Kleine Festspiele
Kölner Künstler Theater zeigt Jugendtheaterstück „faces“
24.05.2014 / BAD HERSFELD - Weder das Internet, noch Facebook ist schwarz oder weiß, gut oder böse. Es bietet Chancen zu Selbstfindung, Freiheit und Demokratie. Gleichzeitig beinhaltet es das Risiko des Selbstverlusts, der Onlinesucht und Manipulation. Genau diese faszinierende Ambivalenz zeigte das „Kölner Künstler Theater“ mit ihren Jugendtheaterstück „faces“ zum Abschluss der zwölften Kinder- und Jugendtheater-Woche am Freitag in Bad Hersfeld.
Diese traditionelle Veranstaltung fand in Kooperation mit den drei Bad Hersfelder Gesamtschulen in der Stadthalle statt. Stadtjugendpfleger Edgar Steube begrüßte die rund 400 Schülerinnen und Schüler und versicherte, dass hier nicht der pädagogische Zeigefinder erhoben werden soll, regte aber an, über das Zitat: „Poste ich, was ich bin oder bin ich, was ich poste?“ mal intensiv nachzudenken. Außerdem formulierte er die Bitte, die Smartphones auszustellen, damit sich jeder -gerade mal eine Stunde lang - voll und ganz auf die drei Protagonisten auf der Bühne konzentrieren kann.
Dabei handelt es sich um Kahlid, Thomas und Amy, die sich im realen Leben nicht kennen, aber im Netz begegnen. In der digitalen Welt werden sie Freunde. Doch zu welchem Preis? Ihre öffentlich gemachte Lebensgeschichte beginnt rund um ihre Geburt. Der Tunesier Khalid erblickte das Licht der Welt mitten in der Wüste, weil es seine modern eingestellten Eltern nicht bis in die Klinik nach Tunis geschafft haben, wo auch Väter bei der Geburt des Kindes anwesend sein durften. Amy wurde in einem Militärkrankenhaus geboren. Ihr schon früh verstorbener Vater war ein amerikanischer Soldat, in den sich ihre deutsche Mutter verliebte. Irgendwann will sie ihre Verwandten in Amerika suchen. Thomas schoss den Vogel ab. Er wurde in einem Holzstall geboren, sein Vater war Zimmermann und seine Mutter hieß Maria. Das konnte kein Zufall sein. So unterschiedlich wie ihre Geburt ist auch ihre Haltung im Leben und ihre Absichten in den Social Media unterscheiden sich stark voneinander. Drei Gesichter – drei Profile. Doch eines ist allen drei „faces“ gemein: Ihr Leben spielt sich im Netz ab.
Mit stürmischem Schlussapplaus wurden die Darsteller und gleichzeitig die diesjährige Kinder- und Jugendtheater-Woche verabschiedet. Den 12. Kleinen Festspielen folgen die 64. Bad Hersfelder Festspiele, die in diesem Jahr mit dem neuen Familienstück „Don Quijote“ - frei nach Miguel de Cervantes Saavedra - junge und jung gebliebene Theaterbesucher ansprechen wollen. Tobias Bungter, Autor und Regisseur von „Don Quijote“ und Thomas Gimbel als Ensemblemitglied nutzten vorab die Gelegenheit, auf die Geschichte, in der Phantasie und Freundschaft das Wichtigste sind, neugierig zu machen. Wer von dem Ritter von der traurigen Gestalt noch nichts gehört hat, muss den dicken Wälzer nicht unbedingt lesen, sondern kann sich ab dem 14. Juni in einer der zwölf Vorstellungen mitreißen und verzaubern lassen. (Gudrun Schmidl) +++