Der Stadtpfarrer bei O|N
"In Staub geschrieben" - "Ich bin Stadtpfarrer Stefan Buß aus Fulda!"
Archivfoto: Carina Jirsch
21.06.2025 / FULDA -
Jesus schrieb in der Geschichte in den Sand (Jo 8, 6b u. 8). Nicht einmal, sondern zweimal. Was schreibt er da? Das hat alle Zeiten die Bibelwissenschaftler schon interessiert. Die Evangelisten sagen es uns nicht. Vielleicht, weil es gar nicht darauf ankommt, was geschrieben wird – sondern wohin: in den Staub der Erde.
Ist das nicht eine revolutionäre Geste?
Und dann, nach seinem zweiten Schreiben in den Staub, sagt er den berühmten Satz: "Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein."
Keiner kann ihn werfen. Einer nach dem anderen geht. Und am Ende steht sie da – die Frau, die man steinigen wollte. Und Jesus?
Er richtet sie nicht. "Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr." Wir leben heute in einer Zeit, in der Urteile schnell gefällt sind – in Medien, in sozialen Netzwerken, manchmal auch in unseren Herzen. Aber Jesus lädt uns ein, unsere Urteile zu überdenken.
Er zeigt uns: Das Recht darf nicht ohne Gnade sein. Und das Gesetz darf nie gegen den Menschen gewendet werden.
Wenn Jesus in den Staub schreibt, dann erinnert er uns an etwas ganz Fundamentales: Auch wir sind aus Staub gemacht. Zerbrechlich. Fehlbar. Aber von Gott geliebt. Vielleicht ist das die größte Botschaft dieser Erzählung: Gottes Gnade und Barmherzigkeit ist größer als unsere Schuld.
Und sein Gesetz – so heilig es ist – ist immer auch im Staub geschrieben, offen für Veränderung, offen für Barmherzigkeit, offen für den Menschen. (Stefan Buß) +++