Impuls von Stefan Buß: Was uns der Herbst über das Leben sagen kann
Stadtpfarrer Stefan Buß.
Archivfoto: O|N/ Carina Jirsch
29.10.2025 / FULDA -"Ich bin Stadtpfarrer Stefan Buß aus Fulda!" Wenn wir in diesen Tagen hinausgehen, spüren wir den Herbst in seiner ganzen Fülle: die Bäume leuchten in kräftigen Farben, die Luft ist klarer, die Tage kürzer. Es ist eine Zeit des Wandels, eine Zeit, die uns viel über das Leben lehren kann.
Der Herbst zeigt uns zunächst die Schönheit des Vergänglichen. Wenn die Blätter fallen, geschieht das nicht laut und dramatisch, sondern leise und würdevoll. So erinnert uns die Natur daran, dass auch das Ende, das Loslassen, seinen eigenen Glanz haben kann. Wir müssen nicht festhalten, was sich verändern will – wir dürfen es in Dankbarkeit loslassen.
Zugleich ist der Herbst eine Zeit der Ernte. Alles, was im Frühjahr gesät und im Sommer gepflegt wurde, bringt nun Frucht. Auch wir sind eingeladen, innezuhalten und zu schauen: Was ist in meinem Leben gereift? Wofür kann ich heute danken? Vielleicht sind es Beziehungen, vielleicht Erfahrungen, vielleicht innere Stärke, die gewachsen ist. Der Herbst lehrt uns Dankbarkeit für das, was geworden ist.
Doch der Herbst kündigt auch den Winter an – eine Phase der Stille, der Ruhe, des Rückzugs. Das kann uns Angst machen, denn wir Menschen scheuen das Dunkel. Aber gerade hier liegt eine wichtige Botschaft: Das Leben kennt Rhythmen. Nach dem Blühen kommt das Ruhen, nach der Ernte kommt die Stille – und danach wieder neues Leben. Der Herbst erzählt uns: Sterben ist nicht das Ende, sondern Teil eines größeren Kreislaufs. Schließlich zeigt uns der Herbst auch etwas über Weisheit. Ein Baum verliert im Herbst seine Blätter nicht aus Schwäche, sondern aus Stärke: er weiß, dass er Kraft sparen muss, um den Winter zu überstehen. Auch wir dürfen lernen, Ballast abzuwerfen, uns zu reduzieren auf das Wesentliche, um durch schwierige Zeiten getragen zu werden. So können wir den Herbst als Spiegel unseres eigenen Lebens verstehen: er spricht von Loslassen, von Dankbarkeit, von Vertrauen in die Rhythmen Gottes und von der Weisheit, im rechten Moment das Wesentliche zu erkennen.
Ein Gebet möge uns in diesen herbstlichen Tagen eine Begleitung sein:
Guter Gott, lehre uns, im Wandel des Herbstes deine Botschaft zu hören. Schenke uns Dankbarkeit für die Früchte unseres Lebens, Mut zum Loslassen und Vertrauen, dass du uns auch durch dunklere Zeiten führst – bis zum neuen Frühling deiner Gnade. Amen. (Stefan Buß)+++