Erfolg für Schulabgänger: Auch Förderschüler bekommen Ausbildungsplätze
28.06.2010 / Gersfeld -
Durch die Veränderung der Berufsanforderungen und die momentane wirtschaftliche Lage haben Jugendliche ohne oder mit niedrigem Schulabschluss nur selten eine Chance, am Arbeitsmarkt teilzunehmen: Sie gelten als marktbenachteiligt. Der direkte Übergang von der Schule in die duale Berufsausbildung ist diesen Jugendlichen kaum noch möglich. Einem geringen Teil der Jugendlichen gelingt dies nur durch intensive Zusammenarbeit von Elternhaus, Schule, Betrieben und der Agentur für Arbeit, wobei dann massiv die Gefahr von Ausbildungsabbrüchen droht. Um dem entgegenzuwirken muss der/dem Jugendlichen zusätzliche Betreuung und Hilfe angeboten werden.
Für die Jugendlichen aus Förderschulen der Lern- und Erziehungshilfe verschärft sich diese Situation insofern, als sie in ihrer Lebenslage gesellschaftlich eine geringe Akzeptanz erfahren. Die „Selektion“ in einer Schule für Lernhilfe bzw. in einer Schule für Erziehungshilfe hat nachteilige Auswirkungen für die berufliche Integration der Jugendlichen. Viele Betriebe sehen den Misserfolg einer Ausbildung dieser Schülerinnen und Schülern vorprogrammiert und bevorzugen Jugendliche mit höher qualifiziertem Abschluss.
Die Anne-Frank-Schule (Schule für Lernhilfe) in Gersfeld versucht diesem Phänomen schon seit Jahren entgegen zu wirken, indem sie durch individuelle Förderung den Jugendlichen fit für seine zukünftige Lebenswelt machen will, berichtete Schulleiter Gregor Walther. Damit dies gelinge, setze die Schule seit Jahren ein Berufsorientierungskonzept mit einem hohen Praxisanteil um. Die Mädchen und Jungen sollten notwendige Kompetenzen für die eigene Berufs- und Lebensplanung erlernen. Dies geschehe durch reale Einblicke in die Berufs- und Arbeitswelt, durch Hilfen zur Berufsfindung und durch den Aufbau von Orientierungshilfen für das Leben. Die realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten seien wesentlicher Bestandteil der erfolgreichen Berufsorientierung.
Dass dieses Konzept ein Weg ist, Jugendliche in den Ausbildungsmarkt zu integrieren, beweisen nach Angaben von Walther die Zahlen der 17 Abgängerinnen und Abgänger der Schule für Lernhilfe in Gersfeld am Ende dieses Schuljahres 2009/2010. So erreichten 12 Schülerinnen und Schüler in Kooperation mit der Rhönschule Gersfeld den Hauptschulabschluss, davon 7 den qualifizierenden. 12 haben bereits einen festen Ausbildungsvertrag in der Tasche. 2 absolvieren ein Vorbereitungspraktikum zur Altenpflege und 3 gehen weiter auf eine Schule.
Diese Zahlen sprechen für sich und beweisen, dass eine an der Praxis orientierte Hinführung in die Berufs- und Arbeitswelt erfolgversprechend ist. Ein Teil der Schülerinnen und Schüler wurden zwei Jahre gezielt in einer Praxisklasse-SchuB unterrichtet. Der andere Teil wurde ähnlich dem Praxisklasse-SchuB-Konzept beschult. Bei beiden Konzepten besuchten die Mädchen und Jungen mehrere Blockpraktika in unterschiedlichen Berufsfeldern und lernten wöchentlich zwei bzw. einen Tag/e in einem Betrieb. In der Schule wurden an den Berufen orientiert Basiskompetenzen entwickelt.
So erkannten die Schülerinnen und Schüler die Notwendigkeit, immer etwas Neues und Sinnvolles zu lernen und waren motiviert und bereit sich auf etwas Neues einzulassen. Dass diese Jugendlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten besitzen, beweisen die 12 Ausbildungsverträge. Auch wenn die Schülerinnen und Schüler die Schule verlassen, bietet die Schule weiterhin Hilfen an und dient bis Ende der Ausbildung und darüber hinaus immer als Ansprechpartner und gibt Hilfestellung. Dieses Konzept ist ein Beweis, dass es auch anders geht, sagte Schulleiter Gregor Walther. +++