Fotos: Anne Baumann/ Sascha Poldrack
15.10.2013 / FULDA -
Die Opfer: „Wir haben Angst, aus dem Haus zu gehen!"
Im Laufe der Hauptverhandlung ergab sich der Verlauf des Abends: Der 79-jährige Ehemann schaute in seinem Haus in Dipperz Fernsehen, während seine Frau im Keller bügelte. Er hörte Geräusche am Fenster und machte es auf. Das erwies sich als schwerer Fehler. Vier Personen seien nach seinen Angaben über ihn gestiegen „wie Katzen" und haben ihn zu Boden gedrückt. Im Schlafzimmer haben sie den Rentner dann am Boden mit Kabelbindern gefesselt und einer der Täter habe sich auf seinen Rücken gekniet, um ihn festzuhalten und eine Schusswaffe an den Kopf zu halten. Die anderen Täter durchsuchten derweil das Haus. Die 77-jährige Ehefrau, die Geräusche hörte, lief den Tätern direkt in die Arme und wurde ebenfalls mit Kabelbindern am Bett gefesselt. Unter Todesangst und Angst um ihren Mann verriet die Frau schließlich das Versteck von 800 Euro, die den Rentnern noch geblieben waren. Die beiden wurden nämlich bereits drei Wochen zuvor ausgeraubt, waren selbst aber zu diesem Zeitpunkt nicht im Hause. Während die Rentner all diese Vorgänge schilderten, weinten sie im Gericht, der Mann äußerte zwischen seinen schluchzenden Schilderungen auch immer wieder: „Wir haben doch gar nichts getan."
Der Angeklagte: "Zielgerichtetes Vorgehen bei dem Überfall"
Die Plädoyers und das Urteil: Menschenraub oder Freispruch?
Die Staatsanwaltschaft plädierte in dem Urteilsverfahren am Dienstag auf sieben Jahre und sechs Monate wegen „erpresserischen Menschenraub und Körperverletzung". Der Verteidiger plädierte auf Freispruch, da die Geschädigten den Angeklagten nicht identifizieren konnten.
Das Gericht unter Vorsitz von Richter Josef Richter verurteilte den Angeklagten gegen 15:00 Uhr am Dienstagnachmittag zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren und sechs Monaten. Für etwas mehr als ein Jahr kommt er zudem in eine Entzugsanstalt, in der er bei guter Führung seine Zeit im Gefängnis verkürzen könne. Richter Richter gab dem Angeklagten mit auf den Weg, dass dies "eine große Chance für ihn sei". Würde er sich weiterhin so kriminell verhalten, würde er seine drei Kinder für eine "lange, lange Zeit nicht sehen." (Anne Baumann) +++