"Das kann so nicht hingenommen werden"

Fahrplanänderung soll kommen: Schlüchtern ist dann kein Bahn-Halt mehr

Laut neustem Fahrplan soll Schlüchtern kein Halt der Bahnstrecke 3825 Würzburg-Schlüchtern/Flieden mehr sein.
Symbolfoto: O|N/Rene Kunze

07.10.2025 / REGION - Die Bahnverbindung Würzburg-Gemünden-Schlüchtern soll ab Dezember bereits in Flieden enden - dagegen wollen sich die Stadt Schlüchtern, die Gemeinde Sinntal und der Main-Kinzig-Kreis einsetzen. In einem offenen Brief haben sich Landrat Thorsten Stolz, Kreisbeigeordneter Jannik Marquart, Matthias Möller, Bürgermeister der Stadt Schlüchtern und Thomas Henfling, Bürgermeister der Gemeinde Sinntal an die Deutsche Bahn und den Rhein-Main-Verkehrsverbund gewandt.


Die Gemeinde Sinntal stehe mit dem Wegfall der Bahnstrecke 3825 Würzburg-Schlüchtern/Flieden vor einigen Herausforderungen. Wir veröffentlichen im Folgenden hier den offenen Brief der betroffenen Anliegerkommunen im Wortlaut:

"Sehr geehrter Herr Dr. Vornhusen,
sehr geehrter Herr Prof. Ringart,

die Unterzeichner dieses Schreibens möchten Sie auf einen drohenden Missstand im Schienenpersonennahverkehr im östlichen Main-Kinzig-Kreis hinweisen, den es abzuwenden gilt:

Mit dem Fahrplanwechsel am 14. Dezember 2025 ist beabsichtigt, den Bahnhof Schlüchtern nicht mehr von der bisherigen Bahnstrecke 3825 Würzburg-Gemünden-Schlüchtern anzudienen, sondern stattdessen die Verbindung am Bahnhaltepunkt Flieden enden zu lassen. Fahrgäste der Regionalbahn 53 müssten dann in Flieden aus- oder umsteigen.

Wie bereits verschiedentlich von Vertretern der Region angesprochen, ist diese Fahrplanänderung nicht nachvollziehbar und kann so nicht hingenommen werden. Die Unterzeichner dieses offenen Briefes fordern deshalb, diese Fahrplanänderung nicht zur Umsetzung zu bringen, sondern den Bahnhof Schlüchtern weiterhin wie bisher als Endhaltepunkt der Strecke 3825 vorzusehen.

Es ist allem voran darauf hinzuweisen, dass Schlüchtern im aktuellen Landesentwicklungsplans als 'Mittelzentrum Plus im Verdichtungsraum' ausgewiesen ist. Damit wird die hohe Zentralitätsfunktion der Stadt im oberen Kinzigtal unmissverständlich herausgestellt. Schlüchtern erfüllt eine zentrale Versorgungsfunktion für das gesamte Umland, die sich in vielfachen Formen ausdrückt.

Neben seiner Funktion als zentraler Einkaufsstandort, ist Schlüchtern Standort für alle Schulzweige, insbesondere der weiterführenden und beruflichen Schulen. Mit mehr als 3.000 Schülerinnen und Schülern täglich ist eine vollwertige Andienung des Bahnhofs Schlüchtern unumgänglich.

Zudem ist Schlüchtern mit den Main-Kinzig-Kliniken und zahlreichen Haus- und Facharztpraxen wichtiger Gesundheitsstandort in der überregionalen Gesundheitsversorgung. Auch die zahlreichen Alten– und Pflegeeinrichtungen unterstreichen diese herausragende Bedeutung.

Für die Gemeinde Sinntal stellt der Wegfall des Haltepunkts Schlüchtern eine deutliche Verschlechterung der Attraktivität als Wohnstandort dar. Für Berufspendler in das Rhein-MainGebiet wird die Bahn hierdurch zunehmend unattraktiv. Im Gemeindegebiet gibt es an der Strecke mit Jossa und Sterbfritz zwei Haltepunkte. Da die Gemeinde politisch zum Main-Kinzig-Kreis zählt, bestehen die weitaus meisten verkehrlichen Verflechtungen auch in den Main-Kinzig-Kreis hinein und nicht in den Landkreis Fulda.

Auch für die Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen, die zum Teil aus dem Landkreis Main-Spessart anreisen, stellen die geplanten Veränderungen eine erhebliche Verschlechterung dar. Ein Umstieg in Flieden erscheint unzumutbar, insbesondere, weil für viele Schüler bereits in Sterbfritz ein Umstieg notwendig ist. Es ist nicht nachvollziehbar, dass für eine Nahverbindung aus dem Sinntal an den nächsten Schulstandort zweimal umgestiegen werden muss und dadurch in ungünstiger Situation Wartezeiten um die 40 Minuten entstehen, obwohl entsprechende Gleis- und Straßeninfrastruktur vorhanden ist.

Auch touristisch bedeutet der Wegfall des Endhaltepunktes in Schlüchtern erhebliche Nachteile für die Region. Gerade die zunehmende Beliebtheit des Radtourismus findet in der Region attraktive Ziele und die Bemühungen intermodale Verkehrslösungen mit Bahn, Rad und Auto anzubieten, werden durch den Wegfall konterkariert.

Diese Fahrplanänderung widerspricht den Zielen des Landesentwicklungsplans und der Regionalplanung und verletzt den Grundsatz der Zentralörtlichkeit.

Im Hinblick auf die langfristige Erhaltung des Endhaltepunkts Schlüchtern, hat die Stadt in den letzten Jahren einen mittleren sechsstelligen Betrag aufgebracht, um den Bahnsteig zu sanieren und in Funktion zu halten. Auch deshalb ist es unverständlich, dass eine solch gravierende Fahrplanänderung ohne Beteiligung der betroffenen Städte und Gemeinden stillschweigend vorgenommen wird.

Wir fordern die Bahn und den RMV auf, den Endhaltepunkt am Bahnhof Schlüchtern für die Strecke 3825 langfristig zu erhalten und erwarten rechtzeitig vor dem Fahrplanwechsel eine entsprechend positive Stellungnahme der Verantwortlichen." (mis/pm) +++



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