FESTSPIEL-STARS im Portrait (8)
Thomas BORCHERT – vielfache Premiere
Foto: Karim Khawatmi
18.06.2014 / BAD HERSFELD -
„Wunderbar“ – mit diesem Gassenhauer auf den Lippen freuen sich garantiert alle Besucher auf die heutige Premiere des Musicals „Kiss me, Kate“ bei den Bad Hersfelder Festspielen. „Schlag nach bei Shakespeare“ wäre eine passende Idee zur Vorbereitung auf das Stück, in dem eine Theatergruppe eine „musikalische Version“ von Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“ aufführen will. Die Premiere des Musicals mit den unsterblichen Songs von Cole Porter, in der Thomas Borchert die Doppelrolle des Fred Graham/Petruchio übernimmt, ist für den gefeierten Musicalstar gleich mehrfach eine Premiere.
Zum ersten Mal überhaupt besetzt Thomas Borchert diese Rolle, für die er, obwohl er sich längst einen Namen erarbeitet hat, bei einer Audition sein Können unter Beweis stellen und sich auf Herz und Nieren prüfen lassen musste. So ist das in seiner Branche üblich. Ebenfalls zum ersten Mal arbeitet er unter der Regie von Stefan Huber und damit erfüllt sich für Thomas Borchert ein lang gehegter Wunsch. Die beiden haben im Jahr 1992 in Wien als Darsteller bei einer Musicalproduktion zusammengearbeitet. Sie verloren sich aus den Augen, verfolgten aber über die Jahre hinweg jeweils den Werdegang des anderen. Bei einem Event in Berlin sind sie sich zufällig begegnet und können nun ihre erfolgreichen beruflichen Lebenswege in Bad Hersfeld ein Stück gemeinsam gehen.
Erstmals steht Thomas Borchert auf der Bühne der Stiftsruine. Die Spielstätte war ihm schon bekannt, denn er hat hier bereits zwei Musicals gesehen, zuletzt „Sunset Boulevard“ mit Weltstar Helen Schneider in der Hauptrolle. „Es ist eine tolle Kulisse, aber es stellt sich auch immer die Frage, ob ein bestimmtes Stück in diese Mauern passt. Von der Kreativität der Bühnenbilder, die mit „genial simplen Methoden“ auf der riesigen Bühne die für „Kiss me, Kate“ nötige intime Theateratmosphäre zaubern, ist er begeistert.
„Ich bin als musischer Mensch geboren worden“, erzählt Thomas Borchert. Mit acht Jahren erhielt er seinen ersten Klavierunterricht. Vieles hat er sich autodidaktisch beigebracht und er begann, seine eigenen Songs zu schreiben. Mit seiner Rockband „Cakewalk“ gewann er 1988 den Musikpreis NDR Hörfest und war gleichzeitig Preisträger des Bundesrockpreises in der Sparte Pop. Trotzdem kam es für ihn nicht infrage, Klavier und Gesang zu studieren. „Sechs Stunden täglich Klavier üben war so gar nicht meins“, erinnert er sich. Schauspiel und Musik zusammenbringen war seine Vorstellung und – der Zufall wollte es so – nach einem Hinweis der Eltern seines Freundes bewarb er sich 1988 an der „Stage School of Music, Dance and Drama“ in Hamburg und wurde aufgenommen. Vielleicht war es wieder Zufall, oder aber das Schicksal hatte seine Hand im Spiel, als er noch während seiner Ausbildung sein erstes Musical-Engagement als Erstbesetzung des „Rum Tum Tugger“ im Musical „Cats“ erhielt, kurz nachdem er die Aufführung mit Freikarte gesehen hatte, die Rolle toll fand, für die er zwei Tage später vorsingen konnte. Damals sollte es ein Ausflug ins Musical sein. Dieser Ausflug dauert jetzt 24 Jahre.
Nur Musical wäre dem Künstler nicht genug. „Ich brauche die Vielseitigkeit und neue Konzepte“. 1999 brachte Borchert unter dem Pseudonym Tom Reed sein erstes Album mit dem Titel „The Best of Goodbyes“ heraus. Er veröffentlichte in den Jahren 2000, 2001 und 2002 unter eigenem Namen drei CDs, Anfang 2005 erschien seine aktuelle CD „Borchert Deluxe“. Mit seinem weihnachtlichen Soloprogramm, in dem er deutsche Weihnachtslieder zeitgemäß interpretiert, gastiert er seit 2006. Bei seinem Soloprogramm „Thomas Borchert in Concert“ tritt er mit Band auf. Hier verbinden sich eigene Arrangements mit den schönsten Songs aus Musical und Film. Borchert, der auch mit einem neunzigminütigen Schauspiel-Monolog brilliert, ist mit der Geigerin Rebecca Thümer verheiratet und hat einen Sohn aus erster Ehe. Seinen Lebensmittelpunkt hat er in Hamburg.
Seine Hauptrolle in dem Musical „Kiss me, Kate“ ist ein weiterer Meilenstein in seiner großartigen Karriere. Ein Musical, das 1948 uraufgeführt wurde und zu einem der erfolgreichsten Broadway-Musicals wurde, hat Regisseur Stefan Huber in unsere Zeit katapultiert. So behalten zum Beispiel viele Darsteller ihre eigenen Namen, was für Thomas Borchert Sinn macht, denn „wir als Darsteller spielen ein Stück weit uns selbst“. Letztendlich schließt sich für Thomas Borchert ein Kreis, denn die Doppelrolle des Fred Graham/Petruchio, für die er vor Jahren in Wien vergeblich vorgesungen hat, war für ihn in Bad Hersfeld vorbehalten. Zufall oder Schicksal? Auf jeden Fall ein Glücksfall für alle weiblichen Musicalfans, denn dieser Mann ist „Viel zu heiß“. (Gudrun Schmidl) +++