Gefährliche Enge auf der Kreisstraße 4 bei Widdershausen.
Fotos: Hans-Hubertus Braune

25.10.2013 / HERINGEN (W.) - Die Kilometerbezeichnung wurde einfach zugeklebt, die Hinweisschilder umgedreht: Der einstige Verbindungspfad zwischen Widdershausen und Heringen (Werra) inmitten eines Naturschutzgebietes ist Geschichte. Das Problem dabei: Weder an der Kreisstraße nach Heringen oder der Kreisstraße über Leimbach nach Heringen gibt es einen Rad- oder Gehweg. Die Straßen sind schmall und werden von tonnenschweren Lastern genutzt. In Widdershausen führt die einzige Schwerlastbrücke weit und breit über die Werra. Bislang war der Pfad inmitten der Natur der einzige sichere Weg, um zu Fuß oder dem Fahrrad von Widdershausen aus in die nahe Stadt zu kommen. Der Landkreis hat einen Holzsteg, welcher durch das sumpfige Gebiet direkt an der Werra führte, abgerissen.



Statt Fahrradfahrer und Fußgänger sollen sich dort künftig kleine Tierchen wohlfühlen dürfen. Die Rede ist offenbar von Gelbbauchunken. Der Landkreis Hersfeld-Rotenburg legt die Tümpel als Ausgleichsmassnahme nach dem Umbau der nahegelegenen Kreisstraße 4 an.

Das Thema ist nicht neu, die Fraktionen im Heringen Stadtparlament favorisieren eine Lösung, nach der ein alter Weg entlang der Werra (am sogenannten Werra-Knie) wieder neu aufgebaut werde könne. Heringens Bürgermeister Hans Ries ist über die Vorgehensweise im Landratsamt sauer und hat Landrat Dr. Karl-Ernst Schmidt einen entsprechenden Brief geschrieben. Unter anderem heißt es in dem Schreiben, welches osthessen-news.de vorliegt: "Rücksichtslos musste dieser Weg weichen, damit Sie Ihre Tümpel für allerlei Getier und zum Ausgleich für die Höherlegung der K4 ausheben können Für die Menschen, die zu Fuß oder mit dem Rad zwischen den Stadtteilen unterwegs sind oder sein müssen, wird es nun auf den katastrophalen Straßen K4 und L3172, die im Wesentlichen von Schwerverkehr befahren werden, in höchstem Maße lebensgefährlich. Stören tut das demnach weder Sie noch die Vertreter des Landes."

Ries hat dem Landkreis eine Sondergenehmigung verweigert, um mit schweren Baugeräten zum Bau der Tümpel zu gelangen. Die Feldwege seien nur für Fahrzeuge bis 2,8 Tonnen zugelassen und daran habe sich auch der Landkreis zu halten. Der Bürgermeister möchte die unterschiedlichen Interessensgruppen an einen Tisch holen, hat jedoch bislang nach eigenen Angaben keine Reaktion vom Landrat erhalten. Die Baustelle an der Werra ruht nun offenbar erst einmal. Zu den Vorwürfen des Heringer Bürgermeisters wollte sich Landrat Schmidt auf Nachfrage von osthessen-news.de nicht äußern.

Für die Menschen in Widdershausen und den vielen Radtouristen, die diesen Teilabschnitt des Fernradweges auf der Mittellandroute von Dresden nach Aachen nutzen, ist dies ein wenig erfreulicher Zustand. Sie wünschen sich statt politischer Scharmützel einen Konsens und möglichst schnell einen sicheren Weg zwischen Heringen und dem rund 1.000 Einwohner zählenden Stadtteil Widdershausen. Zwischen tonnenschweren Kieslastern und Autos wollen sie weder laufen noch Rad fahren.

Sehen Sie zu diesem Thema unseren ausführlichen Videobeitrag. (Hans-Hubertus Braune) +++

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