„Sex und Gewalt in den Medien“
Maus-Medienzentrum war zum Projekttag bei Viertklässlern
18.07.2014 / ENGELROD -
„Wenn man sowas gesehen hat mit Sex oder Gewalt, dann muss man drüber reden, sonst bedrückt einen das“, findet ein Schüler. Und ein anderer ergänzt: „Dann muss man mit irgendjemandem reden, dem man vertraut, mit dem Freund, den Eltern oder einem Kuscheltier.“ Der Tag war interessant und hat Spaß gemacht, „besonders cool war das Filme drehen“, fanden die Viertklässler der Lautertalschule Engelrod nach ihrem Projekttag mit Peter Weißmüller vom Maus-Medienzentrum Gießen-Vogelsberg. „Mir ist es wichtig mit den Kindern herauszuarbeiten, wie sich anfängliches Erschrecken und Ängstigen bei Gewalt in den Medien später umwandelt“, erklärt der Medienpädagoge, „werden diese Eindrücke und Gefühle nicht angemessen verarbeitet, sind es genau die Kinder oder Jugendlichen, die später auch in der Realität auf Gewaltszenen unangemessen reagieren, das Ganze nur noch „cool“ finden und vielleicht auch noch mitmachen.“
Auf die Frage, wer denn schon ein Handy besitzt und ins Internet kommt, heben sich viele Hände. Der größte Teil der Schulklasse besitzt selbstverständlich ein Smartphone, manche schon seit zwei Jahren ein „normales“ Tastenhandy, und im Internet surfen die Neun- bis Zehnjährigen auch schon regelmäßig: Filme auf Youtube angucken ist normal. Zwar schauen die Kinder noch viel mehr Fernsehen als sie im Internet unterwegs sind – trotzdem: In fast allen Medien finden sich heutzutage Gewaltdarstellungen und sexualisierte Darstellungen und sind ohne Probleme auch für jedes Kind zugänglich.
Wie wirken diese Sex- und Gewaltdarstellungen auf Kinder und Jugendliche? Welche Auswirkungen haben die Medien auf die Gefühle und die geistige Entwicklung? Was empfinden die Kinder beim Schauen solcher Videos und wie gehen sie damit um? Fragen, die sich Peter Weißmüller, Medienpädagoge im Maus-Medienzentrum Gießen-Vogelsberg stellt und deshalb seit 2011 solche Projekttage durchführt. Unterstützt wird er dabei von jugendlichen Schülercoaches, die ihn in die Schulklassen begleiten. Klassenlehrerin Annedore Radvan hatte ihre Schüler für den Projekttag angemeldet. Ziel des Vormittags war das kritische Hinterfragen des Medienkonsums und dessen Auswirkungen auf das tägliche Leben.
Für den spannendsten Teil des Vormittags wurden die Kinder in drei Gruppen aufgeteilt, um jeweils zwei Filmsequenzen zu spielen. Die drei Schülercoaches Leah Martin, Jan Tillmann und Sabrina Hucke drehten die Videos, die zum Abschluss vor der ganzen Klasse gezeigt und besprochen wurden. Die Jungschauspieler stellten jeweils eine Szene dar „wie sie nicht sein sollte“ und eine Version „mit richtigem Ausgang“. Mit dabei beim Projekttag in Lautertal waren auch ein Regisseur aus Berlin, der Unterrichtsspielfilme dreht, die Gleichstellungs- und Migrationsbeauftragte des Kreises, Magdalena Pitzer, sowie Sandra Bischoff von der Hessischen Landesmedienanstalt in Kassel. Dort wird eine hessenweite Ausweitung des Medienprojekts überlegt.+++