"Donald hat schlechte Laune"
Erster Wirtschaftstalk der IHK greift Trumps Zoll- und Wirtschaftspolitik auf
Fotos: Mediennetzwerk Hessen/Andreas Ungermann
06.06.2025 / FULDA -
Aktueller hätte das Thema für den ersten Fuldaer Wirtschaftstag der Industrie- und Handelskammer (IHK), der an die Stelle des Wirtschaftstages tritt, kaum sein können: US-Präsident Donald Trump und seine Wirtschafts- und Zollpolitik beschäftigten die rund 100 Gäste im Marmorsaal des Stadtschlosses.
"Die Region Fulda hat durch ihre jüngste Geschichte eine besondere Beziehung zu den USA", stellt IHK-Präsident Dr. Christian Gebhardt zu Beginn des ersten Wirtschaftstalks fest und verweist dabei auf die Stationierung US-amerikanischer Soldaten während des Kalten Krieges in Osthessen. Aber auch etliche Unternehmen aus der Region pflegten Geschäftsbeziehungen mit den USA und seien aktuell Unsicherheiten ausgesetzt – wie sehr, das sollen später noch Julia Uth (Uth GmbH), Hans-Joachim Finger (Hubtex) und Torsten Müller (Sartorius AG) bestätigen.
Die Formel, mit der Trump seine Zollsätze ermittelt habe, sei völlig willkürlich gewählt: der Handelsüberschuss eines Landes dividiert durch Gesamtexporte und dann grob gerundet. "Da hätten Sie auch die Tagestemperatur durch den Spritverbrauch eines amerikanischen SUVs teilen können. Das wäre genauso sinnvoll gewesen", konstatiert der Journalist, der bei der Rücknahme der Zölle auch nicht von einer Pause sprechen will. "Das ist immer noch eine Mega-Eskalation." Trumps Politik des Protektionismus, der Steuersenkungen für Unternehmen und Spitzenverdiener sowie der Energiepreissenkungen sei völlig stringent und nicht überraschend: "Man muss ihm nur zuhören."
Rückläufige Investitionsabsichten
Ein düsteres Bild der Lage zeichnet auch der Referatsleiter US-Handelspolitik der Deutschen Industrie- und Handelskammer, Paul Meyer. Die Erwartungen der Unternehmen seien schlecht, Investitionsabsichten rückläufig. Europa sei gefordert, stark, geeint und selbstsicher aufzutreten, fordert Meyer. Er plädiert zudem dafür, neue Märkte zu erkunden und zu erschließen.Müller, der für die Göttinger Sartorius AG arbeitet, geht indes davon aus, dass die Zölle ein kurzfristiges Thema seien. Bislang habe das in der Medizintechnik – und damit in einer Branche, in der die USA laut Meyer abhängig von Europa sind – tätige Unternehmen keine Lagerbestände verschoben, sondern Kapazitäten ausgeweitet. Weit größer sei seine Befürchtung, was passiere, wenn Trump auf die Idee käme, Ausfuhrzölle auf Softwareprodukte zu erheben. "Dagegen ist das, was wir gerade erleben, harmlos." (Andreas Ungermann) +++