Zwischen Tradition und Moderne

Hubertusmesse in der Stadtpfarrkirche: Klang der Hörner, Segen für Jungjäger

Am Freitagabend feierte die Jäger- und Gebrauchshundevereinigung Rhön-Vogelsberg die Hubertusmesse.
Alle Fotos: Martin Engel

02.11.2025 / FULDA - Eine ganz besondere Veranstaltung, die zur Tradition geworden ist! Wenn die sanften Töne der Jagdhörner durch die geschmückte Fuldaer Stadtpfarrkirche klingen und der Duft von Tannengrün und Kerzenwachs den Raum erfüllt, dann ist ganz gewiss wieder Hubertuszeit. Und in der Domstadt wird DAS natürlich gebührend zelebriert.



Am Freitagabend feierte die Jäger- und Gebrauchshundevereinigung (JGV) Rhön-Vogelsberg gemeinsam mit zahlreichen Gästen. Nicht fehlen durfte dabei der anschließende Jägerschlag.

Feier zu Ehren des Heiligen Hubertus

Ehrendomkapitular Stadtpfarrer Stefan Buß zelebrierte die Messe und erinnerte in seiner Predigt an den heiligen Hubertus, den Patron der Jägerinnen und Jäger. Dessen Lebensgeschichte, so Buß, sei bis heute ein Vorbild für eine verantwortungsvolle, von Achtung und Maß geprägte Jagd. "Sie ist nicht Selbstzweck, sondern Teil des großen Ganzen – der Schöpfung Gottes", sagte Buß. "Wahre Waidgerechtigkeit beginnt nicht mit der Waffe, sondern mit dem Herzen." Begleitet wurde der Gottesdienst musikalisch vom Bläsercorps der JGV Rhön-Vogelsberg sowie dem Parforcehorn-Corps Hoher Vogelsberg. Ihre festlichen Stücke verliehen dem Abend eine besondere Atmosphäre und unterstrichen die enge Verbindung zwischen Musik, Natur und jagdlicher Tradition.

Verantwortung für Wald und Wild

In seiner Ansprache betonte Stadtpfarrer Buß auch den Auftrag, den die Jagd mit sich bringt. Die Worte aus dem Buch Genesis "Macht euch die Erde untertan" seien nicht als Freibrief zur Beherrschung, sondern als Aufruf zur Fürsorge zu verstehen. "Als Jägerinnen und Jäger sind wir nicht Herren über das Wild, sondern Hüter des Gleichgewichts", sagte Buß. "Wenn wir in den Wald gehen, dürfen wir spüren: Gott ist da – in der Stille, im Atem des Windes, im Ruf des Kranichs, im Tritt des Rehs."

Ein besonderer Abend für die Jungjäger

Ein Höhepunkt des Abends war die feierliche Aufnahme der Jungjägerinnen und Jungjäger in die Gemeinschaft der Jägerschaft. Nach Monaten intensiver Ausbildung und bestandener Prüfungen erhielten sie im Rahmen des Gottesdienstes den traditionellen Jägerschlag. Pfarrer Buß segnete die neuen Mitglieder und gab ihnen mit auf den Weg, ihre Passion mit Achtung und Verantwortung zu leben: "Seid Jägerinnen und Jäger mit Verstand und Herz, mit Ehrfurcht vor dem Leben und mit Liebe zur Schöpfung."

Gedanken zur modernen Jagd

Dr. Rudolf Leinweber, Vorsitzender der JGV Rhön-Vogelsberg und Vizepräsident des Hessischen Landesjagdverbandes, griff die Worte des Pfarrers auf und richtete sich mit nachdenklichen Worten an die Anwesenden. Der Gedanke der Hubertusmesse, so Leinweber, solle "raus in die Reviere getragen werden". Er erinnerte daran, dass die Jagd im Wandel der Zeit auch neue Herausforderungen mit sich bringt: "Alles ist technisiert, oft überkompliziert. Wir arbeiten mit Gerätschaften, die Ältere vielleicht infrage stellen, die für die Jugend jedoch selbstverständlich sind – Drohnen, Wärmebildtechnik. Ich sage das nicht unkritisch, sondern weil diese Geräte manchmal anders genutzt werden, als es gedacht ist."

Unser eigenes Tun und Handeln hinterfragen

Leinweber rief dazu auf, sowohl erfahrene als auch Jungjäger miteinander ins Gespräch zu bringen: "Ich rufe die Älteren dazu auf, ihre Erfahrung und Haltung an die Jüngeren weiterzugeben – denn unser jagdliches Handeln und unser Lebenswandel sollten stets neu hinterfragt werden." Er erinnerte daran, dass waidgerechtes Jagen ein bewusster Umgang mit Wild und Natur sei – und dass zur Waidgerechtigkeit auch das Verzichten gehöre. "Es ist meist noch nicht zu spät, einen Wandel zu vollziehen und in allen Lebensbereichen Maß zu halten – auch bei unserer Passion." Mit einem Zitat von Hegendorf leitete Leinweber schließlich den feierlichen Jägerschlag ein: "Jagst du in Feld, Wald oder Au, jagst du auf Has’, Hirsch oder Sau, jagst du als Fürst, Herr oder Knecht – nicht Wer, das Wie macht waidgerecht."

"Der erste Schlag soll dich zum Jäger weihen"

In der "Vergebensbitte der Jungjäger" baten die neuen Mitglieder um Weisheit und Umsicht im Umgang mit der Natur: "Wenn wir uns selber überschätzen, weise uns den Weg zur Weisheit, die uns Behutsamkeit und Umsicht im Umgang mit den uns anvertrauten Grundlagen des Lebens lehrt. Wo wir Menschen uns das Leben von Mitgeschöpfen aneignen, lass Demut walten." Mit dem abschließenden Halali der Jagdhornbläser endete die Hubertusmesse in feierlicher Stimmung. So klang ein Abend aus, der mehr war als eine Tradition – ein Zeichen für gelebte Gemeinschaft, Verantwortung und Achtung vor der Schöpfung. (js/pm) +++

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