CDU bleibt konstant
Folgt der politische Umbruch? Grüne und AfD melden deutliche Zuwächse
Nach der Bundestagswahl 2025 zeigt sich ein gemischtes Bild bei den Parteien im Kreis Hersfeld-Rotenburg.
Symbolbild: Hendrik Urbin
08.07.2025 / REGION -
Wie wirkt sich die Bundestagswahl 2025 auf die politische Basis im Landkreis aus? OSTHESSEN|NEWS hat bei den Parteien im Kreis Hersfeld-Rotenburg nachgefragt, wie sich die Mitgliederzahlen seit dem Wahltag verändert haben. Das Bild ist gemischt: Während einige Kreisverbände deutliche Zuwächse verzeichnen, sehen andere kaum Bewegung oder verlieren leicht an Mitgliedern. Manche Parteien schweigen hingegen ganz.
Die CDU im Kreis Hersfeld-Rotenburg blickt nüchtern auf die Monate nach der Bundestagswahl: "Im Jahresvergleich 2025 zu 2024 ergibt sich ein Rückgang von rund drei Prozent", so der Kreisverband.
Zwar gleichen Neueintritte die Zahl der Austritte weitgehend aus, doch "der demografisch bedingte Rückgang durch verstorbene Mitglieder" lässt sich damit nicht vollständig kompensieren. Ursachen sieht die CDU nicht in kurzfristigen politischen Ausschlägen, sondern in langfristigen gesellschaftlichen Entwicklungen: "Eine abnehmende Milieubindung führt dazu, dass große Parteien – und große Organisationen im Allgemeinen – an Mitgliedern verlieren."
Die Entwicklung sei seit mehreren Jahren relativ konstant, auch die Bundestagswahl 2025 habe daran "nichts Grundlegendes geändert".
FDP bleibt stabil – junge Neueintritte zwischen 18 und 25 Jahren
"Vom Zeitpunkt der Bundestagswahl bis heute gab es nur relativ wenig Veränderungen", erklärt die FDP Hersfeld-Rotenburg auf Nachfrage.
Die Mitgliederzahl bleibe "stabil im unteren dreistelligen Bereich", Neueintritte und Austritte hielten sich die Waage. Besonders erfreulich sei, dass sich unter den Neumitgliedern viele junge Menschen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren befinden. Die FDP sieht sich damit als Partei mit einem durchaus soliden Kern: "Wir haben einen festen Stamm an Mitgliedern, die seit Jahren aktiv sind." Die Mitgliederentwicklung nach der Wahl beschreibt der Kreisverband als "eher stabil".
Grüne mit deutlichem Zuwachs – Sorgen um Klimaschutz und Rechtsruck
Bei den Grünen hat die Bundestagswahl deutliche Bewegungen ausgelöst – zumindest nach eigener Einschätzung: "Wir haben einen Mitgliederzuwachs von über 30 Prozent seit dem Ende der Ampelkoalition im letzten Jahr", so der Kreisverband.
Absolute Zahlen will man allerdings nicht nennen – der Vorstand habe beschlossen, hierzu keine Auskünfte mehr zu geben. Inhaltlich sieht man klare Gründe für den Anstieg: "Die Gründe für die Parteieintritte sehen wir in der Angst vor einem Roll-Back in Sachen Klimaschutz. Außerdem äußern viele Neumitglieder ihre Sorgen angesichts des zunehmenden Rechtsextremismus in der Gesellschaft." Die Altersstruktur der Neumitglieder sei breit gefächert – zwischen 30 und 70 Jahren –, eine dominierende Gruppe lasse sich nicht ausmachen.
AfD meldet 20 Prozent Wachstum
Auch die AfD im Kreis Hersfeld-Rotenburg spricht nach der Bundestagswahl von deutlichem Zuwachs: "Seit der Wahl ist unsere Mitgliederzahl um rund 20 Prozent gestiegen", teilt der Kreisverband mit. Konkrete Zahlen nennt die Partei nicht.
Als Begründung heißt es: "Solange unsere Mitglieder bedingt durch die fortgesetzte Meinungsbeeinflussung der öffentlichen Medien als Aussätzige behandelt werden", sei die Nennung nicht zumutbar. In der politischen Entwicklung nach der Wahl sieht die AfD eine zentrale Ursache: "Wenn der Wählerwille von den selbsternannten ‘demokratischen’ Parteien derart mit Füßen getreten wird, muss man sich über einen Sympathiezuwachs für die AfD nicht wundern."
Aus allen Bevölkerungsschichten würden Menschen der Partei beitreten – lediglich Beschäftigte im öffentlichen Dienst seien zurückhaltend, aus Sorge um berufliche Nachteile.
SPD und Linke äußern sich nicht
Keine Auskunft zur Mitgliederentwicklung seit der Bundestagswahl 2025 gaben die SPD und die Linke im Kreis Hersfeld-Rotenburg – trotz entsprechender Anfragen der Redaktion. (cb) +++