"Bürgerliche Vollverkrampfung"

"Die Spanische Fliege" mit weiteren Terminen



01.01.2014 / HERBSTEIN - Tosender Applaus im vollbesetzten Haus bei der Premiere des Schwankes „Die Spanische Fliege" von Franz Arnold und Ernst Bach: Eine erneute Steigerung im Reigen der traditionellen jährlichen Theateraufführungen in Stockhausen konnte man bei der Premiere am 26.12. erleben. Unter der Regie von Christoph Kimpel brachte die Theatergruppe das packend witzige Verwirrspiel um Doppelmoral und bürgerliche Vollverkrampfung um den Ur-Berliner Mostrichfabrikanten Klinke auf die Bretter der Altefeldhalle.



Die Spanische Fliege ist eigentlich ein Käfer, der seine Bekanntheit vor allem seiner Darreichungsform als Potenzmittel verdankt, welches man gewinnt, wenn man den Käfer zermalmt, das aber schon in geringer Form toxisch wirkt. Nicht umsonst haben Arnold und Bach genau vor 100 Jahren die Uraufführung ihres Schwankes so genannt, denn die Spanische Fliege ist hier eine Tänzerin, die in frühen Jahren zahlreiche Affären mit betuchten Männern hatte und danach erhebliche Unterhaltsforderungen für angebliche Söhne stellte. Die inzwischen zu ehrenwerten Herren der besseren Gesellschaft aufgestiegenen Herren versuchten ihr Geheimnis zu verbergen, das aber durch einen unglücklichen Zufall auf zu fliegen droht und alle Beteiligten in die kuriosesten Verwechslungen und Verlegenheiten bringt.

Ein absoluter Klassiker, der in Stockhausen gekonnt authentisch, gespickt mit komödiantischem Elan und einem mit viel Liebe zum Detail gestalteten Bühnenbild umgesetzt wurde. Das Stück wurde in Berlin im Jahre 1913 uraufgeführt und genau da spielt auch das Geschehen in Stockhausen. Echt antikes Mobiliar, wertvolle originalgetreue Kostüme (man fühlt sich um 100 Jahre zurück versetzt) und perfekter Berliner und sächsischer Dialekt würzen die Stockhäuser Interpretierung der „Spanischen Fliege" zum Hochgenuss. Frank Lang in der Hauptrolle des Mostrichfabrikanten Ludwig Klinke „berlinerte" was das Zeug hielt; er ging aus sich heraus, er strahlte einmal mehr in einer glänzenden Paraderolle. Zum Kugeln unter anderem seine tiefschürfenden Dialoge mit Albert Wimmer alias Jürgen Kimpel. Hier erlebte man hautnah die schweren Sorgen zweier potentiellen Väter, die früher die gleiche Vorliebe hatten.


"Perfekt komödiantischer Sprachfehler"

Kimpel mimte seine Rolle mit einem perfekt komödiantischen Sprachfehler. Daniel Fritz bestach als sächselnder „Assyriologe" mit glänzender einfältiger Naivität und pulvertrockenem Humor und brachte das Publikum immer wieder zum Lachen. Weitere schauspielerische Höchstleistungen vollbrachte Karin Nies-Galfe als Ehefrau von Klinke, die Präsidentin der Vereins für Mutterschutz und Sittlichkeit. Paula Klinke alias Julia Wahl und ihre Freundin Wally alias Annemarie Eichenauer waren die jungen Damen, die mit ihrem köstlichen Duett immer wieder die Lage zurecht schaukelten. Der unerwünschte Bräutigam Dr. Gerlach (Sebastian Wahl) führte in seiner Rolle als die als einziger die Vergangenheit kennender Anwalt die Fäden im Stück und hatte es immer wieder auf den Herren des Hauses Ludwig Klinke abgesehen. Ralf Kaiser mimte den etwas trotteligen Verwandten Tiedemeier, der immer wieder als Opfer herhalten musste.

Im dritten Akt tauchen dann die richtigen Eltern vom Sachsen-Junior Assyriologen Meissel auf (Beate Eidmann und Hartmut Wahl), deren echte Identität natürlich nur die potentiellen Väter weder ahnen noch glauben und entsprechend agieren. Zu guter Letzt ist noch Lisa-Marie Wahl zu nennen, die als treusorgendes Hausmädchen im Berliner Dialekt die gute Seele des Hauses darstellte. Jeder redet am anderen vorbei, die Dialoge sind von den Autoren so perfekt formuliert, dass der Zuschauer es kaum glauben mag.

Restkarten sind evtl. noch erhältlich für die Vorstellungen am 03. Und 04. Januar 2014 sowie am 10. und 11. Januar 2014 bei Heizung Sanitär Fritz (TEL 06647/919191) sowie bei der Spar- und Darlehnskasse Stockhausen eG (TEL 06647/471).+++

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