FESTSPIEL-STARS im Portrait (13)
Hans Christian SEEGER oder doch Modezar LAGERFELD in der Ruine?
21.07.2014 / BAD HERSFELD -
Bundespräsident Joachim Gauck hat ihn auf der Bad Hersfelder Festspielbühne gesehen, tausende Zuschauer ebenfalls. Für eine wahren Überraschungseffekt in Holk Freytags hoch gelobter Inszenierung von Schillers Trauerspiel „Maria Stuart“ sorgt der Auftritt von dem französischen Gesandten Graf Aubespine in der Gestalt von Karl Lagerfeld. Er und zwei bezaubernde Models tänzeln im Gleichschritt und im Gleichklang der Worte über die Bühne. Die Ähnlichkeit ist verblüffend, aber es ist die Kunst der Masken- und Kostümbildner, die Hans Christian Seeger in den weltbekannten Modezar verwandeln.
„Es soll keine Persiflage sein“, bekräftigt Seeger und verweist darauf, dass man zum Beispiel auf Lagerfelds besondere Art des Sprechens verzichtet hat und stattdessen über den „de Gaulle-Dialekt“ gegangen ist. Intendant Holk Freytag und die Kostümbildnerin Michaela Barth haben im Vorfeld die zündende Idee entwickelt und bei Hans Christian Seeger angefragt, ob man daraus was machen kann. Man konnte. Brigitte Sura und Sina Schmidt, die beiden Models an seiner Seite, sind aus den Reihen der Dienerinnen der Maria Stuart ausgewählt worden. Sie haben Modelmaße, die richtige Größe und wie Hans Christian Seegers charmant betont: „Sie sind sehr attraktiv“.
Sina Schmidt ist seit fünf Jahren als Statistin dabei. Zum ersten Mal stand sie 2010 in „Wilhelm Tell“ auf der Festspielbühne und spielte Seite an Seite mit Hans Christian Seeger, der damals zum ersten Mal in Bad Hersfeld engagiert war. Seither versteht er die von seinen Schauspielkollegen viel gerühmte „große Faszination“, die von der Stiftsruine ausgeht. Seit 2011 ist er in „Der Name der Rose“ zu sehen und übernimmt bei dem „Kultstück“ auch in diesem Jahr die Rolle des „Malachias von Hildesheim“. In 2011 spielte er außerdem in „Draußen vor der Tür“. 2012 und 2013 führte er „Ewig jung“ als Regisseur zum Publikumserfolg und übernahm darin auch die Rolle alten Herrn Seeger. In 2013 stand er außerdem als Patriarch in Holk Freytags „Nathan der Weise“ auf der Bühne. Eine ganz andere Seite von sich zeigt er als „Harrison Howell“ im aktuellen Musical „Kiss me, Kate“.
So kam es. Fünf Jahre lang war er stellvertretender Intendant, übernahm außerdem die Leitung der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zwecks besserer Vermarktung, arbeitete dort auch als Regisseur und Schauspieler. Er folgte Freytag in das Engagement an das Schauspielhaus Wuppertal und das Staatsschauspiel Dresden. „Holk Freytag hat eine Haltung zu Stücken und erzählt die Geschichte hinter den Figuren. Es geht ihm darum, Inhalte zu vermitteln“, charakterisiert er den Anspruch seines langjährigen Weggefährten.
„Holk Freytag mag Menschen“, ergänzt Seeger. „Er hat ein Händchen dafür, dass sich hier alle wie in einer großen Familie fühlen“. Das gilt auch für die Statisten und Komparsen, die fester und immer wieder hochgelobter Bestandteil des Festspiel-Ensembles sind. Nahezu alle sind Mitglieder des Chorvereins unter der Leitung von Helgo Hahn, die nicht nur singen, sondern bei Bedarf auch kleinere Rollen spielen. So wie Brigitte Sura, die seit 1996 mit großer Leidenschaft und großem Engagement auf der Festspielbühne steht. Sina Schmidt lacht: „In diesem Jahr bin ich Model, Dienerin, eine Frau aus dem Volk und außerdem Hure in verschiedenen Stücken“.
Nach der Festspielsaison wird Hans Christian Seeger mit dem Flugzeug Deutschland verlassen. Mit wunderbaren Erinnerungen im Gepäck. Hans Christian Seeger hat im vergangenen Jahr seinen Lebensmittelpunkt auf die Kanareninsel „Gran Canaria“ verlegt. Unter der spanischen Sonne möchte er sein Leben genießen. Aber er kommt beruflich im nächsten Jahr zurück zu den Bad Hersfelder Festspielen – und nur zu den Bad Hersfelder Festspielen! (Gudrun Schmidl) +++