Akademieabend in der Domstadt
"Einer der ältesten Flüchtlinge der Welt" - Franz Alt über den 14. Dalai Lama
Foto: Katholische Akademie
20.09.2025 / FULDA -
Am Donnerstagabend fand in der Katholischen Akademie Fulda ein bewegender Akademieabend mit dem Titel "Der 14. Dalai Lama und sein unermüdlicher Einsatz für die Freiheit Verfolgter und Entrechteter - Durch die Haltung innerer Friedfertigkeit und der bewegenden Kraft des Mitgefühls" statt. Über 60 Interessierte kamen, um den renommierten Journalisten, Theologen und Buchautor Dr. Franz Alt zu hören, der über Leben, Wirken und Spiritualität des 14. Dalai Lama referierte.
Durch den Abend führten Akademiedirektor Gunter Geiger und Alexandra Mann, Vorsitzende des Vereins Weltkloster e. V., der die Veranstaltung mitorganisierte. In ihrer Begrüßung charakterisierte Mann den Dalai Lama als einen Menschen, "der allen Menschen helfen will – nicht nur den Tibetern."
"Der 14. Dalai Lama und sein unermüdlicher Einsatz für die Freiheit Verfolgter und Entrechteter – durch die Haltung innerer Friedfertigkeit und der bewegenden Kraft des Mitgefühls." So lautete das Thema des Abends.
Auch der Dalai Lama wie viele Angehörige von Religionen glauben an eine Wiedergeburt. Deshalb sei es für den Dalai Lama im ureigenen Interesse der Menschen, die Erde gut zu erhalten. "Denn wenn ich wieder auf den Planet komme, dann will ich doch, dass es diesem gut geht", nennt Alt einen Gedanken des Dalai Lama.
Alt legt ein vehementes Plädoyer für erneuerbare Energie vor. "Die Energiewende kommt. Sonnenlicht und Wind gibt es ja kostenlos, das sind Geschenke des Himmels im Wortsinn." Dass Wirtschaftsministerin Reiche die Energiewende ausbremsen wolle, sei Unsinn.
Für den Dalai Lama ist laut Alt das gute Miteinander aller Lebewesen das Wichtigste. Deshalb ist für das geistliche Oberhaupt Ethik wichtiger als Religion. Denn: Wir Menschen zerstören die Umwelt, führen Kriege. Wegen der Religion / Konfession haben Christen Kriege geführt. Der Moskauer Patriarch Kyrill spricht beim Krieg in der Ukraine von einem "heiligen Krieg". Alt: "Eine schlimmere Gotteslästerung gibt es nicht."
Das Verhältnis von Ethik und Religionen umschreibt der Dalai Lama in einem Bild: Ethik ist wie Wasser. Die Religionen sind hingegen wie Tee, der durch Zugaben in Wasser entsteht, etwa die Teenblätter. Alt fügt hinzu: "Ethik ist angeboren, Religion anerzogen." Der Dalai Lama selbst lebt seit 1959 im Exil, ist damit "einer der ältesten Flüchtlinge der Welt". Mit Blick auf das Leid der Tibeter, das ihnen durch das chinesische Regime seit Jahrzehnten angetan wird, sagt der Journalist über den Dalai Lama. Von sechs Millionen Tibetern wurde Million ermordet – ein "kultureller Völkermord auf dem Dach der Welt", so der Referent.
Und wie denkt der Dalai Lama über seine Feinde – etwa in Peking? "Ich kenne keine Feinde. Es gibt nur Menschen, die ich noch nicht kennengelernt habe", zitiert Alt den Dalai Lama. Und: "Eine Welt, die Hitler und Stalin überlebt hat, wird auch einen überleben." Apropos Xi Jinping: Der Dalai Lama hat Alt einmal gesagt, er wolle 113 Jahre alt werden. Warum? "Dann kann ich die Chinesen noch lange ärgern." (pm/ems) +++