Ohne sie für immer verloren
"Zerrissen - zernagt - zerfallen" - Zehn Jahre Buchpatenschaften

08.05.2014 / FULDA - „Zerrissen – zernagt – zerfallen – 10 Jahre Buchpatenschaften an der Hochschul- und Landesbibliothek Fulda" - so lautet der Titel der Ausstellung, die am Dienstag in der Hochschul-, Landes- und Stadtbibliothek am Bibraplatz eröffnet wurde und bis zum 1. Juli dort zu sehen sein wird. Gezeigt werden wertvolle historische Handschriften und Bücher aus fünf Jahrhunderten (12. bis 17. Jhd.), die durch Spenden vor dem Verfall gerettet werden konnten. Diese Gelder wurden und werden durch die Übernahme der „Buchpatenschaften" erbracht. In ihrer Begrüßung ging Dr. Elisabeth Ott, die Vorsitzende des Vereins der „Freunde und Förderer der Hochschul- und Landesbibliothek Fulda", auf die Notwendigkeit bestandserhaltender Maßnahmen in den Bibliotheken ein. Denn Schätzungen zufolge sind ca. 60 Millionen Bücher in deutschen Bibliotheken so bedroht, dass sie ohne Erhaltungsmaßnahmen unrettbar verloren sein werden.
Die Kosten seien immens und ohne die Unterstützung von Bürgerinnen und Bürgern, Städten und Kommunen, Unternehmen, Stiftungen und gemeinnützigen Vereinen nicht zu stemmen. Aus diesem Grund unterstütze der Förderverein seit 2004 als Buchpate die Restaurierung historischer Bestände der Hochschul- und Landesbibliothek (HLB) und mit ihm zahlreiche andere Spender aus Fulda und der Region. Mit der Ausstellung möchte sich der Verein bei seinen Mitgliedern, ohne deren Beiträge ein solches Engagement nicht möglich wäre, und allen Spendern recht herzlich bedanken. Sie trügen dazu bei, das Buch als eine herausragende Säule unseres kulturellen Gedächtnisses zu stützen.
Im Mittelpunkt der Eröffnungsveranstaltung stand der reich bebilderte Vortrag von Hans-Dieter Lomp, einem bekannten Restaurator aus Schlitz. Er ist gelernter Handwerksbuchbinder und hat an bedeutenden Bibliotheken in München, Wien, Jena und Leipzig umfassende Erfahrungen sammeln können. Am Beispiel der berühmten Welfenchronik, einer Pergamenthandschrift aus dem 12. Jahrhundert, die zum Bestand der HLB gehört und für die der Förderverein 2013 eine Buchpatenschaft übernommen hatte, erläuterte Lomp wichtige Grundsätze und Arbeitsabläufe. Wichtig sei, die Aura des Werkes zu erhalten und darauf die Restaurierungsmaßnahmen abzustimmen mit dem Ziel, den Verfall aufzuhalten.
Bei dem anschließenden Ausstellungsrundgang mussten Herr Lomp und Herr Weß, der Restaurator der HLB, viele Fragen beantworten, die sich bei den einzelnen Exponaten ergaben. Erstaunen über die große Anzahl der Bücher und Begeisterung über die Schätze, die die Hochschul- und Landesbibliothek Fulda besitzt, waren oft von den Besuchern zu vernehmen. Eine sehenswerte Ausstellung!Die Welfenchronik, die lange Zeit in der alten Schausammlung der HLB aufgeschlagen zu sehen war, bleibt aus konservatorischen Gründen geschlossen und wird nach Ende der Ausstellung für längere Zeit im klimatisierten Archiv „ausruhen". Dass sie trotzdem zu besichtigen ist, dafür sorgt ihr digitalisiertes Exemplar, jederzeit abrufbar im Internet.+++