Hunderte Gäste sind bewegt
"Rhön-Kanzler" verabschiedet sich: Die ganze Gemeinde feiert Manfred Helfrich
Fotos: Carina Jirsch
01.11.2025 / POPPENHAUSEN (WAKU) -
Nach 24 Jahren im Amt - und 44 Jahren im öffentlichen Dienst - zieht sich der Christdemokrat nun auf eigenen Wunsch in den Ruhestand zurück. Am 31. Oktober endet offiziell seine Amtszeit, am 1. November übernimmt Alexandra Ballweg (parteilos) die Geschäfte im Rathaus. Sie hatte sich bei der Wahl am 29. Juni mit 60,6 Prozent der Stimmen klar gegen ihren Mitbewerber durchgesetzt. Damit beginnt für Poppenhausen eine neue Ära - nach einer Ära, die vor allem von Beständigkeit, Bürgernähe und Bodenhaftung geprägt war.
Ein Bürgermeister, der nie nur verwaltete
Manfred Helfrich war nie ein bloßer Verwalter. Er war Gestalter, Ideengeber und jemand, der für seine Gemeinde brannte. Seit dem 18. März 2001 stand er an der Spitze von Poppenhausen - mit 70,8 Prozent der Stimmen gewählt, vier Mal im Amt bestätigt. 24 Jahre Polizist und 24 Jahre Bürgermeister: "Jetzt reicht’s", um es in den Worten des "Rhön-Kanzlers" zusammenzufassen. Er hinterlässt eine Gemeinde, die in seiner Amtszeit enorm gewachsen ist - wirtschaftlich stabil, touristisch stark, mit gesunder Infrastruktur und funktionierenden Vereinen. Unter seiner Führung wurde Poppenhausen zur modernen Vorzeigekommune der Rhön - mit knapp einer Million Euro Schulden, aber acht Millionen Euro Rücklagen.
Lob, Dank und Wehmut im Von-Steinrück-Haus
Das zeigte sich auch am Freitag, als einer nach dem anderen ans Mikrofon trat. Landrat Bernd Woide (CDU) würdigte den scheidenden Bürgermeister mit eindrucksvollen Worten: "Manfred, du hast Poppenhausen geprägt - nicht nur durch das, was du geschaffen hast, sondern wie: mit Mut, Schaffenskraft, Zuversicht und Engagement. Du bist der Rhön-Kanzler." Christdemokrat mit Herz
Von den eigenen Reihen gab es ebenfalls nur Lob. CDU-Gemeindeverbandsvorsitzender Frank Brüssow sprach von einem Tag, "der bewegt". Helfrich habe Poppenhausen nicht nur verwaltet, sondern geführt und geprägt. "Unter deiner Führung wurde Poppenhausen modernisiert, der Tourismus ausgebaut und die Wirtschaft gestärkt. Du hast sichtbare und unsichtbare Spuren hinterlassen."
Emotionale Momente und persönliche Worte
Sichtlich bewegt zeigte sich Helfrich selbst, als er das Wort ergriff: "Eure Wertschätzung berührt mich sehr. Ich bin dankbar und ergriffen. Dass ihr alle da seid, macht mich glücklich." Besonders dankte er seiner Familie: "Liebe Regina, du hast es nicht immer leicht mit mir gehabt. Wenn meine Enkel gefragt wurden, wo der Opa wohnt, haben sie gesagt: im Rathaus." "Vertrauen, das bis heute gehalten hat"
Die rund 2800 Einwohner von Poppenhausen kennen ihren Bürgermeister als bodenständigen Menschen - einen, der zupackt, zuhört und immer präsent war. Das bestätigte auch Peter Schramm (FW), Erster Beigeordneter: "Schon nach kurzer Zeit haben wir ein Vertrauen aufgebaut, das bis heute gehalten hat."Pfarrer Jörg-Stefan Schütz brachte es mit typisch humorvollem Unterton auf den Punkt: "Kurze Predigten, lange Bratwürste - das war immer mein Motto: Wir konnten in Eintracht viel voranbringen."
Auch aus der Bürgermeister-Kreisversammlung kam viel Anerkennung. Sprecher Heiko Stolz (CDU) aus Neuhof sagte: "Wir verlieren einen Menschen, der uns gutgetan hat. Du hast dich durch Souveränität, Durchsetzungskraft und Gutherzigkeit ausgezeichnet. Ab morgen bist du der Rhön-Altkanzler."
Ein Abschied mit Musik - und einem Versprechen
Musikalisch begleiteten die "Rhöner Dudler", der Musikverein Cäcilia und die Band "Unplugged Rangers" den Abend - volkstümlich, emotional und würdevoll. Am Ende erhoben sich alle Gäste zu langen Standing Ovations für den Mann, der Poppenhausen fast ein Vierteljahrhundert geprägt hat. Zum Schluss übergab Alexandra Ballweg das Wort an ihren Vorgänger: "Heute beginnt deine amtsfreie Zeit. Die Gemeinde konnte sich immer auf dich verlassen. Danke für dein Engagement."Helfrich verabschiedete sich mit einem Satz, der typisch für ihn ist: "Irgendwann habe ich fertig." Doch wer ihn kennt, weiß - ganz fertig wird er nie sein. Denn der Rhön-Kanzler bleibt auch im Ruhestand ein Botschafter seiner Heimat. (Constantin von Butler) +++