HINTERGRÜNDE einer Affäre

"Wer ohne Sünde ist..." - "E-Mail-Skandal" um SPD-MdB KÖMPEL


Collage: Hendrik Urbin

25.04.2014 / FULDA - Ein einziger Klick machte sie bundesweit bekannt und katapultierte sie in die Schlagzeilen. BILD.de-Topthema, Die Welt, T-online, Focus-Online: "Upps, falscher Adressat! | Peinliche E-Mail-Panne bei SPD-Politikerin", "Abgeordnete blamiert sich mit E-Mail" oder "Ich bin sehr erschrocken" sagte die SPD-Frau zu ihrer so genannten "Läster-Mail-Panne". Überall stand die osthessische Bundestagsabgeordnete Birgit Kömpel (SPD) aus Eichenzell-Büchenberg (Kreis Fulda) im Fokus. Ihr Konkurrent von der CDU dürfte sich trotz stärkster Bemühungen ziemlich ärgern. Kaum einer schafft es nämlich aus der letzten in die erste Reihe zu kommen - wegen einer harmlosen E-Mail.

Im Telefongespräch sagte Kömpel am Donnerstagabend zu osthessen-news.de: "Zu keiner Zeit wollte ich dem Verlag oder der Zeitung schaden. Offenbar wurde die mögliche Macht einer kleinen Abgeordneten völlig überschätzt. Eine Macht, die ich gar nicht habe und die ich gar nicht haben möchte." Mehr konnte und wollte die SPD-Frau nicht sagen.

Kömpel hatte versehentlich eine umgangssprachlich, lockere E-Mail an einen Politik-Redakteur der Fuldaer Zeitung geschickt. Eigentlich war die persönliche Nachricht an ihren Referenten Steffen Reith in Berlin gerichtet. Die Abgeordnete bemerkte den Fehler und rief den Zeitungs-Redakteur sofort an. Wie ON aus gut unterrichteten Kreisen erfuhr, soll telefonisch vereinbart worden sein, dass die E-Mail vernichtet wird und das Thema erledigt sei. 


Warum gab es dann doch einen "Wortbruch" und es kam zur Veröffentlichung? Wird in den oberen Chefetagen die ganz elektronische Post mitgelesen und anders bewertet als "unten"? War die Angst des Redakteurs vor den Verlags-Chefs zu groß? Wurde er unter Druck gesetzt? Viele Fragen zum Thema "Glaubwürdigkeit", deren Antworten wichtiger zu sein scheinen als vordergründige Scharmützel um den Wortlaut einer verärgerten Abgeordneten an ihren Referenten, der im übrigen ja selbst jahrelang der Lokalzeitung in führender Position angehörte.

Und seien wir mal ehrlich: wo in Deutschland gibt es eine Stadt, in der sich die Medien nicht auch "Feinde" machen und die darüber nachdenken, wie man sich "rächen" kann? Kein Grund jedoch, die Abgeordnete gleich als Staatsfeindin zu brandmarken oder zum Rücktritt aufzufordern. Wie heißt es doch so schön in der Bibel: "Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein".

Ein KOMMENTAR von Martin Angelstein und Christian P. Stadtfeld. +++


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