Experten schlagen Alarm
Invasion im Landkreis: Waschbären werden zur echten Plage
Archivfotos: O|N / Laura Struppe
06.11.2025 / REGION -
Sie sehen putzig aus, wirken fast wie kleine Diebe mit ihren maskenhaften Gesichtern - doch für viele heimische Tierarten sind sie eine Katastrophe: Der Waschbär ist in Osthessen endgültig zur Plage geworden. Besonders im Landkreis Fulda schlagen Fachleute gegenüber OSTHESSEN|NEWS Alarm. Die Tiere vermehren sich rasant, richten enorme Schäden an und bedrohen inzwischen das ökologische Gleichgewicht in der Rhön.
Was einst vereinzelt begann, hat sich inzwischen zu einer regelrechten Invasion entwickelt. "Wir haben definitiv ein Waschbärproblem im Landkreis Fulda", erklärt die Jagdbehörde des Landkreises. Waschbären leben in großen Familienverbänden, vermehren sich stark und werden so für heimische Arten zur Bedrohung.
Raubzug in der Rhön
Die Auswirkungen sind dramatisch. Waschbären machen nicht nur Jagd auf erwachsene Tiere, sondern auch auf Eier und Jungvögel. "Auch für die Erhaltung bedrohter Amphibien- und Reptilienbestände stellen Waschbären eine große Gefahr dar. Sie suchen gezielt Laichgebiete auf und räubern die Eiablagen", so Herget.Erfolge durch Jagd - aber Gefahr bleibt groß
Ein wichtiger Schutzfaktor bleibt die gezielte Bejagung. "Die Prädatoren-Jagd, insbesondere auch des invasiven Waschbären, ist zur Sicherung der gefährdeten Bodenbrüterbestände besonders wichtig und wurde im Rahmen des EU-geförderten LIFE-Projekts Rhöner Bergwiesen umgesetzt", erklärt Herget.Auch nach Abschluss des Projekts soll die Bekämpfung des Waschbären fortgesetzt werden. Denn die Zahlen zeigen: Das Problem wächst weiter.
Abschusszahlen steigen Jahr für Jahr
Während im Jagdjahr 2019/2020 noch 1.640 Waschbären im Landkreis Fulda erlegt wurden, stieg die Zahl bis 2024/2025 auf 2.567 Tiere. Die Tendenz ist eindeutig steigend - und die Jagd wird weiter intensiviert. Das Land Hessen plant derzeit, das Jagdrecht anzupassen und Schonzeiten für Waschbären auszusetzen, um die Ausbreitung einzudämmen. Baumschutz und Abwehrmaßnahmen
Neben der Jagd werden im Biosphärenreservat auch technische Maßnahmen ergriffen, um die bedrohten Brutplätze zu schützen. An Horstbäumen von Rotmilan und Schwarzstorch werden Manschetten angebracht, die das Hochklettern der Tiere verhindern. "Gefährdet eingestufte Horstbäume von Rotmilan und Schwarzstorch werden mit Manschetten am Stamm versehen, um das Hochklettern der Waschbären zu verhindern", erläutert Herget.
Wenn der Waschbär beim Menschen einzieht
Doch nicht nur die Natur leidet unter dem pelzigen Eindringling - auch der Mensch bekommt zunehmend Probleme. "Für den Menschen ist der Waschbär häufig eine große Last - vor allem, wenn er es sich im heimischen Garten oder sogar im Haus gemütlich gemacht hat", so die Jagdbehörde. Einmal unterm Dach eingezogen, wird man die Tiere nur schwer wieder los. Als sogenannte Kulturfolger passen sie sich perfekt an das Leben in Dörfern und Städten an.Die Jagdbehörde rät deshalb: "Sorgen Sie dafür, dass der Waschbär erst gar nicht ins Haus kommt. Decken Sie Ihren Kompost ab, bringen Sie Vogelfutter abends ins Haus, verschließen Sie Mülltonnen, sichern Sie Dachrinnen und vergrämen Sie Waschbären mit lauter Musik, durch Bewegungsmelder oder Vorrichtungen, die automatisch Wasser versprühen." Wenn sich die Tiere zu sehr gestört fühlen, suchen sie sich meist ein anderes Revier. (Constantin von Butler) +++