25 Jahre Grenzöffnung

Vier Kommunen im Werratal feiern "hüben wie drüben"

Die Brücke der Einheit verbindet Philippsthal und Vacha. Sie ist das Symbol der Wiedervereinigung im Werrratal

18.04.2014 / REGION - "Ich kann mich noch genau erinnern. Wir sind damals einen Tag nach der Grenzöffnung in den Westen gefahren. Die Menschen haben uns Apfelsinen und Bananen ins Auto geworfen", erinnert sich Martin Müller an jene Tage im November 1989. Damals mit sieben Jahren war er noch ein kleiner Junge, heute ist Müller Bürgermeister in Vacha. "Die Geschäfte in Philippsthal waren tagelang ausverkauft", berichtet sein Amtskollege aus dem Nachbarort, Ralf Orth. "Heute arbeiten wir Hand in Hand zusammen, die junge Generation kennt die Grenze ja nicht mehr", sagt Roland Ernst. Er ist Bürgermeister im thüringischen Unterbreizbach. Zu den Jungen, die die Wiedervereinigung eher von Erzählungen und Geschichtsbüchern kennen, zählt auch Hohenrodas Rathauschef Andre Stenda. Mit seinen 28 Jahren ist er Hessens jüngster Bürgermeister und damals gerade den Windeln entflohen.



Die Grenzöffnung zwischen Ost und West jährt sich in diesem Jahr zum 25. Mal. "Dieses Jubiläum ist optimal. Viele Zeitzeugen können berichten und erzählen. Die Zeit der Wende bleibt so lebendig", sagte Ernst am Donnerstagnachmittag während einer Presserunde im Unterbreizbacher Rathaus. Die vier Bürgermeister aus dem Werratal haben sich zusammengeschlossen. Die vier Kommunen feiern mit zahlreichen Festveranstaltungen 25 Jahre Grenzöffnung im Werra- und Ulstertal. Sie wollen die Menschen in der Region noch näher zusammenbringen. Für die jungen Leute ist dies heute schon selbstverständlich. Sie besuchen sich zum Beispiel gegenseitig auf Kirmesfeiern - egal ob in Hessen oder Thüringen. Und für die älteren Generationen hat sich wieder zusammengefunden, was jahrzehntelang durch den eisernen Zaun getrennt war. Und so ist es ein schönes Zeichen, dass Philippsthal, Vacha, Unterbreizbach und Hohenroda einen gemeinsamen Veranstaltungskalender initiiert haben.

Neben einigen Ausstellungen zur Grenzgeschichte bilden kulturelle, sportliche, kirchliche und gesellschaftliche Feste die Höhepunkte. Am 27. Mai zum Beispiel führt eine ökumenische Prozession mit Bläsern über die ehemalige Grenze. Am 17. Juni beginnt um 17 Uhr ein Konzert mit den Bergkapellen "Hattorf" und "Wintershall" auf dem Siechenberg an der Alt Herren Hütte in Philippsthal. Ein Fußballwochenende um den Pokal der Bürgermeister folgt vom 20 bis 22. Juni in Vacha. Am 6. Juli steigt das Bergmannsfest in Unterbreizbach. Ein Wanderwochenende entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze Anfang Oktober steht ebenso auf dem Programm wie die Festveranstaltung in Gedenken an die Grenzöffnung mit großem Feuerwerk am 12. November an der Brücke der Einheit.

Ein besonderer Höhepunkt wird sicher das Konzert von Ute Freudenberg und Christian Lais und Liveband am 9. November diesen Jahres in der Kreuzberghalle in Philippsthal. "Weißt Du noch?" oder "Wo hast Du von der Grenzöffnung erfahren?" - die Erinnerung an jene Tage im November 1989 werden lebendig und wird für so manche Freudenträne sorgen. Und das ist auch gut so. Weitere Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen gibt es bei den Gemeindeverwaltungen der vier Kommunen. (Hans-Hubertus Braune) +++

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