"Hotspot der Artenvielfalt"
Das Grüne Band ist voller Leben: Deutschlands größte Insektenzählung startet
Fotos: Constantin von Butler
28.05.2025 / RHÖN -
Bei strahlendem Wetter fiel in der Rhön der Startschuss für ein einzigartiges Projekt: Entlang des ehemaligen innerdeutschen Grenzstreifens beginnt die bislang längste wissenschaftliche Arterfassung Deutschlands. Ziel ist es, das Grüne Band als UNESCO-Welterbe zu nominieren – ein Vorhaben, das nicht nur dem Naturschutz, sondern auch dem historischen Gedenken dient. Zahlreiche Gäste reisten dafür aus dem ganzen Bundesgebiet an.
Im länderübergreifenden UNESCO-Biosphärenreservat Rhön hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gemeinsam mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) ein großangelegtes Forschungsprojekt gestartet. Unter dem Titel "Arterfassung am Grünen Band" sollen in den kommenden Monaten auf einer Strecke von rund 1.400 Kilometern Insekten erfasst werden – darunter seltene Arten wie Schecken- und Dukatenfalter oder Wildbienen. Unterstützt wird das Vorhaben durch Fördermittel des BfN.
"Das Grüne Band ist ein Hotspot der Artenvielfalt"
Die Wahl des Auftaktortes ist kein Zufall: Die Rhön gilt als eine "Perle am Grünen Band" mit besonders hoher Artenvielfalt und vielen historischen Erinnerungsorten. "Neben dem Naturschutzwert ist auch die kulturhistorische Bedeutung des Grünen Bandes für die Nominierung als UNESCO Weltnatur- und -kulturerbe von großer Wichtigkeit", betont der BUND. Das Grüne Band soll Weltnatur- und -kulturerbe werden
Ziel der Erhebung ist es, eine wissenschaftliche Grundlage für die Anerkennung des Grünen Bandes als Weltnatur- und -kulturerbe zu schaffen. Dabei geht es nicht nur um den Erhalt einzelner Arten, sondern um die großräumige ökologische Funktion des Gebiets. Denn das Grüne Band wirkt als sogenannter Klimakorridor – ein Rückzugsort für Arten, die sich durch den Klimawandel neue, kühlere Lebensräume erschließen müssen. "Das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag, um die Insektenvielfalt entlang der Nord-Süd-Lebenslinie zu erforschen und lässt neue Erkenntnisse zur Funktion des Grünen Bandes als Klimakorridor erwarten", sagt BfN-Präsidentin Sabine Riewenherm. Arterfassung über 1.400 Kilometer
Sechs Teams sind von April bis August im Einsatz. Sie erfassen an 100 ausgewählten Standorten monatlich Insektenproben, die anschließend im Labor genetisch analysiert werden. Ziel ist eine möglichst vollständige Liste der vorkommenden Arten – ein bisher einmaliges Vorhaben in dieser Dimension. Prof. Dr. Hubert Weiger, Ehrenvorsitzender des BUND, betont: "Es ist ein ambitioniertes Vorhaben, das es bislang so noch nicht gab. Mit dieser ‚längsten‘ Arterfassung über fast 1.400 Kilometer legen wir auch die wissenschaftlich fundierte Basis für den Nachweis des außergewöhnlichen universellen Naturwertes des Grünen Bandes."