Abdulla C.: "Das ist unmenschlich"
Kein Urteil im Disko-Prozess: Entlastungszeuge für Angeklagten
23.04.2014 / FULDA -
Im September des vergangenen Jahres wollte der 22-jährige Abdulla C. einen Streit zwischen Bekannten und dem Angeklagten in der besagten Disco schlichten. Dazu habe er sich mit ausgestreckten Armen zwischen die Kontrahenten gestellt. Plötzlich trafen ihn Messerstiche, die er zunächst für Schläge hielt –sie sollten fatale Folgen haben. Zwerchfellschnitt, Dünndarmperforierung, Milzläsion und eine Magenverletzung waren die schweren körperlichen Verletzungen, die er davon trug.
Die Stimmung im Verhandlungssaal am Mittwochnachmittag ist angespannt. Bereits vor Einzug der Strafkammer und dem überraschenden Antrag zur Wiederaufnahme der Beweisführung herrscht aufgeheizte Stimmung. Ungewöhnlich vor Gericht: Der Angeklagte Celal G. und sein Opfer Abdulla C. verharren nicht schweigend, stattdessen tauschen sie immer wieder kurze Wortgefechte aus. Deutlich wird die Anspannung auch in den Publikumsreihen. Eine Angehörige des Opfers und Nebenklägers spricht immer wieder auf diesen ein, ist erkennbar aufgeregt. Ein Vollzugsbeamter bittet sie mehrfach um Ruhe. Mit Einzug der Strafkammer dann das Unerwartete: Anwalt Thomas Gaul erklärt seinen Antrag und bittet, den neuen Entlastungszeugen zu hören.
Als das Gericht von seiner Beratung zurückkehrt, steht fest, dass in diesem Prozess heute kein Urteil gefällt wird. Anwalt Gaul stellt seinen neuen Beweisantrag: Neben dem neuen Entlastungszeugen, einer Sicherheitskraft aus der Discothek, gebe es Videoaufzeichnungen. Diese sollen zeigen, wie der Angeklagte gegen Viertel vor zwei nachts von vier Personen angegriffen worden sei. Es sei deutlich erkennbar, dass er unter Alkoholeinfluss gestanden habe, angegriffen worden sei und sich zur Wehr gesetzt habe. Von Videomaterial habe die Strafkammer bisher nichts gewusst, erklärt Richter Josef Richter. Daher sei man entschlossen den Zeugen zu vernehmen. Sollten sich die Behauptungen des Zeugen als wahr erweisen, würde dies die gesamte Tatsituation verändern.
Ein schwerer Schlag für Opfer Abdulla G., sein Albtraum nimmt noch kein Ende. Seit dem Vorfall am September vergangenen Jahres leidet er unter einer posttraumatischen Belastungsstörung. Am 29. April muss er sich erneut der belastenden Situation stellen. „Ich bin schockiert", erklärt er gegenüber osthessen-news.de. Er wünsche sich Gerechtigkeit und ein baldiges Prozessende. Dass nun nach sieben Monaten plötzlich ein Entlastungszeuge aufgetaucht sein soll, hält er für fragwürdig. (Sabrina Ilona Teufel)+++