Haben Sie Vorurteile? Gedanken von Christina LEINWEBER



01.12.2013 / NACHGEDACHT (47) - Achja, die lieben Klischees und das gute alte Schubladendenken – viele kennen es, viele wenden es an und viele verpönen es. Aber bestimmt hat jeder schon einmal gedacht: „Blond ist blöd", „Deutsche sind zu ernst" oder sonstiges. Und auch ich ertappe mich oft, dass ich jemanden beurteile, ohne mit ihm gesprochen zu haben – beziehungsweise ohne genug mit ihm gesprochen zu haben, um mir überhaupt eine Meinung bilden zu können.


Im Volksmund sagt man oft: „Es gibt keine zweite Chance für den ersten Eindruck." – Ja, richtig ist das. Aber es gibt genug Chancen, den vielleicht schlechten, ersten Eindruck zu revidieren. Diese Chancen muss man eigentlich jedem Menschen zugestehen, denn man selbst würde ja auch gern diese Chance erhalten. Und auch noch ein gutes Argument spricht dafür, dass man das mit den Klischees und dem Schubladendenken einfach mal lassen sollte:

Mit fast keinem Menschen sind wir tagtäglich 24 Stunden zusammen und das sieben Tage die Woche. Also können wir ihn gar nicht in eine Schublade stecken, weil wir ihn so gut wie gar nicht kennen. Oftmals sieht man manche Menschen nur stundenweise und in bestimmten Situationen. Wir können nicht wissen, ob der stoffelige Kollege zu Hause nicht ein wundervoller Familienvater ist. Oder ob die Blondine, die nach dem Weg fragte, nicht vielleicht einen Doktortitel in der Tasche hat.

Deswegen ist Obacht angesagt und die Goldenen Regel der Ethik zählt auch hier wieder einmal: Wenn man selbst nicht in eine Schublade gesteckt werden will, dann sollte man das auch nicht mit anderen tun. Toleranz ist oberste Priorität – besonders, um Vorurteile abzuwehren. +++


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ZUR PERSON: Christina Leinweber, 1988 geboren in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestudium für sie vorbestimmt und beschlossen. Es ging dann für vier Jahre Studium in die nächste Bischofsstadt Paderborn - hat inzwischen ihr 1. Staatsexamen in der Tasche und ist seit Anfang November im Schuldienst des Landes Hessen. Ihre Tätigkeit als Kolumnistin bei osthessen-news.de möchte sie auch in Zukunft fortsetzen. Sie selbst bezeichnet sich als liberal-theologisch und kommentiert (seit 47 Wochen) in der neuen Serie "NACHGEDACHT" Dinge des Alltags aus ihrer persönlichen Sicht. +++

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