„Orgel ist nicht gleich Orgel" - Erste Orgelfahrt für Vogelsberger Organisten
21.08.2012 / Schlitz -
Fünf heimische Exemplare der Königin der Instrumente hat Dekanatskirchenmusikerin Diana Rieger mit einigen Organisten aus dem Dekanat Vogelsberg unter die Lupe genommen. Am vergangenen Samstag tourte die kleine Gruppe durchs Schlitzer Land und besichtigte die Orgeln der evangelischen Kirchen in Schlitz, Hutzdorf, Queck, Sandlofs und Rimbach.An jeder Station gab es eine kurze Einführung zur Orgel und ihren Besonderheiten. Die Orgel in Sandlofs besitzt zum Beispiel kein Pedal und hat nur wenige noch dazu sehr kleine Tasten. So war es eine sehr erheiternde Überraschung für die anderen Teilnehmer, als Elke Turba auf „ihrem" Instrument sogar Popularmusik überzeugend spielte.Die Rimbacher Orgel lässt gar das „cis" bzw. „des" im Pedal und im Manual vermissen. Weil im 17. Jh. dieser Ton nur selten in Orgelkompositionen verwendet wurde, konnte man durch das Weglassen dieses Tons viel Material und Arbeitszeit einsparen. Für heutige Organisten sorgt diese Konstruktion allerdings immer wieder für ein ungewohntes Spielgefühl.
Die Vogelsberger Kirchenmusiker konnten jeweils auch selbst Hand anlegen und probierten an den verschiedenen Instrumenten klassische Stücke ebenso wie Swing, Jazz oder Pop. Mario Stucki, der regelmäßig in Rimbach spielt, musste einsehen: "Nicht auf jeder Orgel kann man Bach spielen." Katrin Turba aus Hutzdorf erkannte in dem Sandlofser Instrument ein wahres Museumsstück, das dem Organisten eine unkonventionelle Spielweise abverlangt. „Jede Orgel ist anders und immer wieder eine Herausforderung.", so die Erfahrung von Lisa Mest aus Wernges.Nicht nur in der Bauweise, sondern auch im Klang unterscheiden sich die verschiedenen Orgeln. Diana Rieger ermutigte die Organisten, das Ohr entscheiden zu lassen und auch mal alternative Registrierungen auszuprobieren, die nicht in der Literatur vorgeschlagen werden.Die Idee die heimische Orgellandschaft näher zu erkunden, war bereits Anfang dieses Jahres entstanden bei einem Organistentreffen.
Der Erfahrungsaustausch und der Einblick in die Vielfalt der heimischen Orgeln waren den Teilnehmern sehr wichtig. „So eine Fahrt ist eine tolle Sache. Das müssen wir unbedingt im nächsten Jahr wiederholen", so die einhellige Meinung.„Wer schon Erfahrung in Notenkunde und am Klavier hat, der bringt die wichtigsten Voraussetzungen für das Orgelspiel mit.", meint Diana Rieger, die den Organistennachwuchs im Vogelsberg fördert. Wer einmal probeweise an der Orgel sitzen möchte, um zu erfahren, ob das Orgelspiel eine neue Herausforderung sein könnte, kann sich bei Diana Rieger melden unter 06666/212 oder dekanatskirchenmusik.vb@gmx.deBILD: Die Orgel der evangelischen Kirche in Schlitz stammt aus dem 20. Jh. und war das größte der besichtigten Instrumente. Von links: Katrin Turba, Lisa Mest (an der Orgel), Pfarrer Johannes Wildner, Elke Turba, Diana Rieger und Mario Stucki.+++