Schweigend und so beängstigend

Performance zum KZ-Todesmarsch am 28.März 1945 - VIDEO



28.03.2014 / FULDA - 33 lebensgroße Figuren aus Eisen und Filz wurden am Freitag durch Fuldas Innenstadt getragen. In Erinnerung an die Opfer des Todesmarschs, der am 28. März 1945 auch durch Fulda führte. Zu Beginn der Performance stellte Prof. Peter Krahulec fest: "Erinnern fällt schwer, aber vielleicht hilft diese Schlüsselszene." Seine Forderung an die Teilnehmer: die Würde eines jeden Menschen zu achten und die Nächstenliebe zu leben, weil Empathie und Mitgefühl unabdingbar seien.


Schweigend bewegten sich die Teilnehmer der Performance durch die Löherstraße bis zum Gemüsemarkt. Es war ein beeindruckendes Szenario, das viele Menschen am Straßenrand stehen ließ und als "beängstigend" empfanden. Am Gemüsemarkt bildete sich ein Ring um die Figuren, wo Dr. Wolfgang Hamberger, Oberbürgermeister a.D. einige Worte sprach.

Seiner Meinung nach bedeutete diese Performance eine Art "lebendiger Akt des Geschichtsbewusstseins voller Scharm und Trauer". Er verwies darauf, dass der Nationalsozialismus sein Leid auch in der Bürgerschaft von Fulda hinterlassen habe. Man solle "erinnern, um nicht zu vergessen." Erinnerung sei immer wichtig, um die Geschichte der Menschen nicht zu verdrängen. Hamberger bezeichnete dieses "gemeinsam Erinnern" auch als "Mahnung an die Lebenden".

Es waren vor 69 Jahren die letzten Tage vor Kriegsende. Die Menschen in den Konzentrationslagern wussten nicht, wie nah die alliierten Truppen zu diesem Zeitpunkt bereits waren. Ihre Peiniger trieben sie quer durch das umkämpfte Land um sie an einem anderen Ort der Vernichtungsmaschinerie einsetzen zu können. Auf einem dieser Todesmärsche wurden KZ-Häftlinge vom Frankfurter KZ Katzbach aus durch Fulda getrieben. Am Hünfelder Bahnhof wurden etwa 280 Menschen in Züge verladen und nach Buchenwald bei Weimar gebracht. Von 300 Menschen überlebten nur 50 ihre Befreiung durch amerikanische Truppen im KZ.

Die Maintaler Künstlerin Ulrike Streck-Plath hat die Figuren angefertigt. Auf Initiative der Interessengemeinschaft Löherstraße und der Hochschule ist die Aktion nach Fulda gekommen. Im vergangenen Jahr fand der Erinnerungsgang in Hünfeld statt. (am)+++

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