Medizinische Kompetenzen bündeln

Das wird eine "Villa": Grundstein für Mega-Projekt am Klinikum gelegt

Die Vertreter des Klinikums Bad Hersfeld und der Politik legten am Mittwochmittag den Grundstein für den Erweiterungsbau Nord am Klinikum Bad Hersfeld
Fotos: Hans-Hubertus Braune

25.09.2025 / BAD HERSFELD - "Wir legen heute nicht nur das Fundament aus Betonmörtel, sondern auch ein Fundament für unsere Zukunft. Die Zukunft der Gesundheitsversorgung in Hersfeld-Rotenburg. Dieses Gelände steht für Aufbruch, Zuversicht, Vertrauen. Vertrauen in die vielfältigen Kompetenzen eines zusammenwachsenden Unternehmens und dessen Weiterentwicklung", sagte Klinikums-Chef Sebastian Mock am Mittwochmittag in Bad Hersfeld.



Vier riesige Baukrane sind bereits aus weiter Entfernung sichtbar und dokumentieren, dass sich oberhalb der Kreisstadt am Wehneberg ordentlich was bewegt. "Ein für Deutschland aktuell eher untypisches Bild", sagte Professor Peter R. Issing während der Feier zur Grundsteinlegung. Bund, Land und Landkreis investieren rund 180 Millionen Euro in den Neubau mit dem etwas sperrigen Begriff "Erweiterungsbau Nord".

Der neue Geschäftsführer erklärte während seiner Begrüßung: "Wir schaffen Raum für eine moderne und zukunftsorientierte Medizin. Hier entstehen unter anderem großzügige neue Stationen, ein hochmoderner Operationsbereich, Sterilisation, Intensivstationen, Radiologie, Funktionsdiagnostik und verbesserte Ambulanzstrukturen und ein völlig neu konzipierter Bereich der zentralen Notaufnahme. Damit verbessern wir nicht nur die medizinische Versorgung, sondern auch die Arbeitsbedingungen unserer Teams. Der Neubau ist Zukunft und Perspektive in Zeiten sich dynamisch wechselnder Rahmenbedingungen."

"Eine kluge und wichtige Entscheidung"

Landrat Torsten Warnecke ist froh, dass sich das Land Hessen mit dem damals zuständigen Minister Kai Klose (Bündnis 90/Die Grünen) für den Neubau entschieden habe. "Ich weiß nicht, ob sie nochmal so getroffen worden wäre, angesichts dessen, was wir im Moment an finanziellen Problemen insgesamt im Gesundheitswesen haben. Aber es ist sicherlich eine kluge und eine gute Entscheidung für den Landkreis Hersfeld-Rotenburg, denn dieser Regionalversorger dient eines Tages nicht allein. Ihnen, liebe Ärztinnen und Ärzte, den Pflegerinnen und Pflegern oder den technischen Dienstbeschäftigten. An der Spitze soll es in erster Linie den Patientinnen und Patienten unserer Region dienen."

"Uniklinik ist im Vergleich stinklangweilig"

Professor Dr. Marcus Franz (Ärztlicher Direktor Herz-Kreislauf-Zentrum): "Ein ganz wichtiger Moment. Ich bin ja, wie viele von Ihnen, vielleicht wissen, noch gar nicht so lange hier. Ich bin vor exakt 20 Monaten nach Hersfeld-Rotenburg gekommen und habe seitdem die große Freude, die ja auch eine große Herausforderung darstellt, den internistischen Schwerpunkt als Kardiologe einer modernen Herzmedizin sowohl am Herz-Kreislauf-Zentrum in Rotenburg als auch hier standortübergreifend im Klinikum zu vertreten und auch weiterzuentwickeln. Ich kann Ihnen zusammenfassend sagen, das Leben an einer Universitätsklinik ist stinklangweilig im Vergleich zum Leben als Chefarzt in Hersfeld-Rotenburg."

Professor Franz hob in seiner Rede zudem hervor: "Mit Blick auf diesen Erweiterungsbau Nord, wie er ja offiziell heißt, muss ich sagen, freue ich mich. Auch ganz sehr, dass das Herz-Kreislauf-Zentrum im Landkreis Hersfeld-Rotenburg hier ein neues Zuhause finden wird. Und Sie können mir glauben, das ist ein tolles Zuhause. Das ist kein Einfamilienhaus, das ist eine Villa. Und das, was uns hier erwartet, geht weit über den universitären Standort hinaus. Wir werden hier also ein tolles Zentrum haben. Und wir haben die Möglichkeit, durch das interdisziplinäre Zusammenarbeiten mit allen Fachdisziplinen unser Behandlungsspektrum zu erweitern."

Klinische Forschung im Fokus


Der ärztliche Direktor erklärte zudem: "Wir müssen uns um Forschung kümmern, um klinische Forschung. Nur so können wir, und da spreche ich jetzt mal in erster Linie für die Herz-Kreislauf-Medizin, weil nur davon habe ich Ahnung, können wir wettbewerbsfähig bleiben. Und auch um die Lehre müssen wir uns kümmern, sonst können wir den ärztlichen Nachwuchs aus eigenen Reihen nicht nachziehen, nicht gewinnen. Und Personal, das wissen wir alle, ist ein riesengroßes Problem. "

Chefarzt Professor Peter R. Issing (Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf-, Hals- und plastische Gesichtschirurgie): "Wir haben im Grunde mehrere Standorte gehabt und das war in meinen Augen in Bad Hersfeld ein großer Nachteil. Und es gelingt uns jetzt, die Medizin hier zukunftsfest aufzustellen und diese medizinischen Kompetenzen an einem Ort zu bündeln, was absoluter Standard ist. Das ist notwendig. Mit der Orthopädie ist es glaube ich schon recht gut gelungen, dass der Umzug, das ist ja auch nicht gerade trivial, hat glaube ich ganz gut geklappt."

Architekt Diplom-Ingenieur Mathias Kirschner nannte in seinem Grußwort einige eindrucksvollen Zahlen über das Großprojekt. Der Neubau umfasst insgesamt 193.000 Kubikmeter umbauten Raum. Die voraussichtliche Nutzfläche beträgt circa 18.000 Quadratmeter, die auf die verschiedenen Funktionsstellen verteilt werden. Bisher wurden 52.000 Kubikmeter Erde ausgehoben und 15.300 Kubikmeter Beton verbaut. Insgesamt wurden bisher 3.000 Tonnen Stahl verwendet. ⁠Die Baustelle ist gestuft angelegt und stellte durch aufwendige Gründungsarbeiten besondere Herausforderungen dar.

Kirschner dankte wie die Vorredner alle beteiligten Büros und Firmen für die bisherige Zusammenarbeit. Sein Dank richte sich ebenso an die Bauherrschaft sowie das ärztliche und pflegerische Team für die konstruktive Zusammenarbeit.

Hintergrund (Quelle: Klinikum Bad Hersfeld):

Durch den Erweiterungsbau wird das Klinikum am Standort Klinikum Bad Hersfeld künftig Platz für 654 Betten bieten (bisher 560 Betten) und ein umfangreiches Angebot an medizinischen Einrichtungen umfassen, darunter ein großes Notfallzentrum mit zentraler Notaufnahme, eine Stroke-Unit, ein TAVI-Zentrum, eine Chest Pain-Unit sowie ein zentraler OP-Bereich mit 8 Sälen, davon 2 Hybrid-OPs, 2 Herzchirurgie-OPs und ein Robotik-OP. Zudem werden zwei Intensivstationen mit je 14 Betten und zwei IMC-Stationen mit je 16 Betten eingerichtet. (Hans-Hubertus Braune) +++

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