Wechsel im Rathaus

ATZLER (CDU) neuer Bürgermeister - HOHMANN (SPD) ist schlechter Verlierer

Wolfgang Atzler (CDU) erhielt 57 Prozent
Fotos: Hendrik Urbin

30.06.2014 / BURGHAUN - Es war ein regelrechter Wahl-Krimi am Sonntagabend in der Marktgemeinde Burghaun (Landkreis Fulda). Herausforderer Wolfgang Atzler (CDU) ist neuer Bürgermeister. Er löst Amtsinhaber Alexander Hohmann (SPD) ab. Damit geht eine langjährige SPD-Tradition zu Ende. Bei der Direktwahl stimmten 57 Prozent (2.076 Stimmen) für den CDU-Mann, der amtierende Verwaltungschef holte nur 43 Prozent (1.568 Stimmen). Die Wahlbeteiligung war mit 69 Prozent relativ gut.



Zunächst sah alles nach einem Kopf an Kopf-Rennen aus. Dann aber zeichnete sich die Niederlage von Hohmann ab. In nur vier Ortsteilen (Gruben, Hechelmannskirchen, Langenschwarz und Rothenkrichen) holte er die Mehrheit der Stimmen. Die großen Bezirke wie Steinbach, Hünhan und Burghaun entschied Atzler für sich. Gut 100 Menschen fieberten im Saal des Herrenhauses mit. Kurz nach Bekanntgabe des offiziellen Ergebnisses durch Gemeindewahlleiter Karl-Heinz Kaufmann sagte der neue Bürgermeister: „Ich bin freudig überrascht und voller Tatendrang. Mit so einem eindeutigen Ergebnis hätte ich nicht gerechnet."

Als schlechter Verlierer präsentierte sich der in der Bevölkerung nicht ganz unumstrittene Noch-Rathauschef Hohmann. Um 18:56 Uhr waren alle zwölf Wahlbezirke ausgezählt, CDU- und SPD-Funktionäre waren da, Jubel brach aus - nur der Hausherr fehlte. Der 43-Jährige sitzt seit zwölf Jahren im Chefsessel des Rathauses. Jetzt: das Karriere-Aus. Um 19: 07 Uhr trudelte Hohmann mit seinen vier Kindern im Herrenhaus ein. Äußern wollte er sich gegenüber den Medien aber nicht. Er sagte: „Nicht in Gegenwart der Kinder" und gratulierte seinem Nachfolger mit den Worten „Erfolg, Kraft und alles Gute". Dann verließ er fluchtartig und sichtlich mitgenommen das Rathaus. Kein guter Stil. Eine Bürgerin sagte zu osthessen-news.de: „Das ist die Quittung für seine überhebliche Art." Ihren Namen wollte sie nicht nennen.

Überglücklich war hingegen Wolfgang Atzler - ein waschechter Burghauner, Hauptkommissar bei der Fuldaer Kriminalpolizei und seit Jahren innerhalb der CDU engagiert. Der 51-Jährige hat sich in den letzten Wochen und Monaten „kräftig ins Zeug gelegt", berichteten Parteimitglieder und Freunde. CDU-Kreischef und Landtagsabgeordneter Dr. Walter Arnold sprach von einem „Paradebeispiel" im Wahlkampf: bürgernah und intensiv. Er sei fast an jeder Haustür gewesen, warb mit dem Slogan „Ehrlich, transparent, mittendrin".

Erste Gratulantin war Atzlers Ehefrau Gabriele. „Ich bin erleichtert", sagte die Schulamtsdirektorin. Hoch erfreut zeigte sich auch Landrat Bernd Woide (CDU) und sprach von einem „sehr guten, überragenden Ergebnis". So spannend sei es noch nie gewesen. Der Landrat dankte aber auch - trotz Abwesenheit - dem amtierenden Bürgermeister: „Herr Hohmann hat viel für Burghaun geleistet." Im Namen der Sozialdemokraten ergriff Unterbezirksvorsitzende und Landtagsabgeordnete Sabine Waschke das Wort. „Ich gratuliere, bin aber sehr enttäuscht, dass sich unser Kandidat nicht durchsetzen konnte." Sie sah das emotionale Thema Windkraft als einen Grund für die Niederlage, bescheinigte Hohmann aber eine gute Arbeit vor allem im Bereich Jugend und Soziales.

Es wird also zukünftig kein leichtes Spiel, denn die Mehrheitsfraktion in der Gemeindevertretung ist die SPD. Umso trauriger ist es, dass es die Kommunalpolitiker vor Ort nicht geschafft haben, ihren Mann auf dem Chefsessel zu halten. Für Wolfgang Atzler ist es hingegen eine Herausforderung, mit den Sozialdemokraten im Parlament so zusammenzuarbeiten, dass sich Burghaun auch zukünftig positiv weiterentwickelt. Für sechs Jahre ist der neue Rathauschef gewählt. Seine Amtszeit beginnt am 18. November dieses Jahres.

Und noch ein Wermutstropfen für die osthessischen Sozialdemokraten: sollten die Genossen die anstehenden Wahlen in Gersfeld und Kalbach nicht für sich entscheiden, ist der Hilderser Rathauschef Hubert Blum bald der einzige SPD-Bürgermeister im Kreis Fulda und damit Einzelkämpfer. (Christian P. Stadtfeld). +++

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