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Schiefstes Gebäude der Welt in der Thüringer Rhön geplant // Osthessen|News

Kein Aprilscherz

Schiefstes Gebäude der Welt in der Thüringer Rhön geplant

Besucher- und Erlebniszentrum Hohe Geba mit Aussichtsturm – Blick von Süden mit Lageplan zur Erschließung

24.01.2014 / HOHE GEBA - In der Thüringer Rhön könnte in den nächsten zwei Jahren das schiefste Gebäude der Welt entstehen. Der Landkreis Schmalkalden-Meiningen plant auf der Hohen Geba (Gemeinde Rhönblick) gemeinsam mit den Anrainer-Kommunen ein Besucher- und Erlebniszentrum mit ganz besonderem architektonischen Charme: Auf dem 751 Meter hohen Tafelberg soll künftig ein mehr als 70 Meter hoher Aussichtsturm über die sanften Hügel der Rhön blicken lassen. Entsprechend der Erdachse würde sich das erhabene Bauwerk um 23,5 Grad in Nord-Süd-Richtung neigen. „Im ,Guinness-Buch der Rekorde’ ist das Capital Gate in Abu Dhabi mit einer Neigung von 18 Grad als schrägstes von Menschenhand geschaffenes Gebäude vermerkt. Das würden wir deutlich überbieten", kündigt Schmalkalden-Meiningens Landrat Peter Heimrich an, der das Projekt initiiert und forciert hat. Das beauftragte Schmalkalder Architekturbüro Bießmann+Büttner sieht einen möglichen Guinness-Buch-Rekord als zusätzlichen Ansporn.



„Auf diesen Fakt sind wir aber erst im Zuge der Projektplanung gestoßen", erklärt Planer Jens Büttner. „Entscheidend für den Entwurf waren die Aura und der Charakter des Berges sowie der Umgebung: Die Aussicht, die Naturgewalten, die Erhabenheit oder der einzigartige Nachthimmel." Letzterer offenbart nicht zuletzt astronomische Phänomene, wie das an nur wenigen Orten der Welt sichtbare Zodiakallicht. Nicht umsonst ist die Hohe Geba als Kernzone eines riesigen Sternenparks im Biosphärenreservat Thüringer Rhön vorgesehen.

Der Bezug zu astronomischen Phänomenen wird aber nicht nur an der Erdachsen-Neigung des Aussichtsbauwerks deutlich: So sollen am Turm befestigte Stahlseile eine ellipsenförmige Umlaufbahn tragen, die zu einem abenteuerlichen Rundgang in bis zu 30 Metern Höhe einladen wird. „Die ansteigende Umlaufbahn soll beweglich sein und ähnlich wie eine Wirbelsäule aus vielen einzelnen Segmenten bestehen", erklärt Architekt Jens Büttner. „Die begehbare Ellipse wird im Spiel der Naturgewalten schwingen und die Kraft der Natur auf der Geba für die Besucher spürbar und erlebbar machen." Natürlich würden diese - ähnlich wie bei einem Hochseilgarten – gesichert. Und selbstverständlich ist der TÜV in die Planungen bereits einbezogen und wird die Attraktionen des Besucher- und Erlebniszentrums prüfen und abnehmen. Apropos gesichert: Das spektakuläre Bauwerk soll übrigens mit Stahlbeton-Armen im Untergrund verankert werden. „Schon die Ankunft auf dem Berg soll ein Erlebnis sein", erklärt Planer Jens Büttner. Bei ansteigendem Gelände nähert sich der Besucher auf ebenem Wege und verschwindet so erst in der Landschaft und danach im unterirdischen Foyer."

Im Anschluss an den Empfangsbereich wartet bereits das nächste Highlight: Eine Ausstellung auf etwa 1200 Quadratmetern, die sich mit astronomischen Phänomenen, mit der Entstehung der Rhön sowie mit Wetter- und Naturereignissen auseinandersetzt. „Wir wollen den Gästen ein physisches und haptisches Erlebnis bieten", erklärt Bernhard Kehrer vom Berliner Studio klv. Die kreativen Köpfe aus der Hauptstadt sind seit vielen Jahren als Experten für interaktive Ausstellungen, Science Center, Markenwelten und Besucherzentren gefragt - aktuell etwa für die Neugestaltung des Spectrums in Berlin oder für das Romanticum Koblenz, dem Besucherzentrum zum UNESCO Welterbe Oberes Mittelrheintal.

In ihrer Storyline zum Geba-Projekt wird klv zusammen mit den Besuchern verschiedenen Fragen nachgehen: Wie schwer ist eine Tüte Milch auf dem Mond? Wie entstehen die Jahreszeiten? Oder wie fühlen sich Sprünge in der Schwerelosigkeit an? Interaktive und multimedialen Antworten hat klv bereits in der Pipeline. „Darüber hinaus werden wir mit Medienteleskopen arbeiten, mit einer Projektion des aktuellen Sonnenbildes auf dem Boden des Foyers, mit einem Lava-Lift oder mit einer riesengroßen Himmelskörper-Rutsche", erklärt Ausstellungs-Entwickler Kehrer. Mit einer Höhe von 52 Metern und einer Länge von rund 120 Metern könnte hier eine der größten überdachten Trockenrutschen der Welt entstehen.

Im Kopf des Turms sind Räumlichkeiten für Verpflegung und Seminare geplant. Auf dem Dach wird ein Sonnendeck am Tage wie nachts beeindruckende Ausblicke bieten. „Wir wollen auf der Hohen Geba ein Leuchtturmprojekt schaffen, mit dem wir touristische Impulse für die Thüringer Rhön und darüber hinaus erzielen", erklärt Landrat Heimrich. Für die 14-Millionen-Euro-Investition wird mit einer 90-prozentigen Förderung durch das Thüringer Wirtschaftsministerium gerechnet. „Ich bin dem Freistaat sehr dankbar dafür, dass er sich so klar zur Rhön bekennt", betont Heimrich. Ausschreibung und vielleicht sogar der Spatenstich könnten dieses Jahr noch erfolgen, im Jahr 2016 soll das Besucherzentrum auf der Hohen Geba öffnen.

Friedrich Kugler, Professor für Tourismuswirtschaft an der Fachhochschule Schmalkalden begleitet das Vorhaben aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht: „Wir haben uns an aktuellen Tourismustrends orientiert. Das Projekt soll authentisch sei, die Besonderheiten der Umgebung widerspiegeln und ein Erlebnis bieten", erklärt er. „Und zwar für ganz unterschiedliche Besuchergruppen." Kugler, der auch für das Betreiberkonzept zuständig ist, sieht bei der anvisierten Attraktivität die Zielgröße von 100.000 Besuchern als realistisch an. „Nach unseren Berechnungen könnte sich das Besucher- und Erlebniszentrum aber bereits bei etwa 80.000 Besuchern pro Jahr wirtschaftlich selbst tragen - und das bei sehr konservativer Kostenkalkulation und marktkonformen Preisvorstellungen."

Am MIttwochabend (23. Januar) wurde das Projekt der Öffentlichkeit erstmals vollumfänglich im Rahmen einer Gemeinderatssitzung in Helmershausen (Gemeinde Rhönblick) vorgestellt – inklusive der Wirtschaftlichkeitsberechnung und des Betreiberkonzepts. +++

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