NACHGEDACHT (65)
"Schnell weg hier und verstecken" - Gedanken von Christina LEINWEBER
30.03.2014 / NACHGEDACHT (65) -
Ich war gerade am Rumschauen und Klamotten testen, da sehe ich einen alten Lehrer von mir. Verschämt gehe ich schnell in eine Zone, in der ich ausserhalb des Blickfeldes von ihm stehe. Ich verstecke mich und bin froh darüber, dass er mich nicht sieht. Nach ein paar Tagen denke ich mir aber, warum hast du das gemacht? Uns geht das allen oft so - wir sehen jemanden aus der Vergangenheit und wollen vermeiden, dass wir uns noch einmal mit dieser Person - mit dieser Geschichte unseres Lebens - auseinandersetzen müssen.
Denn wir können Personen nicht nur auch noch nach Jahren wiedererkennen, sondern wir erleben auch sofort die Gefühle wieder, die sie in uns vorgerufen hat. Dann läuft ein kurzer Film ab - und dann ist die Frage: Haben wir es verarbeitet oder nicht? Kommen wir mittlerweile mit diesen Gefühlen klar, sind sie vielleicht schwächer geworden? Ich hätte eigentlich mit diesem Lehrer kurz sprechen können, denn er war ein guter Lehrer.
Aber ich bin in die Rolle von damals zurückgerutscht - Schüler treffen ihre Lehrer nicht gern im privaten Bereich - wie beim Klamottensuchen - und dann stimmt es wohl, ich hab mich wie damals als Schülerin gefühlt und auch noch so gehandelt (Christina LEINWEBER). +++
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ZUR PERSON: Christina Leinweber, 1988 geboren in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestudium für sie vorbestimmt und beschlossen. Es ging dann für vier Jahre Studium in die nächste Bischofsstadt Paderborn - hat inzwischen ihr 1. Staatsexamen in der Tasche und ist seit Anfang November im Schuldienst des Landes Hessen. Ihre Tätigkeit als Kolumnistin bei osthessen-news.de möchte sie auch in Zukunft fortsetzen. Sie selbst bezeichnet sich als liberal-theologisch und kommentiert (seit 65 Wochen) in der Serie "NACHGEDACHT" Dinge des Alltags aus ihrer persönlichen Sicht. +++