Eine der ältesten Straßen Fuldas: Geschichts-Spaziergang durch Löherstraße

Irmgard Köhler mit "Löherstraße"-Geschichten

28.10.2013 / FULDA - Wie dem Rattenfänger von Hamel erging es am Samstag Irmgard Köhler beim "Geschichtlichen Spaziergang durch die Löherstraße". Die „Interessengemeinschaft Löherstraße" lud ein und eine Gruppe von rund 25 Interessierten fand sich ein. Mit alten Fotos ausgerüstet und sorgfältig recherchierten Informationen "ihrer" Löherstraße zog sie auch zufällig dazu gestoßene Passanten in ihren Bann. So wuchs die Gruppe langsam und beständig an.



Unterstützt wurde sie von Klaus H. Orth, dessen Buch "Fulda zu Fuß" nur einer der vielfältigen Quellen für die Hobby-Historikerin war. Vom Fuldaer Stadtarchiv bis hin zu Wikipedia reichten ihre Forschungen. Die Begeisterung für die Geschichte einer der ältesten Straßen Fuldas und diesen Teil des alten Handeslweges, der Via Regia zwischen Frankfurt und Leipzig, sprang auch auf die Zuhörer über. Für die Gäste zwischen 9 und 90 wurde so die Zeit der Gerber und Färber lebendig, deren Spuren die Kriegsbomben gut überstanden haben, nicht aber das Wirken kapitalkräftiger Investoren der jüngeren Vergangenheit.

So erinnerten sich beim Rundgang noch viele an die alten Geschäfte, Fabriken und die alte Leinenfärberei am heutigen Standort des Löherzentrums. Dessen bevorstehender Abriss erhitzte so einige Gemüter.

Wer weiß denn noch von dem Schuhfabrikanten, der Teppichweberei oder gar der Lehrschmiede in der Löherstraße? Dem Autohaus dort, und das aus dem kleinen Lebensmittelgeschäft "A & O Wehner" der Lebensmittel Großhändler Wehner Groma geworden ist? Dass noch heute in der Reinigung Lindenthal ein Meisterbrief "Textilfärber" hängt und das Bettenhaus Köhler am längsten dort ansässig und in Familienbesitz geblieben ist? Oder gar wo jetzt das CineStar Kino steht es einen Kiosk an der Ecke gab?

Dass vieles verschwunden und abgerissen wurde, ist zu bedauern, aber auch Gutes sei hier neu entstanden, betonte die "Stadtführerin für einen Tag". Als mit dem Bau der Eisenbahn die alte Handelsstraße an Bedeutung verloren habe und schon Ende des 18. Jahrhunderts Pferdegespann im Stau standen, weil die alten Stadttore zur Unterstadt zu eng waren, wurde der Trend begründet, Industrie am Rande der Stadt auf der "grünen Wiese zu errichten. So auch "die Wollgarn", die einst Heimat der "Bundespost" war und heute moderne Wohnungen, Büros und Studios bereithält. Allerdings beklagte Frau Köhler: "Wohnungen gibt es noch zu wenige in der Löherstraße, die Nachfrage ist groß".

Bei allem Bedauern, eines vermisst keiner heute mehr - den Geruch des Färberkanals. Auch das Rätsel der Frauenportraits an den Häuserfassaden und deren Bedeutung wurde gelüftet. Eine interessante Stunde lebendige Heimatgeschichte - die wie im Fluge verging. Vielleicht gibt es ja noch mal eine Wiederholung? Wenn ja, finden Sie sicher den Termin dazu rechtzeitig hier bei osthessen-news.de. (Bettina Masché) +++

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