FESTSPIEL-STARS im Portrait (2):
Bildschöne Gerit KLING spielt ELISABETH
Foto: Gudrun Schmidl
18.05.2014 / BAD HERSFELD -
„Ist das nicht Gerit Kling?" Ja, sie ist es. Sie gehört zu den beliebtesten Schauspielerinnen unseres Landes und komplettiert die hochkarätige Besetzung der 64. Bad Hersfelder Festspiele. Ihr folgen bewundernde Blicke in dem Provinzstädtchen, das sie vor dem Anruf von Intendant Holk Freytag gar nicht kannte. „Die Stiftsruine hat mich vom Anblick her fasziniert, aber ich war nicht darauf eingestellt, dass es so kalt wird in „Hessisch-Sibirien", sind ihre frostigen Eindrücke von der Spielstätte und den ersten Proben im winterlichem Lagenlook. Das alles nimmt sie auf sich für die Rolle der Elisabeth in Schillers Drama „Maria Stuart", das von Holk Freytag inszeniert wird.
Gerit Kling ist dem Publikum vor allem durch ihre vielen TV-Rollen bekannt. Durch diese hohe Präsenz in vielen Serien und in zahlreichen Fernseh- und Kinofilmen bleibt wenig Zeit für die Arbeit am Theater. Trotzdem steht Gerit Kling in der Theaterspielzeit 2013/14 in Hamburg an den Kammerspielen auf der Bühne und bestreitet in dem Ein-Personen-Stück „Oben bleiben" beeindruckende und hoch gelobte Theaterabende. „Ich werde oft im gehobenen Privattheater besetzt und bin eine große Komödiantin, im komischen Fach zuhause", bekräftigt die vielseitige Schauspielerin.
Elisabeth - diese große historische Rolle ist nicht ihr Fachgebiet, gibt sie freimütig zu. Das hinderte sie nicht daran, die angebotene Rolle schnell und spontan anzunehmen, denn Gerit Kling liebt Herausforderungen und nutzt die Gunst der Stunde, als freischaffende Schauspielerin in einem Klassiker besetzt zu werden. Sie bezeichnet Holk Freytag als einen sehr gebildeten Mann und guten Regisseur, der alles wie eine Komposition in Szene setzt. „Ich muss mich erst warm laufen", bedauert sie schon nach erst wenigen Proben, denn mit Elisabeth teilt sie die Ungeduld. Bestenfalls soll immer alles sofort perfekt sein, was sie anpackt. Momentan fühlt sie sich allerdings wie ein Bergsteiger am Fuß der Rocky Mountains. „Man steht da und denkt, diese Höhe schaffe ich nie". Positive Erfahrungen signalisieren das Gegenteil. „Die alte Sprache aufzudröseln macht irrsinnigen Spaß. Als Schauspielerin ist es ein Genuss, mit den Texten umzugehen, sie klingen zu lassen, ohne in Pathos zu verfallen".
„Ich arbeite rund um die Uhr", stellt sie fest. Inzwischen wartet die facettenreiche Schauspielerin nicht mehr auf Rollenangebote, sondern schreibt sie teilweise selbst und erfindet sich dabei immer wieder neu. „Das verleiht mir Freiheit und Kraft". Immer wieder wird sie als Traumfrau bezeichnet, als die sie sich selbst gar nicht sieht. „Der Lack ist ab", seufzt die Schauspielerin, die wie alle Kolleginnen und Kollegen ständig unter Adrenalin steht und von fürchterlichem Lampenfieber geplagt wird. „Das strengt mit zunehmendem Alter an", klagt sie.
Gemeinsam mit ihrer „supertollen Schwester" Anja Kling, ebenfalls eine sehr bekannte und beliebte Schauspielerin, ist sie beruflich durch viele Höhen und Tiefen gegangen. In wenigen Tagen trifft sie ihre Schwester in Hamburg zu einer gemeinsamen Lesung. Wenige Tage nach der Rückkehr auf die Festspielbühne sitzt sie wieder im ICE Richtung Norden, denn dann stehen drei Drehtage für die ARD-Serie „Notruf Hafenkante" an.
Dazwischen genießt sie die kreativen Tage in „ihrer kleinen Bad Hersfelder Butze", lernt ihre Texte und taucht ein in Schillers Drama, in dem zwei Menschen vorgeführt werden, die wie keine anderen für Machtmissbrauch und Selbstüberschätzung stehen: die schottische Maria (Marie Therese Futterknecht) und die englische Elisabeth. Mit Schillers Meisterwerk „Maria Stuart" werden die 64. Bad Hersfelder Festspiele am Freitag, den 13. Juni, eröffnet. (Gudrun Schmidl) +++ (FESTSPIEL-STARS im Portrait /1) +++