"Verletzt und eingebrannt" - MAHNGANG im Gedenken an Reichspogromnacht

Mahngang am Sonntag durch die Fuldaer Innenstadt.

11.11.2013 / FULDA - Sie hat unauslöschbare Wunden hinterlassen und sich in die Köpfe eingebrannt: die Reichspogromnacht am 9. November 1938 - also vor 75 Jahren. Diese schlimmen Ereignisse nicht vergessen, sondern öffentlich machen - das ist einer Gruppe von Studenten der Hochschule Fulda ganz wichtig. Deshalb haben sie am gestrigen Sonntagnachmittag wieder einen Mahngang durch Fulda veranstaltet. "Wir gedenken der Judenverfolgung in der NS-Zeit", sagte eine Teilnehmerin zu osthessen-news.de. "Vor allem auch junge Leute sollen sich intensiv mit dieser Thematik auseinandersetzen." Im letzten Jahr hat das Studenten-Trio um Tim Wiewiorra, Dorothee Sommers und Tobias Engelhardt erstmals die Initiative ergriffen. 

60 Teilnehmer folgten dem Mahngang - vorbei an Schauplätzen der Pogrome und Orten jüdischen Lebens in der Domstadt. Die Marschroute führte vom Bahnhofsvorplatz über die Bahnhofsstraße zum ehemaligen jüdischen Friedhof in der Sturmiusstraße (Jerusalemplatz). Von dort zogen die Teilnehmer am Stadtschloss vorbei, zum Platz der ehemaligen Synagoge "Am Stockhaus" und dann über die Brauhausstraße zum jüdischen Gemeindezentrum in der Von-Schildeck-Straße. Über die Rhönstraße ging es zurück zum Bahnhof.

Am Ende war klar: "Wir haben wieder ein deutliches Zeichen gesetzt." Aufmerksamkeit erhielt die Gruppe in der gesamten Innenstadt: denn während der Menschenzug lief, wurden die Namen der jüdischen Gemeindemitglieder verlesen, die von den Nazis umgebracht wurden. Die Jüdische Gemeinde in Fulda hatte 1933 mehr als 1.100 Mitglieder. Um ihr Leben zu retten, mussten mehr als 950 Mitglieder emigrieren. 252 Juden wurden durch die Nationalsozialisten zwischen 1940 und 1942 in Todeslager deportiert.

Begleitet wurde der Mahngang - verbunden mit vielen Emotionen - von Beamten der Polizeistation Fulda im Streifenwagen und auf dem Motorrad. Diese Veranstaltung bildete der Auftakt der Aktionswochen gegen Antisemitismus in Fulda. Bis Mitte Dezember werden an insgesamt sieben Abenden verschiedene Themen kritisch beleuchtet. (Christian P. Stadtfeld). +++



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