NACHGEDACHT (70)
Nachtragend sein ist anstrengend?! - von Christina LEINWEBER
04.05.2014 / NACHGEDACHT (70) -
Warum merken wir uns nur immer so gut, dass uns jemand geärgert, verletzt oder angegriffen hat? Und warum tragen wir es diesem Menschen oft so lange nach? „Nachtragend sein" sind Wörter wie jede anderen, aber sie sagen mehr. Wenn wir es sind, tragen wir jemandem immer wieder eine Last hinterher. Etwas, das längt geschehen ist, spielt also in der Gegenwart immer noch eine Rolle – und es ist scheinbar nichts Leichtes.
Wir erleben es auch selbst oft, wenn Menschen unversöhnlich bleiben wollen: „Was du da gemacht hast" – „Wieso musste das sein" – „Kannst du mir das erklären" – wenn man das immer vorgehalten bekommt, wird es anstrengend. Wie das Wort schon sagt, es ist belastend – für jede zwischenmenschliche Beziehung. Wie lange kann man denn eigentlich solch ein Gewicht mit sich rumtragen?
Dass wir einmal böse und verärgert sein können, ist legitim. Wichtig ist aber, dass wir es dann auch wieder loslassen. Warum jede neue Begegnung mit dem Gift der Vergangenheit beschmutzen? Warum lassen wir alten Groll nicht los? Es hat seine Gründe, warum wir das tun sollten: Groll macht hässlich – wahrscheinlich nicht nur äußerlich, sondern besonders innerlich. Er wird irgendwann übermächtig und verdrängt das Gute in uns. Nicht mehr nachtragend zu sein, ist vielleicht schwer, aber es ist wie bei allem im Leben – man muss es üben. Und nicht gleich aufgeben. +++
ZUR PERSON: Christina Leinweber, 1988 geboren in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestudium für sie vorbestimmt und beschlossen. Es ging dann für vier Jahre Studium in die nächste Bischofsstadt Paderborn - hat inzwischen ihr 1. Staatsexamen in der Tasche und ist seit Anfang November im Schuldienst des Landes Hessen. Ihre Tätigkeit als Kolumnistin bei osthessen-news.de möchte sie auch in Zukunft fortsetzen. Sie selbst bezeichnet sich als liberal-theologisch und kommentiert (seit 70 Wochen) in der Serie "NACHGEDACHT" Dinge des Alltags aus ihrer persönlichen Sicht. +++