"Letzte Schicht!"
Chefwechsel im K+S Kaliwerk: FRIEDRICH (65) übergibt an MULDER (50)
24.04.2014 / NEUHOF -
Chefwechsel im K+S Kaliwerk Neuhof-Ellers (südlicher Kreis Fulda). Dieter Friedrich (65) übergibt am 30. April das Ruder an Laurens Mulder (50). An diesem Tag begeht er „seine letzte Schicht", wie er im EXKLUSIV-Gespräch mit osthessen-news.de erklärte. Neun Jahre stand Friedrich an der Spitze einer der größten Arbeitgeber in Osthessen. 750 Mitarbeiter, darunter 50 Auszubildende gehörten zu „seiner Mannschaft". Er hat als Manager viel bewegt, als Repräsentant den Bergbau weit über die Region hinaus vertreten und er war "Chef mit Leidenschaft", der akzeptiert und geschätzt wurde.
„Ich bin ausgeglichen, denn es war schon lange klar, dass der Tag kommt", sagte der Bergwerksdirektor mit einem Schmunzeln. Seine letzte Arbeitswoche war - wie immer - genau geplant: Besprechungen und Mitarbeiter-Gespräche am Dienstag, Geschäftsreise am Mittwoch und die große Abschiedstour auf dem Werksgelände am Donnerstag. Am Freitag wird Dieter Friedrich feierlich verabschiedet. Danach hat er noch drei Tage Urlaub. Fulda bleibt sein Lebensmittelpunkt. Zukünftig stehen vermehrt Gartenarbeit, Fahrradfahren, das Handicap im Golfspielen verbessern sowie die große Leidenschaft zur Fotografie auf der Agenda, so Friedrich. Seine Familie und die Freundschaften sollen mehr Aufmerksamkeit bekommen.
Der Werksleiter hat seine Aufgabe sehr ernst genommen. „Ich hatte eine klare Linie – besonders in den Bereichen Personalführung und im Umgang mit Menschen." Seine Schwerpunkte in fast zehn Jahren: die Zukunftssicherung des Werkes durch technische Erneuerungen und Instandhaltung, die Einführung neuer Verfahren, die Arbeitssicherheit und die Ausbildung junger Menschen. „Das ist unser Kapital." Ein Beweis für die gute Ausbildung, seit über 50 Jahren. „Wir haben nur Abschlüsse mit den Noten 1 und 2." Das Stammpersonal konnte von 2005 bis heute von 720 auf 750 Arbeitsplätze, also um plus 30 Stellen, aufgebaut werden. In dieser Zeit hat das Werk auch viel investiert: 160 Millionen Euro in neue Anlagen („zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit") und 160 Millionen Euro in Großreparaturen („um die Zukunftsfähigkeit zu erhalten").
„Herzlich und offen", so beschreibt Friedrich seine Mitarbeiter, "...und das steigert das Betriebsklima". Darauf ist und war er stolz – auch in schwierigen Zeiten wie in 2009, als aufgrund der wirtschaftlichen Lage auf dem Weltmarkt ein halbes Jahr Stillstand war. K+S führte die Kurzarbeit ein. „Die Zeit wurde sinnvoll genutzt um die Mannschaft in allen Bereichen weiterzubilden." Als beachtlich beschrieb Friedrich die Zeit danach. „Alle waren sofort wieder mit 100 Prozent dabei. Das zeigt Charakter und war in meinen Augen sehr positiv."
Laurens Mulder ist der Neue an der Spitze des vierköpfigen Management-Teams und oberster Chef des Kaliwerks. Er ist bereits seit Januar regelmäßig in Neuhof. Der studierte Verfahrenstechniker ist durch den Kauf des holländischen Unternehmens FRIMA (später: FRISIA) im Jahr 2000 zu K+S gekommen. Es folgten verschiedene Stationen beim Salz-Riesen ESCO, unter anderem in Hannover, und seit 2011 innerhalb der K+S KALI GmbH. Mulder ist verheiratet und hat zwei Töchter. Unter der Woche wohnt er in der Kaligemeinde Neuhof, am Wochenende zieht es ihn die Heimat: nach Borne (Niederlande). Einfache Strecke: rund 390 Kilometer, Fahrzeit: vier Stunden. „Das nehme ich in Kauf."
„Die Zukunft des Standorts sieht gut aus. Die Rohstofflage ist gut. Wir gehen den Weg weiter." Da sind sich Friedrich und Mulder einig. Nach derzeitiger Planung kann noch bis 2035 Kali abgebaut werden. „Die Entwicklung ist aber immer abhängig von der Nachfrage auf dem Kali-Weltmarkt."
Der neue Bergwerkschef steht jetzt aber vor einer großen Aufgabe. Der Konzern hat Vorgaben gemacht, 500 Millionen Euro in der gesamten K+S-Gruppe einzusparen. „Davon werden wir nicht verschont bleiben", sagte er zu ON. Dennoch stehen zwei große Projekte in den Ressorts Weitentwicklung und Aufbereitungstechnik auf dem Plan. Die Belegschaft müsse sich aber keine Gedanken um ihren Arbeitsplatz machen. „Ein Stellenabbau ist aktuell nicht geplant", sagte Mulder. Bei dem Sparprogramm gehe es vielmehr Anlagen- und Prozessoptimierung.
Der Bergbau lebt von Tradition. Die hat auch unter dem neuen Werksleiter eine „besonders hohe Bedeutung", betonte er - „auch in Zukunft werden wir diese Traditionen pflegen". Eine Leidenschaft des Holländers ist das Gleitschirmfliegen. Diesem Hobby will der 50-Jährige neben seinem Manager-Job in der Rhön nachgehen. In den nächsten Wochen stehen aber erst einmal eine Reihe von Antrittsbesuchen an. Für ihn ist klar: Mulder will längerfristig in Neuhof bleiben. Er tritt ein großes Erbe an, denn Dieter Friedrich übergibt ihm einen funktionierenden Betrieb und eine "perfekte" Mannschaft. (CHRISTIAN P. STADTFELD). +++