"Unvermeidliche Entscheidung!" AUS für RhönENERGIE-Tochter TERRATHERM
23.12.2013 / FULDA -
Schlechte Nachrichten kurz vor Weihnachten. Die Terra Therm Erdwärme GmbH mit Sitz in der Fuldaer Heinrichstraße geht nach 15 Jahren vom Netz und wird "stillgelegt". 16 Mitarbeiter erhielten am vergangenen Mittwoch eine Kündigung. Das bestätigte Günter Bury, Vorstand und Geschäftsführer der RhönENERGIE, EXKLUSIV auf Nachfrage von osthessen-news.de am Sonntagabend. Dabei kündigte er an: „Wir haben allen Mitarbeitern eine Folgeaufgabe innerhalb unserer Firmengruppe angeboten. Niemand soll arbeitslos werden." Bury berichtete von Gesprächen mit allen Mitarbeitern und sprach von einer „sozialverträglichen Lösung". Für den Diplom-Ingenieur war es kein einfacher Schritt, denn er habe „das Schiff" quasi mit aufgebaut. „Da steckt Herzblut drin." Dennoch: für die Mitarbeiter war die Kündigung ein Schock, denn viele waren bis zum vergangen Freitag etwa als Monteure auf den Baustellen tätig.
Terra Therm ist eine 100 prozentige Tochtergesellschaft der RhönENERGIE Fulda GmbH. Sie wurde 1998 gegründet. Das Unternehmen soll komplett stillgelegt werden. „Wirtschaftliche Gründe" werden in den "betriebsbedingten Kündigungen" (ein Schreiben liegt der ON-Redaktion im Original vor) als Begründung aufgeführt. "Wir haben uns aus wirtschaftlichen Gründen entschlossen .... Dadurch fällt auch ihr Arbeitsplatz weg". Und wenig später heißt es: ""Wir bedauern dise für uns unvermeidliche Entscheidung".
Der Kündigungstermin unmittelbar vor Weihnachten stieß bei Mitarbeitern - die davon überrascht wurden - indirekt auf Kritik. Schließlich räumten selbst Finanzämter einen Art "Steuerfrieden" vor den Festtagen ein. Und besonders ärgerlich war es, dass die Mitarbeiter meist unterwegs auf Montage waren, während die "blauen Briefe" zuhause bei den Familien eintrafen.
Der Aufsichtsrat der RhönENGERGIE hat während der jüngsten Sitzung (17.12.2013) den Beschluss gefasst, das Tochterunternehmen Terra Therm stillzulegen. Terra Therm entstand laut Eigendarstellung auf der Webseite (www.terratherm.de) in den 90er-Jahren, "als sich der Siegeszug der Erdwärme-Technologie abzuzeichnen begann". TERRA THERM habe in diesem Zusammenhang wichtige Dienstleistungen übernommen: "Wir führen die Tiefenbohrungen für Erdwärmesonden durch und verlegen die Leitungen in die Heizzentrale. Diese Bohrungen ermöglichen überhaupt erst die Entnahme der in der Erde gespeicherten konstanten Wärme mittels einer Wärmepumpe. Diese Sole-/Wasser-Wärmepumpen ermöglichen es auch, Gebäude zu kühlen.Unsere erfahrenen Mitarbeiter verfügen über modernste Technik, beraten umfassend und erstellen eine individuelle Planung Ihrer Heizung und Kühlung. Wir erstellen auf Wunsch auch geologische Gutachten".
Eigenen Angaben zufolge hat das Unternehmen in den vergangenen Jahren viele hundert Tiefenbohrungen mit mehr als 500.000 Bohrmetern durchgeführt – für Privathäuser ebenso wie für Unternehmen (z. B. Verwaltungsgebäude), Öffentliche Auftraggeber und Institutionen (z. B. Schulgebäude, Kindergärten, Rathäuser oder auch das Frankfurter Museum Städel). "Das Interesse an der kostengünstigen und umweltschonenden Erdwärme-Technologie steigt ständig weiter – und damit auch die Nachfrage nach unseren Fachdienstleistungen".
Bereits im Juni 2012 hatte Mario Klotzsche, FDP-Fraktionsvorsitzender im Kreistag und Abgeordneter der Zwecksverbandsversammlung der ÜWAG, die Zukunft der Terra Thgerm kritisch hinterfragt. Wörtlich hieß es damals "Die auf Erdwärme spezialisierte ÜWAG-Tochter Terra-Therm hat in letzten 3 Jahren über 1,5 Mio. Euro an Verlusten erwirtschaft. Der Verlust in 2011 übersteigt das Eigenkapital der Gesellschaft sogar um mehr als das Doppelte. Terra-Therm kann sich im freien Wettbewerb nicht durchsetzen und lebt von internen Aufträgen der ÜWAG, die wohl auch noch höher angesetzt werden. Dieser Entwicklung kann man nicht tatenlos zusehen. Entweder das Geschäftsfeld wird zeitnah profitabel organisiert oder man muss sich davon trennen".
Und vor wenigen Tagen hat der Aufsichsrat der RhönENERIE Fulda den notwendigen Schlussstrich gezogen. „Eine Insolvenz haben wir ausgeschlossen. Uns ist als regionaler Energieversorger eine geordnete Abwicklung sehr wichtig", beschrieb Bury im ON-Interview das Vorgehen und nannte die Gewährleistungsansprüche der Kunden als einen Grund dafür. Falls es zu technischen Reklamationen komme, übernehme die Tochter SynEnergie. Bis April 2014 werde das Unternehmen langsam runtergefahren. „Die Firmierung bleibt allerdings bestehen, bis alle Gewährleistungsansprüche - spätestens in fünf Jahren - erloschen sind."
Und was passiert mit den 16 Mitarbeitern? Niemand solle arbeitslos werden, auch wenn zunächst rein formal die Kündigungen ausgesprochen würden. Laut Bury wechselten die beiden Auszubildenden zu den Töchtern "GKU" und zur SynEnergie. Weiterhin gebe es Job-Angebote etwa für die Biothan-Anlage oder in den Verwaltungsbereich. „Wir haben 260 Busfahrer. Da hat man eine hohe Fluktuation. Von daher könnten Terra Therm-Mitarbeiter auch in diesem Bereich arbeiten. Den Führerschein bezahlen wir."
Vermutungen, dass die RhönENERGIE jetzt unrentable Bereiche nach und nach abstoße, widersprach Bury ganz deutlich. Auf Nachfrage von osthessen-news.de erklärte er: „Alle anderen Tochtergesellschaften der RhönENERGIE schließen mit positiven Ergebnissen ab." Da gebe es also keinen Grund zur Sorge. (MARTIN ANGELSTEIN / CHRISTIAN P. STADTFELD). +++