OsthessenNews

1. Rhöner Eichertreffen

Mammut, Tiger und Wotan in Himmelblau


Fotos: Barbara Enders

30.06.2014 / OBERWILDFLECKEN - Sie heißen Panther, Puma, Tiger oder Leopard, ihr einfachstes Erkennungsmerkmal ist die Farbe Blau und am vergangenen Samstag trat ihre Gattung gar in ganzen Rudeln auf. Die Rede ist nicht von Lebewesen aus Fleisch und Blut, sondern motorisierten Arbeitstieren aus Stahl. Thomas Heinle aus Wildflecken hatte zum 1. Rhöner Eichertreffen geladen und viele Traktorbesitzer hatten ihre treuen Gefährten zum Sportplatz nach Oberwildflecken gelenkt. Heinle trug sich schon längere Zeit mit der Idee und hat sie jetzt - pünktlich zum 60. Geburtstag seines eigenen Eicher-Schleppers - mit den Gleichgesinnten der „Rhöner Eicherfreunde“ endlich in die Tat umgesetzt.

Gute Resonanz



Bereits um zehn Uhr zu Beginn der Veranstaltung konnte man schon gut 20 Fahrzeuge zähle und immer wieder bogen weitere Fahrzeuge in die Zufahrt zum Sportplatz ein. Die Eicherfreunde hatten auch Fremdfabrikate eingeladen und so hatte sich Peter Heck aus Platz mit seinem bestens gepflegten Lanz auf den Weg gemacht. „Baujahr 1958, ein Lanz Typ 2416 mit 24 PS“, informiert er die interessierten Besucher, “aber ich habe ihn nur noch zum Spaß, er kommt nicht mehr in der Landwirtschaft zum Einsatz“, fügt er lächelnd hinzu. Familie Walch aus Langenleiten ist mit ihren Kindern gekommen und wird von Peter Heck eingeladen, einmal auf seinem Traktor Platz zu nehmen. Für das 3-jährige Söhnchen Raphael ist das das Größte! Seine Mama lacht, „manch erwachsener Traktorfan würde ihn beneiden, er verehrt und sammelt alles rund um die Traktoren, hat sogar Unterwäsche mit Traktorbildern“. Sein Vater erzählt, dass der kleine Junge beim Großvater das erste Mal mit den Fahrzeugen in Kontakt kam und seitdem ist es um ihn geschehen.

Eine etwas längere Anfahrt hatte Alfred Keidel aus Hilders in Kauf genommen. „Das ist ein Deutz Baujahr 57, Typ F2L612/6 mit 18 PS“, zählt er die Daten des grünen Schleppers auf und er brauchte für seine Anreise über Wüstensachsen, Bischofsheim und die Kreuzbergstraße gut anderthalb Stunden. Auch sein Fahrzeug wird nicht mehr aktiv genutzt, jedoch sind überall Embleme der Oldtimerfreunde Hilders zu finden. Nächste Woche wird er mit seinen Clubfreunden nach Fladungen zu den „Classics“ fahren, „da müssen wir mal sehen, wie wir da am besten fahren“.

Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt

Ein ganz kurioses Gefährt biegt etwas später auf den Platz ein, nicht das Fahrzeug, sondern die Dekoration und der Sound treffen die Sinne der Besucher. Manfred Kleinhenz aus Oberweißenbrunn fährt mit seinem 15 PS-starken „Leopard“ aus dem Jahre 1963 nur noch den Grünmüll zur Deponie, aber das mit seinem ganz eigenen Stil. Er ist ein Fan der Musik der „Amigos“ und das zeigt er mit Aufklebern, Aufschriften und Anbauten am Traktor. Das Herzstück ist die Stereoanlage mit den beiden Lautsprecherboxen auf den Sitzen, aus der während der Fahrt seine Lieblingsmusik schallt. „Da habe ich ganze 25 Meter Kabel von der Batterie bis zur Anlage verlegt“, strahlt der Rhöner Amigo Fan, „es hat etwas Arbeit gebraucht, aber jetzt laufen die CDs einwandfrei und hüpfen nicht mehr bei der Fahrt“.

Dass eine Fahrt mit dem Eicher nachhaltig wirken kann, wird bei einem Gespräch mit Stefan Seuffert aus Unterweißenbrunn klar: „Ich bin schon im Mutterleib auf dem Eicher geschüttelt worden“, soll heißen, seine ganze Familie frönt der Eicherleidenschaft. Wie viele Fahrzeuge er sein Eigen nennt, will er nicht genau sagen, aber in der gesamten Familie sind es schon sechs bis sieben Stück. Mit der Geschichte des Fabrikates kennt er sich aus, berichtet über die Ersatzteilbeschaffung der bis in die 1990er Jahre im Oberbayerischen Forsten gebauten Traktoren und weiß, dass heute eine Firma in Indien unter diesem Namen ihre Produkte baut, die aber nichts mehr mit dem Ursprungsprodukt zu tun haben.

Ausfahrt mit Gipfelblick

Thomas Heinle und seine Freunde hatten sich etwas Besonderes einfallen lassen. Als kürzlich das Gipfelkreuz auf dem Kreuzberg neu errichtet wurde, waren unter anderem er und der Oberbacher Horst Kimmel (Massey-Ferguson) an den Arbeiten beteiligt. Damals hatten sie mit den Verantwortlichen des Klosters verabredet, mit den Traktorenfreunden zum Gipfelkreuz zu fahren. In einem langen Zug tuckerten etwa 60 Stück der eisernen Arbeitstiere über die Kreuzbergstraße zum neuen Kreuz am Sender und wurden dort von Pater Stanislaus empfangen, der die Traktoren segnete. Heinle ließ seinen Hut herum gehen, gesammelt wurde für ein Hilfsprojekt der Franziskaner, die in Brasilien einen Traktor finanzieren möchten. Auf der Rückfahrt trafen die Traktorenlenker auf die Ausfahrt der hessischen Deutzfahrer, die sich gerne den Eicherfreunden anschlossen.

Kräftemessen ohne große Zwischenfälle

Am späten Nachmittag gab es einen weiteren Höhepunkt. In einer kleinen Leistungsschau wurde gezeigt, mit welcher Kraft die Fahrzeuge an die Arbeit gehen können indem kleine Traktoren ihre großen Pontons abschleppten.

Vielleicht gibt es eine Wiederholung?

Trotz des Nieselregens blieben viele Besucher bis zum Abend und war ein großer Erfolg. „Es war schön wie es sein sollte“, zeigte sich Thomas Heinle sehr zufrieden mit diesem 1. Rhöner Eichertreffen, zu dem gut 75 Traktoren gekommen waren. Bis auf einen Motorschaden gab es keine Probleme, der Eicher musste nur bis zu seinem Besitzer in Oberwildflecken abgeschleppt werden. Auf Nachfrage erklärte Heinle, dass es sicherlich ein weiteres Treffen geben werde, wenn auch nicht gleich im nächsten Jahr. Für den Ablauf hat er auch schon einige Ideen, möchte vielleicht ein mehrtägiges Treffen mit Musik arrangieren, man werde sehen, was sich ergibt.

Jedenfalls dürfen sich er und die „Rhöner Eicherfreunde“ ob des erfolgreichen Treffens erst einmal entspannt zurück lehnen und einen kräftigen Schluck Kreuzbergbier genießen.(ara)+++