"Schneise der Empörung"
Bürgerinfo zu Stromtrasse "SuedLink" - "Eher kritisch"
Fotos: Konstantin Müller
23.07.2014 / NIEDERAULA -
Eine "Schneise der Empörung" könnte sich im Jahr 2022 ihren Weg von Wilster in Schleswig-Holstein Richtung Süden bahnen. Die Rede ist vom Mammut-Projekt „SuedLink“. Die rund 800 Kilometer lange Stromtrasse soll durch die Energiewende entstandene Strom-Engpässe in Bayern schließen. Dies wurde am Dienstagabend auf einer Bürgerinformationsveranstaltung in Niederaula heftig und kontrovers diskutiert. Laut Referent Thomas Wagner des ausführenden niederländischen Netzbetreibers TenneT werde mit Abschaltung der Kernkraftwerke gerade der Süden Deutschlands einen starken Importbedarf an Strom aufweisen. Rund 30% des Strombedarfs von Süddeutschland werde demnach im Jahre 2023 aus dem Norden zugeführt werden müssen. Abhilfe soll das Milliardenprojekt SuedLink schaffen. Ulrike Platz von der Bundesnetzagentur erläuterte während der Bürgerinformationsveranstaltung in Niederaula als zusätzliche "Baustelle", dass es derzeit noch keine marktreife Lösung für die Speicherung von Strom in einer solchen Größenordnung gebe, daher müsse eine konstante Stromzufuhr gewährleistet sein.
Von der Stromtrasse SuedLink betroffen sind ebenfalls die Regionen zwischen Neuenstein, Niederaula, Burghaun, Petersberg, Eichenzell und Uttrichshausen – sehr zum Unmut vieler Bürger. Vertreter der Bundesnetzagentur und Tennet stellten sich in der Bürgerinformationsveranstaltung in Niederaula der Diskussion mit den Betroffenen. Geführt wurde der Dialog von den drei Bürgermeistern Thomas Rohrbach (Niederaula), Manfred Koch (Kirchheim) und Walter Glänzer (Neuenstein). „Die Bürgerproteste haben in den Kommunen zugenommen“, so Rohrbach, „Wir haben hier auf dem flachen Land das Gefühl, von den Leuten in Wiesbaden und Berlin nicht mehr ganz ernst genommen zu werden.“ Manfred Koch betonte zudem die hohe Belastung für die Natur.
Skepsis auf Seiten der Bürger
In der anschließenden Diskussionsrunde der Infoveranstaltung äußerten Vetreter von Politik, Bürgerinitiativen und Betroffene ihren Unmut gegenüber dem geplanten Mammutprojekt: Kritisiert wurde die Bedarfsermittlung von Seiten der Bundesnetzagentur, die laut Aussage von Ulrike Platz mit unabhängigen Sachbearbeitern und Universitäten zusammenarbeite, um den benötigten Strombedarf der Bundesrepublik zu errechnen. Auch die Monopolstellung von TenneT trifft offensichtlich auf Unverständnis in der betroffenen Bevölkerung. Wagner betonte die Komplexität der Frage nach dem benötigten Energiebedarf in der Bundesrepublik. „Wenn eine Autobahn überfüllt ist, dann sehen wir das. Das ist für jeden nachvollziehbar. Eine überlastete Stromleitung ist jedoch nicht für jeden auf den ersten Blick ersichtlich.“