Der facebook-MINISTER

"Keine Routine im Job" für den Osthessen Michael ROTH (SPD)

Staatsminster Michael Roth (SPD) ins seinem Büro im Auswärtigen Amt in Berlin.
Fotos: Hendrik Urbin

10.07.2014 / BERLIN DIREKT (5) - Er ist offen, freundlich und kommunikativ. Er ist Gastgeber und Repräsentant der Bundesrepublik Deutschland. Und er ist Stellvertreter von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD). Die Rede ist von Michael Roth aus Heringen an der Werra (Landkreis Hersfeld-Rotenburg). Der 43-Jährige ist Staatsminister für Europa. Dienstsitz ist das Auswärtige Amt mitten in Berlin. Es ist ein Hochsicherheitstrakt, ständig bewacht von der Bundespolizei. Aber trotz seines volles Terminkalenders nahm sich Roth 30 Minuten Zeit für osthessen-news.de. Für ihn seien die Qualität der Termine entscheidend und nicht die Anzahl.

"Routine gibt es in meinem Job nicht. Jeder Tag ist anders. Und das ist auch gut so." Die Spannung ist von Woche zu Woche groß. "Wenn ich in Berlin bin, weiß ich montags noch nicht, wie die Woche aussieht". Wenn Roths Chef Steinmeier nicht in der Hauptstadt ist und Sitzungswochen anstehen, sitzt der Osthesse auf der Regierungsbank - zwei Plätze neben Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel (CDU). Mit ihr, den anderen Bundesministern oder Bundespräsident Joachim Gauck hat er regelmäßig, wenn nicht sogar täglich zu tun. Es gibt aber auch Wochen, da sieht Roth seinen Schreibtisch gar nicht. "Manches geht online, anderes bleibt liegen."

Seit 1998 ist Michael Roth direkt gewählter Bundestagsabgeordneter im Wahlkreis 169 (Werra-Meißner – Hersfeld-Rotenburg). "Ich habe schon immer viel gearbeitet, aber so viel wie jetzt - als Minister - noch nie." Auch die Wochenenden werden immer knapper: privat und persönlich muss er zurückstecken. Der Wahlkreis kommt aber nicht zu kurz. "Die Arbeit ist konzentrierter geworden. Samstags und sonntags nehme ich in meiner Heimat aber Termine wahr." Und ehrenamtlich ist der Protestant auch Landessynodaler der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Gut unterstützt wird er von seinen Mitarbeitern im Auswärtigen Amt und im Wahlkreis. "Es gibt ständige Absprachen." Sie bereiten Termine vor, koordinieren und stellen Unterlagen zusammen.

Um über seine interessante Arbeit zu informieren, nutzt Michael Roth die sozialen Netzwerke facebook (3.992 Freunde) und twitter (2.827 Follower). Sein Apple iPad hat er immer dabei. "Für mich ist es wichtig, meinen Job transparent zu machen und modern zu kommunizieren." Momentan ist Roth in Riga (Dienstag) und Tallinn (Mittwoch). Wörtlich schrieb er dazu am gestrigen Mittwoch: "Und weil’s in Europa so schön ist: diesmal (wieder) Riga und (endlich) Tallinn. Wunderbare Städte und gute Gespräche mit den Außen- und Europaministern von Lettland und Estland. Sie wissen unseren Einsatz zur Befriedung der Ukraine sehr zu schätzen, bleiben aber besorgt wegen der derzeitigen Politik Russlands. Bewundernswert wie viele Sprachen viele Balten exzellent beherrschen. Da können wir uns echt ne Scheibe abschneiden." Ende der Woche reist Roth weiter nach Warschau, zwischendurch ist er in Berlin.

Roths Schwerpunkt ist Europa. Er ist unter anderem Beauftragter der Bundesregierung für die deutsch-französische Zusammenarbeit. Wachstum, Beschäftigung und der Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit - Themen, die Europa bewegen. Dazu sagte Roth: "In 20 von 28 Staaten liegt die Jugendarbeitslosigkeit über 25 Prozent. Und Deutschland kann es nur gut gehen, wenn es den anderen Staaten auch gut geht." Aber auch die langfristige Sicherung des Euros und die EU-Beitrittverhandlungen mit der Türkei ("ein wichtiger Partner") stehen auf der Agenda. "Dabei ist fraglich, ob die Türkei Fortschritte in Werten der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit gemacht hat." Für Roth sind ein starker Sozialstaat und eine offene Gesellschaft besonders wichtig. "Deshalb wird es zukünftig stärkere Kooperationen mit den nordischen Staaten geben."

"Langweilig wird es nicht." Nicht wegen Themen und den Funktionen von Michael Roth. Er vertritt die Bundesregierung auch im Europäischen Parlament und reist deshalb mindestens einmal pro Monat nach Brüssel. Er reist entweder in seinem Dienstwagen mit Fahrer, dem Flugzeug oder klassisch mit dem Zug. Zum Beispiel von Berlin ins Land der weißen Berge nach Hause - via ICE in nur etwas mehr als drei Stunden. (Christian P. Stadtfeld). +++

X