule angesiedelt, die dadurch ihr Auskommen haben und somit ihre Familien ernähren. Mehr als 100 Personen sind dadurch auf der Wasserkuppe hauptberuflich tätig. Letztendlich ist dadurch das Deutsche Segelflugmuseum entstanden. Dazu kommen noch die vielen Übernachtungen der umliegenden Hotels rund um die Wasserkuppe. „Es ist den Fliegern zu verdanken, dass die Wasserkuppe nicht ein unscheinbarer 950 meter hoher Berg in der Rhön ist, sondern ein weltbekannter Ort, der weit über die des Landkreises Fulda, die Grenzen Hessens Deutschlands hinaus bekannt ist“ resümiert Schulleiter Jörges, der der weiteren Zukunft der Fliegerschule positiv entgegen blickt.

Quellenangabe: „ Die Wasserkuppe Ein Berg mit Geschichte von Joachim Jenrich“

Weitere Infos über die Fliegerschule Wasserkuppe unter. www.fliegerschule-wasserkuppe.de (Lothar Schwark)+++

X